Im letzten Gruppenspiel geht es um alles: Dänemark oder Deutschland im Viertelfinal. Die Deutschen verlieren nach Penaltys 1:2. Eine bittere Niederlage. In den letzten sieben Jahren hatten sie den Viertelfinal nur einmal verpasst. Auch in Herning und auch nach einer Penalty-Niederlage gegen Dänemark (2:3).
Der Start glückte mit drei Siegen ohne Glanz gegen Ungarn (6:1), Kasachstan (4:1) und Norwegen (5:2). Aber dann erholten sich die Deutschen von der demütigenden Niederlage gegen die Schweiz (1:5) nicht mehr. Sie verloren die restlichen Partien gegen die USA (3:6), Tschechien (1:5) und Dänemark (1:2 n.P.).
Haben also die Schweizer den Deutschen den Stecker gezogen? Diese polemische, aber durchaus berechtigte Frage mag Bundestrainer Harold Kreis nicht mit «Ja» beantworten. Immerhin sagt er:
Aber tatsächlich ging durch die Niederlage gegen die Schweiz eine entscheidende Prise Selbstvertrauen verloren. Verlieren ist gegen die Schweiz kein Problem und keine Schande. Aber völlige Chancenlosigkeit gegen diesen Gegner entspricht nicht dem deutschen Hockey-Selbstverständnis. Die Unsicherheit kroch wie Schwefelgeruch in die Ausrüstungen und spielte in den letzten vier Partien und beim Untergang gegen Dänemark eine wichtige Rolle.
Schillerfalter Dominik Kahun brillierte bei gutem spielerischem Wetter mit seiner Kunst (7 Spiele/7 Punkte) wie an einem guten Abend in der helvetischen Liga. Aber im entscheidenden Moment vermochte er die Flügel nicht mehr zu entfalten: Kein Skorerpunkt und gescheitert beim letzten Penalty gegen Dänemark. Schmetterlinge beissen eben nicht.
In seiner freundlichen Art bringt er das missglückte Turnier auf den Punkt:
Stark vereinfach erklärt, was er damit meint: Eine besondere Qualität des deutschen Spiels ist die Geschlossenheit des Fünferblocks in allen drei Zonen. Die Räume sind eng, die Gegenspieler bleiben oft schon in der neutralen Zone hängen. Auch bei der Störarbeit in der gegnerischen Zone und bei Puckbesitz in der Offensive bleiben Zusammenhalt und Staffelung gewahrt. Diese Geschlossenheit erreichte die Mannschaft gegen die Grossen nur in einzelnen Phasen. Deshalb war sie gegen die Schweiz, die USA und Tschechien chancenlos. Immer wieder verliess einer die taktische Wagenburg, lief auf und davon und öffneten Lücken.
NHL-Star Tim Stützles emsiges Bemühen geriet manchmal zur Solonummer. Er erzielte trotzdem keinen einzigen Treffer. Wenn Harold Kreis sagt, am Einsatz habe es nicht gefehlt und die Stimmung in der Mannschaft sei gut gewesen, dann hat er zweifellos recht. Es fehlte nicht am Willen, auch nicht an der Leidenschaft. Aber im alles entscheidenden letzten Spiel gegen die Dänen am Timing, an der Präzision, am offensiven Mut, an der Kreativität.
Die Männer von Harold Kreis hatten bei weitem genug Talent, um die letzte Partie gegen die Dänen in der Offensive zu entscheiden. Aber sie hatten nicht mehr genug Selbstvertrauen, um Eishockey zu spielen. Vor allem nach dem 1:0 wurde aus Spiel definitiv Arbeit. Mühselige Arbeit. Aber eben nicht mit der in den letzten Jahren gezeigten Disziplin und Geschlossenheit. Die Wagenburg hielt nicht. Es fehlte eine Prise Hans Zach.
NHL-Star Nikolaj Ehlers, der Sohn der Trainerlegende Heinz Ehlers, am Vormittag aus Nordamerika eingeflogen, schloss einen brillanten Spielzug mit dem 1:1 ab. Verlängerung. Penalty-Entscheidung. Beim Duell Mann gegen Mann entscheidet die spielerische Leichtigkeit, die Schlauheit, die Lockerheit. Also das spielerische Element.
Die Penalty-Entscheidung eine Lotterie? Nicht in diesem Fall. Wer Eishockey arbeitet, statt spielt, kann keine Penalty-Lotterie gewinnen.
Von den deutschen "NHLer" kam deutlich zu wenig, bleibt nun zu hoffen das die schweizer NHL Spieler nun noch einen Gang höher schalten.