Die nationale Eishockey-Meisterschaft (National League) ist zu rund einem Viertel gespielt und bereits sind fast eine Million Zuschauerinnen und Zuschauer zu den 144 Partien in die Stadien geströmt. Die Stadionauslastung beträgt mehr als 80 Prozent. Der durchschnittliche Besuch pro Spiel: 6830 Fans.
Dass SRF wie in der letzten Saison keine Live-Bilder zeigen kann, ist der vertraglichen Situation geschuldet: Die Live-Rechte haben private TV-Sender bei der Liga eingekauft. Sunrise zahlt für die TV-Rechte an der National League knapp 30 Millionen Franken pro Jahr, monatelange Verhandlungen über eine Sublizenz für die SRG scheiterten. Sie liegen im Free-TV in der Deutschschweiz nun bei CH Media (TV 24 und 3+) und Ringier (Blick TV) sowie bei Léman Bleu im Welschland und TeleTicino im Tessin.
Wobei die Frage durchaus berechtigt und keineswegs polemisch ist, warum sich private TV-Stationen die nationale Meisterschaft leisten können. Nicht aber das öffentlich-rechtliche Fernsehen mit gut gefüllten Geldspeichern und mit dem Leistungsauftrag «Service Public», der eigentlich auch beinhaltet, den nationalen Sport abzubilden. Es ist für den Laien irritierend, wenn beispielsweise Motorrad-GP ohne jeden Schweizer Bezug live aus aller Welt übertragen werden, aber die nationale Hockey-Meisterschaft praktisch nicht mehr vorkommt.
SRF hat die ohnehin schon spärliche Hockey-Berichterstattung in diesem Herbst weiter reduziert und das Hintergrundmagazin «Eishockey Inside» ersatzlos gestrichen. Dazu eine Randbemerkung: SRF verdient an unserer Hockey-Meisterschaft gutes Geld: Den Auftrag für die Produktion aller Meisterschaftsspiele hat SRF bekommen. Aus gutem Grund: Die Qualität dieser TV-Produktion (also der TV-Bilder) verdient das Prädikat Weltklasse.
Ist angesichts der unbestrittenen grossen Popularität des nationalen Hockeys (und damit des Publikumsinteresses) geplant, der Hockeymeisterschaft diese Saison vielleicht doch noch eine etwas grössere Bedeutung zu geben? Zum Beispiel mit einem Sendegefäss oder einer grösseren Berücksichtigung in den Struktursendungen? Dazu sagt die SRF-Kommunikations-Abteilung:
Dazu eine Anmerkung: Die Radio-Live-Übertragungen sind nur im Internet zu hören. SRF lässt sozusagen ein Projekt eines umtriebigen Radio-Pioniers wieder aufleben. Im Dezember 2003 gründete Adrian Fetscherin die Firma sportradio.ch. Alle Partien der Fussball- und der Eishockeymeisterschaft wurden über die gesamte Spieldauer ohne Unterbruch kommentiert. Adrian Fetscherin sagte damals: «Wir sind unserer Zeit voraus. Wir revolutionieren die Sportberichterstattung.» Sportradio.ch war erfolgreich. Der Radio-Pionier verkaufte seine Firma 2008 für einen siebenstelligen Betrag an die Swisscom-Tochter Cinetrade, die seine Plattform kurz darauf schloss, um die eigenen Produkte zu stärken.
Knapp zwanzig Jahre nach dem Start von sportradio.ch stellt sich nun heraus: Adrian Fetscherin, heute Geschäftsführer beim EHC Arosa, war seiner Zeit in der Tat voraus. Diese Saison wird sein Konzept von SRF sozusagen kopiert. Bei Adrian Fetscherins Sportradio lagen die Spitzenwerte angeblich bei 40'000 Hörenden, beim SRF-Internetradio sind es – nach nicht offiziellen Angaben – etwas mehr als 10'000 pro Runde.
Nun ist es so, dass nur die nationale Meisterschaft – abgesehen von Internet-Radio-Liveübertragungen – nahezu ignoriert wird. Hingegen werden die an und für sich sportlich bedeutungslosen Länderspiele der Männer und Frauen ausgiebig wie nie in der Geschichte unseres Fernsehens auf verschiedenen Kanälen live übertragen. Darüber hinaus auch noch Partien ausländischer Nationalteams.
Die TV-Rechte für unsere Nationalmannschaften hält der Verband. Nicht die Liga. Diese Rechte sind – salopp gesagt – für einen Apfel und ein Ei zu haben: Der Verband hat grosses Interesse an TV-Präsenz. Die Nationalteam-Rechte kosten ein Bruchteil der Entschädigung für die National League. Gleiches gilt für den Spengler Cup: Da der wirtschaftliche Erfolg des Turniers von der TV-Präsenz abhängig ist, kosten auch die TV-Rechte des Spengler Cups (im Besitze des HC Davos) nicht einmal eine Million.
Hier die offizielle SRF-Auflistung der Eishockey-Liveübertragungen vom Wochenende:
Durchaus bemerkenswert ist der hohe Stellenwert des Frauen-Nationalteams. Das Publikumsinteresse am Frauenhockey tendiert in unserem Land zumindest in der nationalen Meisterschaft gegen null. Die bisherigen 95 Partien der neu lancierten PostFinance Women’s League haben diese Saison insgesamt 5513 Zuschauende besucht. Oder 123 pro Spiel. Ein durchschnittlich frequentiertes Spiel der National League der Männer mobilisierte also diese Saison erheblich mehr Fans als alle bisherigen 95 Spiele der gesamten Frauen-Liga. SRF gewährt den Frauenländerspielen trotzdem eine durchaus mit dem Männerhockey vergleichbare TV-Präsenz und fördert so unser Frauenhockey.
Die Frage ist wiederum nicht polemisch, sondern durchaus berechtigt: In absehbarer Zeit kommt es zur Abstimmung über die Gebühren-Halbierung. Ist es klug, die in allen Landesteilen so populäre, nationale Eishockey-Meisterschaft der Männer praktisch auf Internet-Radio-Übertragungen zu reduzieren und so einen erheblichen Teil der Gebührenzahler zu verärgern? Ist man sich bewusst, dass die ganze Frage der TV-Präsenz des heimischen Eishockeys im öffentlich-rechtlichen Fernsehen auch eine politische Dimension hat? Dazu wiederum die SRF-Kommunikationsabteilung:
Nun denn. Wenn wir schon bei unserem öffentlich-rechtlichen Fernsehen vom September bis im April auf die laufenden Farbbilder der Hockey-Heldentaten im Rahmen von Meisterschaftsspielen in der Leventina, im Elsgau, im Emmental, in den Städten Bern, Biel, Zürich, Lausanne, Fribourg, Genf, Rapperswil-Jona, Lugano, Kloten und Zug sowie im Höhen-Kurort Davos verzichten müssen, so gibt es doch an diesem Wochenende reichlich Live-Bilder aus Tampere und Weinfelden.
1.Die Rechten (Wirtschaftsvertreter) wollen SRF langsam zu Tode sparen.
2.Private(Die Rechten) nutzen die Schwächung von SRF und kaufen denen das Rentable unter dem Hintern weg.
3.Der Konsument zahlt am Schluss mehr bei den Privaten, als mit einer anständigen Gebühr.
Auf gut Deutsch: der Bürger wird vom neoliberalen, rechtskonservativen Gesindel verführt und über den Tisch gezogen.