
Sag das doch deinen Freunden!
Was für ein Model die Figur, für den Pfarrer der Glaube und den Poeten die Fantasie, das ist für einen Skorer das Selbstvertrauen. Sag mir, ob Damien Brunner Selbstvertrauen hat und ich sage dir, ob er für Lugano die Meisterschaft entscheiden kann.
Den bisher besten Damien Brunner aller Zeiten haben wir in der NHL gesehen. Im Januar 2013 wechselte er nach dem Abbruch des NHL-Arbeitskampfes von Zug zu Detroit in die wichtigste Liga der Welt und produzierte inklusive Playoffs in 58 Partien 35 Punkte.
Am Anfang dieser erfolgreichen NHL-Saison steht ein Penalty. Bei seinem zweiten NHL-Einsatz trifft er im Januar 2013 für Detroit gegen Columbus im Penaltyschiessen als einziger. Zuvor sind sieben Stürmer gescheitert. Auch die Titanen Henrik Zetterberg und Pawel Datsjuk.
Damien Brunner versetzt Columbus-Goalie Sergei Bobrowksi mit dem genau gleichen Trick wie am Samstag in Bern Jakub Stepanek beim entscheidenden Penalty. «Ja, das war der genau gleiche Trick wie damals in Detroit. Nur ist er mir in Bern noch besser gelungen.»
Nach dem geglückten Penalty steht er demonstrativ in der Siegerpose da und strahlt wieder diese Selbstsicherheit aus, die seine Kritiker als Arroganz empfinden. Aber Skorer wie Damien Brunner sind nie arrogant. Aber sie würzen bloss ihr Selbstvertrauen mit jener Prise Egoismus, ohne die keiner erfolgreich sein kann.
Ist der NLA-Topskorer der Saison 2011/12 endlich wieder in der Form wie zuletzt 2013 in der NHL? Damien Brunner ärgert sich ein wenig über diese Frage. Er hat ja im Laufe der letzten Saison die NHL (New Jersey) verlassen und ist zu Lugano in die NLA zurückgekehrt.
Dort ist er mit Vertrag bis 2019 und einem geschätzten Jahressalär von mehr als 600'000 Franken der bestbezahlte Schweizer NLA-Stürmer aller Zeiten geworden. Er hat in Lugano allerdings noch nie ganz überzeugt und Lugano flog auch im letzten Frühjahr in der ersten Runde aus den Playoffs (gegen Servette).
Wir haben den wahren Damien Brunner erst am Samstag in Bern gesehen. Er relativiert: «Ich erwischte eine Schulterverletzung und eine Gehirnerschütterung. Zu Beginn dieser Saison war ich endlich wieder in Form. Aber wegen des Theaters um die Entlassung von ‹Fischi› (Patrick Fischer – Anm.d.Red.) hat das kaum jemand bemerkt. Dann litt ich an einer hartnäckigen Magen-Darm-Grippe, die mich viel Energie kostete. Erst jetzt kann ich im Training und im Spiel wieder Vollgas fahren.»
Damien Brunner ist ein Skorer, der lange Wege läuft und taktische Freiheiten braucht. Sag mir, ob er schnelle Beine hat und ob ihm der Trainer taktischen Ausgang gibt und ich sage dir, ob er in Form ist. Doug Shedden gibt ihm die Freiheiten, die ihm beim letzten NHL-Arbeitgeber (New Jersey) und vom letzten Lugano-Trainer (Patrick Fischer) nicht gewährt worden sind.
Das 1:0 in Bern war ein typisches Brunner Tor. Auf einmal taucht er wie ein Phantom im Konzentrations-Windschatten der SCB-Verteidiger auf und schiebt den Puck ins sperrangelweit-offene SCB-Tor am chancenlosen Jakub Stepanek vorbei ins Netz.
Will Lugano erstmals seit dem Titel von 2006 wieder eine Playoffserie gewinnen, dann braucht Trainer Doug Shedden den wahren Damien Brunner. Der Kanadier ist der Entdecker des schlausten Schweizer Skorers. Er kam einst als Viertlinien-Junior von Kloten nach Zug und hat sich dort unter Doug Shedden zum NLA-Topskorer entwickelt. Es war auch Doug Shedden, der ihn dazu ermutigte, einen Versuch in der NHL zu wagen.
Lugano braucht aber auch einen meisterlichen Torhüter. Diese Rolle wird Elvis Merzlikins spielen müssen. Ob Daniel Manazto (32) nach seiner Verletzungspause rechtzeitig für die Playoffs wieder in Form kommt, ist ungewiss. Aber Elvis Merzlikins liess am Samstag in Bern wieder einmal einen haltbaren Treffer (zum 2:2) zu, der Lugano beinahe noch Spiel und Sieg gekostet hat.
«Er ist ein sehr guter Goalie» sagt Doug Shedden. «Aber er erwischt immer wieder solche haltbaren Treffer.» Wenn er diese Schwäche überwinde, dann werde er ein grosser Torhüter. «Anfänglich dachte ich, er kassierte solche Tore, weil er ja noch sehr jung ist (21 – Anm.d.Red.). Aber inzwischen habe ich gesehen, dass Martin Gerber ja fest jeden Abend solche Treffer kassiert. Also kann es nicht an der fehlenden Erfahrung liegen.» Klotens Goalie Martin Gerber wird im September 42 Jahre alt.