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Eishockey: Darum zeigt das SRF keine National League Spiele mehr

Isac BrAnnstrom of Sweden, right, and Tobias Geissler of Switzerland in action during the ice hockey Euro Hockey Tour EHT Karjala Cup match between Sweden and Switzerland in Turku, Finland, November 1 ...
Das SRF überträgt reichlich «Operetten-Länderspiele» der Schweiz. Bild: keystone
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Warum das SRF «Operetten-Länderspiele» überträgt und die Meisterschaft sein lässt

Die Schweizer Eishockey-Meisterschaft boomt, aber sie findet im öffentlich-rechtlichen Fernsehen praktisch nicht mehr statt. Dafür werden diese Woche gleich an vier Tagen sportlich eigentlich bedeutungslose Länderspiele der Männer und Frauen live übertragen. Die Geschichte einer mediengeschichtlichen Kuriosität.
09.11.2023, 11:0009.11.2023, 14:17
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Die nationale Eishockey-Meisterschaft (National League) ist zu rund einem Viertel gespielt und bereits sind fast eine Million Zuschauerinnen und Zuschauer zu den 144 Partien in die Stadien geströmt. Die Stadionauslastung beträgt mehr als 80 Prozent. Der durchschnittliche Besuch pro Spiel: 6830 Fans.

Dass SRF wie in der letzten Saison keine Live-Bilder zeigen kann, ist der vertraglichen Situation geschuldet: Die Live-Rechte haben private TV-Sender bei der Liga eingekauft. Sunrise zahlt für die TV-Rechte an der National League knapp 30 Millionen Franken pro Jahr, monatelange Verhandlungen über eine Sublizenz für die SRG scheiterten. Sie liegen im Free-TV in der Deutschschweiz nun bei CH Media (TV 24 und 3+) und Ringier (Blick TV) sowie bei Léman Bleu im Welschland und TeleTicino im Tessin.

Wobei die Frage durchaus berechtigt und keineswegs polemisch ist, warum sich private TV-Stationen die nationale Meisterschaft leisten können. Nicht aber das öffentlich-rechtliche Fernsehen mit gut gefüllten Geldspeichern und mit dem Leistungsauftrag «Service Public», der eigentlich auch beinhaltet, den nationalen Sport abzubilden. Es ist für den Laien irritierend, wenn beispielsweise Motorrad-GP ohne jeden Schweizer Bezug live aus aller Welt übertragen werden, aber die nationale Hockey-Meisterschaft praktisch nicht mehr vorkommt.

SRF hat die ohnehin schon spärliche Hockey-Berichterstattung in diesem Herbst weiter reduziert und das Hintergrundmagazin «Eishockey Inside» ersatzlos gestrichen. Dazu eine Randbemerkung: SRF verdient an unserer Hockey-Meisterschaft gutes Geld: Den Auftrag für die Produktion aller Meisterschaftsspiele hat SRF bekommen. Aus gutem Grund: Die Qualität dieser TV-Produktion (also der TV-Bilder) verdient das Prädikat Weltklasse.

Eine nicht bediente TV Kamera der Produktionsfirma tpc im fuenften Eishockey Spiel der Ligaqualifikation der National League zwischen dem EHC Kloten und dem SC Rapperswil-Jona Lakers am Samstag, 21. A ...
Die SRF ist weiterhin für die Produktion der TV-Bilder in der National League zuständig.Bild: KEYSTONE

Ist angesichts der unbestrittenen grossen Popularität des nationalen Hockeys (und damit des Publikumsinteresses) geplant, der Hockeymeisterschaft diese Saison vielleicht doch noch eine etwas grössere Bedeutung zu geben? Zum Beispiel mit einem Sendegefäss oder einer grösseren Berücksichtigung in den Struktursendungen? Dazu sagt die SRF-Kommunikations-Abteilung:

Seit der Saison 2022/23 ist die SRG nicht mehr Vertragspartnerin der National League. Als Folge sind die Möglichkeiten für SRF in der (Highlight-)Berichterstattung über die nationale Eishockeymeisterschaft stark eingeschränkt. Eine Highlight-Sendung «Alle Spiele, alle Tore», wie sie in den vergangenen Jahren angeboten wurde (und wie sie SRF gerne weitergeführt hätte), ist aus rechtlichen Gründen im Anschluss an die Spiele nicht mehr möglich.

SRF zeigt auch in dieser Saison wiederum kurze Matchberichte von ausgewählten Qualifikations-Partien der National League im Rahmen der bestehenden Struktursendungen («Sportflash», «Sport heute», «Sportpanorama»). Dank Geschichten und punktuellen Hintergrundberichten im Web sowie in bestehenden Sendegefässen bleiben die Eishockeyfans bei SRF jederzeit aktuell informiert.

Neu berichtet SRF zudem unter der Woche während allen Meisterschaftsrunden mit mindestens vier Spielen in einer Audio-Live-Konferenz direkt, live und ohne Unterbrechung aus den Stadien. Eishockey bleibt ein wichtiger Bestandteil des SRF-Sportprogramms. SRF wird weiter wie in den vergangenen Jahren umfassend über die Nationalteams der Schweiz berichten. Highlights werden die Weltmeisterschaften der Frauen und der Männer im kommenden Frühjahr sein, die in den USA respektive Tschechien stattfinden. Zudem sind wie gewohnt alle Spiele des Spengler Cups in Davos fester Bestandteil des Live-Programms.

Dazu eine Anmerkung: Die Radio-Live-Übertragungen sind nur im Internet zu hören. SRF lässt sozusagen ein Projekt eines umtriebigen Radio-Pioniers wieder aufleben. Im Dezember 2003 gründete Adrian Fetscherin die Firma sportradio.ch. Alle Partien der Fussball- und der Eishockeymeisterschaft wurden über die gesamte Spieldauer ohne Unterbruch kommentiert. Adrian Fetscherin sagte damals: «Wir sind unserer Zeit voraus. Wir revolutionieren die Sportberichterstattung.» Sportradio.ch war erfolgreich. Der Radio-Pionier verkaufte seine Firma 2008 für einen siebenstelligen Betrag an die Swisscom-Tochter Cinetrade, die seine Plattform kurz darauf schloss, um die eigenen Produkte zu stärken.

Adrian Fetscherin, links, posiert an einer Medienkonferenz am Freitag, 10. Februar 2012 in der Kolping Arena in Kloten. Adrian Fetscherin wird ab dem 1. Mai 2012 Geschaeftsfuehrer und Delegierter des  ...
Radio-Pionier und einst selbst in der National League beim EHC Kloten tätig: Adrian Fetscherin.Bild: KEYSTONE

Knapp zwanzig Jahre nach dem Start von sportradio.ch stellt sich nun heraus: Adrian Fetscherin, heute Geschäftsführer beim EHC Arosa, war seiner Zeit in der Tat voraus. Diese Saison wird sein Konzept von SRF sozusagen kopiert. Bei Adrian Fetscherins Sportradio lagen die Spitzenwerte angeblich bei 40'000 Hörenden, beim SRF-Internetradio sind es – nach nicht offiziellen Angaben – etwas mehr als 10'000 pro Runde.

Nun ist es so, dass nur die nationale Meisterschaft – abgesehen von Internet-Radio-Liveübertragungen – nahezu ignoriert wird. Hingegen werden die an und für sich sportlich bedeutungslosen Länderspiele der Männer und Frauen ausgiebig wie nie in der Geschichte unseres Fernsehens auf verschiedenen Kanälen live übertragen. Darüber hinaus auch noch Partien ausländischer Nationalteams.

Die TV-Rechte für unsere Nationalmannschaften hält der Verband. Nicht die Liga. Diese Rechte sind – salopp gesagt – für einen Apfel und ein Ei zu haben: Der Verband hat grosses Interesse an TV-Präsenz. Die Nationalteam-Rechte kosten ein Bruchteil der Entschädigung für die National League. Gleiches gilt für den Spengler Cup: Da der wirtschaftliche Erfolg des Turniers von der TV-Präsenz abhängig ist, kosten auch die TV-Rechte des Spengler Cups (im Besitze des HC Davos) nicht einmal eine Million.

Hier die offizielle SRF-Auflistung der Eishockey-Liveübertragungen vom Wochenende:

Hier die offizielle SRF-Auflistung der Eishockey-Liveübertragungen vom Wochenende
Bild: srf

Durchaus bemerkenswert ist der hohe Stellenwert des Frauen-Nationalteams. Das Publikumsinteresse am Frauenhockey tendiert in unserem Land zumindest in der nationalen Meisterschaft gegen null. Die bisherigen 95 Partien der neu lancierten PostFinance Women’s League haben diese Saison insgesamt 5513 Zuschauende besucht. Oder 123 pro Spiel. Ein durchschnittlich frequentiertes Spiel der National League der Männer mobilisierte also diese Saison erheblich mehr Fans als alle bisherigen 95 Spiele der gesamten Frauen-Liga. SRF gewährt den Frauenländerspielen trotzdem eine durchaus mit dem Männerhockey vergleichbare TV-Präsenz und fördert so unser Frauenhockey.

From left , Ambri's players Theresa Knutsonand Bern's player Alena Lynn Rossel, at the Swiss Women's National League Ice Hockey Championship match between, HCAP Girls - SC Bern on Satur ...
Spiele der PostFinance Women’s League sind bislang noch kein Kassenschlager.Bild: keystone

Die Frage ist wiederum nicht polemisch, sondern durchaus berechtigt: In absehbarer Zeit kommt es zur Abstimmung über die Gebühren-Halbierung. Ist es klug, die in allen Landesteilen so populäre, nationale Eishockey-Meisterschaft der Männer praktisch auf Internet-Radio-Übertragungen zu reduzieren und so einen erheblichen Teil der Gebührenzahler zu verärgern? Ist man sich bewusst, dass die ganze Frage der TV-Präsenz des heimischen Eishockeys im öffentlich-rechtlichen Fernsehen auch eine politische Dimension hat? Dazu wiederum die SRF-Kommunikationsabteilung:

Von Ignorieren der Meisterschaft kann keine Rede sein. Gerne würden wir Eishockey im gleichen Rahmen übertragen wie früher. Das ist aufgrund der vertraglichen Situation jedoch nicht mehr möglich. Die SRG hatte sich lange und intensiv um die Ausstrahlungsrechte für die National League bemüht. Die Liga entschied sich jedoch, ohne Partnerschaft mit der SRG in die nächsten Jahre zu gehen. Die SRG führte auch mit Sunrise Gespräche über den Erwerb von Liverechten – leider ergebnislos. Als Folge sind die Möglichkeiten für SRF in der Berichterstattung über die nationale Eishockeymeisterschaft stark eingeschränkt. Das bedauern wir sehr für das gesamte sportinteressierte Publikum in allen Sprachregionen.

Nun denn. Wenn wir schon bei unserem öffentlich-rechtlichen Fernsehen vom September bis im April auf die laufenden Farbbilder der Hockey-Heldentaten im Rahmen von Meisterschaftsspielen in der Leventina, im Elsgau, im Emmental, in den Städten Bern, Biel, Zürich, Lausanne, Fribourg, Genf, Rapperswil-Jona, Lugano, Kloten und Zug sowie im Höhen-Kurort Davos verzichten müssen, so gibt es doch an diesem Wochenende reichlich Live-Bilder aus Tampere und Weinfelden.

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quelle: keystone / ennio leanza
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128 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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der/die Waldpropaganda
09.11.2023 11:15registriert September 2018
Es ist ganz einfach. Das SRF muss Rechte für diverse Sprtlizenzen kaufen und hat (bzgl. Motorrad WM) gewisse Lizenzen schon länger am laufen. Auch wenn die Geldspeicher gut gefüllt sind, kann das SRF nicht jede Lizenz kaufen. Dass es komplett auf die NLA verzichtet ist logisch, dass hat sich die NLA aber selber zuzuschreiben mit ihrem kindischem, geldgierigem Verhalten. Ich hoffe wirklich, dass dieser Schuss für die NLA nach hinten los ist und man irgendwann bettelnd zum SRF zurückkommt. Nebenbei ist es mir lieber so, als wenn die Skirennen bei Tv24 und 3+ übertragen werden.
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Machiavellii
09.11.2023 11:17registriert Mai 2022
Ich habe diese Saison genau NULL Minuten Eishockey in der Flimmerkiste geschaut. Mal schauen, was die Klubs tun, wenn ihre Werbepartner und Sponsoren anfangen ihre Zahlungen zu kürzen, da die Reichweite in der Flimmerkiste nicht mehr gegeben ist. Kommt sicher gut mit unserer nationalen Meisterschaft.
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Red River
09.11.2023 11:51registriert Mai 2021
Das Ganze bitte richtig anschauen, Klaus,!
1.Die Rechten (Wirtschaftsvertreter) wollen SRF langsam zu Tode sparen.
2.Private(Die Rechten) nutzen die Schwächung von SRF und kaufen denen das Rentable unter dem Hintern weg.
3.Der Konsument zahlt am Schluss mehr bei den Privaten, als mit einer anständigen Gebühr.
Auf gut Deutsch: der Bürger wird vom neoliberalen, rechtskonservativen Gesindel verführt und über den Tisch gezogen.
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