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Wer in Lausanne 6:2 gewinnt, wird die Playoffs nicht verpassen. Lugano wird unter Doug Shedden ein Anwärter auf den Titel. Nun wird erstmals die Handschrift des Kanadiers sichtbar. Bereits zeigt sich: die populäre Behauptung, dass Lugano zu viele Häuptlinge und zu wenig Indianer habe, ist ein Irrtum. Beim diesem 6:2 hat die dritte Linie zwei Treffer erzielt. Lugano spielt gegen ein zähes, hartnäckiges Lausanne härter und intensiver. Das will etwas heissen.
Eine verlässliche Beurteilung Luganos ist eigentlich ganz einfach. Sage mir wie Damien Brunner spielt und ich sage dir wie es um die Mannschaft steht.
Der Transfer von Damien Brunner scheint im Dezember 2014 aus Lugano ein Meisterteam zu machen. Der NLA-Topskorer der Saison 2011/12 hat sein Nordamerika-Abenteuer nach 135 NHL-Spielen für Detroit und New Jersey (30 Tore/37 Assists) abgebrochen. Vieles spricht dafür, dass er das letzte Teilchen eines Meister-Puzzles sein wird.
Die Zuversicht war ein Irrtum. Es ist ganz anders gekommen. Patrick Fischers Lugano scheitert im Frühjahr 2015 auch mit Damien Brunner gegen Servette in der ersten Playoffrunde. Und im Herbst ist das nominell «Grande Lugano» nicht mehr aus den Startlöchern gekommen und auf den letzten Platz abgerutscht. Patrick Fischer muss am 22. Oktober gehen. Trotz Vertrag bis 2018.
Warum ist Patrick Fischer gescheitert? Natürlich geht es immer auch um Taktik und Trainingsgestaltung. Aber am Ende des Tages entscheidet die Beziehung zwischen dem Trainer und seinen wichtigsten Spieler. Kein Trainer der Welt bleibt im Amt, wenn er den teuersten und wichtigsten Spieler seiner Mannschaft nicht versteht.
Patrick Fischer hat Damien Brunner nicht verstanden. Er hat ihn schliesslich unter die Wolldecke gesteckt. Es war der Anfang vom Ende. Damien Brunner ist ein Spieler im besten Wortsinne. Sein Eishockey ist Spiel. Nicht Arbeit. Jeder Versuch eines Trainers, diesen Vollblutskorer und Künstler zum Hockeysoldaten zu degradieren, endet mit der Amtsenthebung.
So vernünftig es tönt, dass sich jeder in die Mannschaft unterzuordnen habe, dass die Mannschaft wichtiger sei als der einzelne Spieler – so falsch ist dieser sportliche Sozialismus im Falle von Damien Brunner. Nur ein Trainer, der ihm Freiheiten zugesteht und Fehler verzeiht, bekommt von ihm Tore, Tore, Tore. Patrick Fischer war nicht selbstsicher genug, um einen Spieler wie Damien Brunner richtig führen zu können.
Damien Brunner kommt im Herbst 2008 von den Kloten Flyers zum EV Zug. Doug Shedden macht aus dem verkannten Talent und Viertlinienspieler einen NLA-Topskorer und NHL-Stürmer. Der Kanadier sagt, er habe mit Damien Brunner von allem Anfang an eine ganz besondere Beziehung gehabt. Geprägt von Krach und Zuneigung. «Ich war mit ihm oft sehr hart. Weil ich wollte, dass er etwas aus seinem Talent macht. Er muss dorthin gehen, wo es Schläge gibt, er muss laufen und in Bewegung sein.» Es gebe nicht viele Stürmer mit einem so guten Gespür für Spielsituationen.
Frage an Doug Shedden: Hat er nach seinem Amtsantritt in Lugano erst einmal mit Damien Brunner ein paar Einzelgespräche geführt? «Ja, das haben wird.» Und was war die Botschaft? «Ich habe ihm gesagt, dass die Ferien nun zu Ende sind.» Damien Brunner weiss sehr wohl, was er diesem Trainer verdankt. Doug Shedden habe ihn gepusht und ihm klargemacht, gut genug für die NHL zu sein.
Der neue Trainer hat das Spiel Luganos mit den ersten taktischen Handgriffen vereinfacht. Gelassenheit, Selbstvertrauen und Ruhe sind zurückgekehrt. Wenn eine so talentierte Mannschaft einfach spielt und die Fehlerquote reduziert, dann gewinnt sie die meisten Spiele. Wir werden dieses 6:2 im Rückblick als den Beginn einer Renaissance des Grande Lugano erkennen. Zum Titel fehlt wohl nur noch ein grosser Torhüter. Aber wie es ist, wenn am Ende der Torhüter nicht gut genug ist, weiss Doug Shedden aus seiner Zeit beim EV Zug ja bestens.
Damien Brunner hat am Dienstag beim 6:2 gegen Lausanne zum ersten Mal mit Lugano sein bestes Hockey gespielt. Den ersten Treffer erzielt er in Unterzahl. Sein Schuss fährt wie ein Laserstrahl auf Cristobal Huets Stockhandseite ins Netz. (8. Min.). Mit dem 4:2 (43.) entscheidet er die Partie. Blitzschnell hat er sich freigelaufen, braust alleine auf Cristobal Huet zu vollendet eiskalt.
Nur wenige schaffen es, sich gegen die beste Abwehr der Liga in eine so gute Abschlussposition zu manövrieren. Zwischendurch hat er das 2:2 von Raffaele Sannitz vorbereitet. Damien Brunner ist in diesem Spiel immer dort, wo etwas los ist. Ein unermüdlicher Antreiber mit hoher Spielintensität. Wann immer es vor Cristobal Huet brenzlig wird und drunter und drüber geht, taucht nach dem Pfiff des Schiedsrichters Damien Brunner auf.
Grosse Spieler haben immer auch ein grosses Ego und nur ein Trainer mit einem noch grösseren Ego kann grosse Spieler führen. Woran erkennen wir, dass Doug Sheddens Ego gross genug ist, um Damien Brunners Chef zu sein? Nun, er hat nur einen Vertrag bis Saisonende. «Ohne Option für irgendetwas. Im Sport geht es darum, sich jeden Tag zu behaupten und Leistung zu bringen. Wenn ich meinen Job hier gut mache, dann habe ich eine Chance auf einen neuen Vertrag. Wenn nicht, muss ich wieder gehen. So ist dieses Geschäft nun mal. Ich kann mit dieser Situation gut leben.» Man mag es Arroganz nennen. Aber es ist ganz einfach gesundes Selbstvertrauen.
Wenn hingegen der Trainer vor der Saison zwecks Stärkung seiner Autorität eine demonstrative vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2018 braucht, dann hat er das Selbstvertrauen verloren. Ämter und Papiere mögen in Politik, Militär und Firmen Autorität verleihen. Im Eishockey muss Autorität gelebt werden.
Patrick Fischer war nicht arrogant, nicht selbstischer genug, um mit Damien Brunner umgehen zu können. So einfach ist manchmal die Erklärung.
So eine Chance kommt wohl nie, nie wieder..
Ich hoffe für Lugano das dies nicht stimmt sonst kann ich vorhersagen wie es endet. Lugano kommt in die Playoffs, in denen plötzlich härter gespielt wird, Brunner taucht wieder komplett ab und Lugano scheidet sang und klanglos aus!