Bei den Kloten Flyers hat er seine erste Saison im Hockey-Management nicht ganz beendet. Bei den SCL Tigers hat Wolfgang Schickli nach 13 Monaten das Handtuch geworfen. Damit ist bei den SCL Tigers niemand mehr im Amt, der im letzten Herbst in leitender Position die Saison begonnen hat (Trainer, Ausländer, Manager).
Warum geht Wolfgang Schickli? Wohlweislich hüten sich alle vor einem öffentlichen Statement wie der Teufel vor dem geweihten Wasser. Denn es gibt keine vernünftigen fachlichen Gründe für die Trennung. Die SCL Tigers werden die Saison erstmals seit 1998 mit schwarzen Zahlen abschliessen und das knappe sportliche Scheitern im NLB-Finale kann schwerlich dem Manager angelastet werden.
Es geht um etwas anders. Um einen Kampf der Kulturen. Wolfang Schickli ist kein Leisetreter. Der Abkömmling eines alten Ostschweizer Geschlechtes verbindet Zürcher Selbstvertrauen mit preussischer Konfliktlust. Er personifiziert das «Yes, we can – gringsvorah». Präsident Peter Jakob ist auch ein Mann der Tat. Sonst hätte er ja die Sanierung des Hockeytempels mit insgesamt 15 Millionen aus dem eigenen und 15 Millionen aus der Gemeindekasse nicht orchestrieren können. Aber im Wesen und Wirken ist er ein Mann des Ausgleichs und der feinen Töne. Er personifiziert eher das gut bernische «Nid eso gschprängt, aber geng e chli hü» («Nur nichts überstürzen, aber trotzdem zielstrebig vorwärts machen.»)
Im Dorfe war der Konflikt zwischen dem Präsidenten und dem Manager seit einiger Zeit ein Thema, und es wurde Peter Jakob von allen Seiten immer wieder ans Herz gelegt, sich doch mit dem Manager zu vertragen. Aber es ging einfach nicht mehr. Eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen den zwei Alphatieren war nicht mehr möglich.
Nicht unterschiedliche Strategien haben zum Eklat geführt. Zurück in die NLA wollten beide. Der Präsident und sein Manager. Aber Wolfgang Schickli hat einfach ein anderes Tempo als der Präsident vorgelegt. Und so hat er Anfang dieser Woche seine Kündigung eingereicht. Im Grunde ist er auf ganz ähnliche Art und Weise gescheitert wie einst Heinz Schlatter.
Nun suchen die Langnauer einen neuen Manager. Nebst fachlichen Qualitäten ist viel Diplomatie gefragt: Er muss mit dem sensiblen Patriarchen Peter Jakob auskommen und Sitten und Bräuche im Lande Gotthelfs kennen. Der ideale Manager wäre einer mit dem politischen Gespür von Ruedi Zesiger und der Dynamik und den Beziehungen von Heinz Schlatter und Wolfgang Schickli. Ruedi Zesiger wollte man nicht mehr. Weil er, so die Meinung des Verwaltungsrates, als «Mänätscher» zu wenig dynamisch war und auf dem Gebiet der Geldbeschaffung die gesteckten Ziele nicht erreichte. Schlatter ging zusammen mit seinem Präsidenten Hans Grunder mit Karacho unter – und nun hat Wolfgang Schickli selber die Kündigung eingereicht.
Der Konflikt zwischen der Kaltluft des dynamischen Hockeygeschäftes und dem milden Klima der beschaulichen Gotthelfmentalität entlädt sich halt immer wieder in recht heftigen Gewittern. In der «Käserei in der Vehfreude», einem Klassiker der Weltliteratur, hat uns Jeremias Gotthelf die Schwierigkeiten beim Geschäften im Emmental anschaulich geschildert.
Wie geht es weiter? Einen Bürogeneral werden die Langnauer schon wieder finden. Manager kommen und gehen, die SCL Tigers bleiben bestehen. Möglicherweise gibt es aber mittelfristig einen Wechsel auf allerhöchster Ebene. Es ist keineswegs auszuschliessen, dass der mit Peter Jakob eng befreundete Fürsprecher Bernhard Antener dereinst das Tiger-Präsidium übernehmen könnte. Der dynamische Pragmatiker ist zurzeit als Präsident des grossen Rates der höchste Berner und beendet nach dieser Session seine kantonale Polit-Karriere. Fortan amtet er «nur» noch als Langnauer Gemeindepräsident.
Noch schliesst Antener den Einstieg ins Hockeygeschäft aus und sagt, ein Doppelmandat Gemeindepräsident und Vorsitzender der SCL Tigers sei zu heikel. Er hat vorerst noch die Besteigung des Kilimandscharo geplant. Wenn er dann vom höchsten Gipfel Afrikas zurück ist, könnte er seine Haltung in dieser Sache schon mittelfristig ändern. Und so wie es in der «Käserei in der Vehfreude» schliesslich und endlich noch gelungen ist, Käse zu produzieren und zu verkaufen, so ist nicht auszuschliessen, dass die Langnauer eines Tages wieder in die NLA zurückkehren werden.