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Slowenien? Ein Hockey-Zwerg. 1017 registrierte Spielerinnen und Spieler (Schweiz: 26 898) und Rang 15 in der Weltrangliste (Schweiz: 7). Noch nie haben wir gegen Slowenien verloren. Die Ausgangslage ist klar: Alles andere als ein Sieg im WM-Startspiel (Samstag ab 12.15 Uhr im Liveticker) würde die Position von Nationaltrainer Patrick Fischer in den Grundfesten erschüttern.
Freitagmittag. Das Abschlusstraining ist beendet. Patrick Fischer und seine Spieler stehen den Chronisten Red und Antwort. Wer nicht weiss, dass Slowenien ein Hockeyzwerg ist, kommt zum Schluss, dass es zum WM-Start gegen einen der Titanen des Welthockeys geht. Alle betonen, wie viel Respekt man vor den Slowenen habe. Patrick Fischer führt aus, die Slowenen seien kräftig und zäh in den Zweikämpfen. Man werde die Slowenen unter Druck setzen, müsse aber gleichzeitig darauf achten, einfach und fehlerfrei zu spielen.
Der sprachgewandte Kommunikator hat jeweils ein längeres «Interview-Programm» als alle seine Vorgänger. Denn er parliert fliessend Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch. Bis nur alle drei Sprachregionen des staatstragenden Fernsehens und Radios bedient sind ist er schon doppelt so lange Red und Antwort gestanden wie einst Ralph Krueger oder Sean Simpson.
Wie vor ganz, ganz grossen Spielen verrät der Nationaltrainer natürlich nicht, welchen Torhüter (Jonas Hiller oder Leonardo Genoni) er einsetzen wird. Das ist geheim! Man stelle sich vor, die Slowenen wüssten schon, wer unser Tor hüten wird!
Die Schweizer werden mit 7 Verteidigern und 13 Stürmern antreten. Zwei Feldspieler müssen also auf die Tribune. Nach dem Abschlusstraining können wir sagen: Von den Stürmern trifft es Fabrice Herzog oder Reto Suri, von den Verteidigern Dominik Schlumpf oder Christian Marti.
Der geschäftige Optimismus ist verflogen, die Lage ist ernst. Es ist die professionelle Vorbereitung auf ein Spiel in einer unberechenbaren Sportart, die auf einer rutschigen Unterlage ausgetragen wird. Zuletzt haben die Schweizer zweimal hintereinander das WM-Startspiel gegen einen Zwerg, gegen den Aufsteiger (und Absteiger) nach Penaltyschiessen verloren: 2015 in Prag 3:4 gegen Österreich, 2016 in Moskau 2:3 gegen Kasachstan.
Slowenien ist noch schwächer einzustufen als die Österreicher und die Kasachen. Der Erwartungsdruck ist also maximal. Gut, dass zum ersten Mal Dr. Saul E. Miller zu Coaching-Team gehört. Der Amerikaner gilt als weltbester Sportpsychologe und er wird Patrick Fischer hier in Paris, im nächsten Februar beim olympischen Turnier und bei der WM 2018 in Dänemark zur Seite stehen.
Eine Mannschaft unter maximalem Erfolgsdruck – das ist die Stunde dieses Magiers. Wie gehen Spieler und Coaches mit dieser Situation um? Doktor Miller weiss Rat. Er kramt in der Truhe seiner reichen Erfahrung und holt ein nettes Beispiel hervor.
Greg Louganis, der vierfache amerikanische Olympiasieger im Turmspringen, habe in Extremsituationen gesagt: «Auch wenn ich diesen Sprung vermassle, meine Mutter wird mich trotzdem lieben.» Das ist doch schön. Und Saul Miller sagt, er empfehle, einer schwierige Situation «with focus, power und ease» zu begegnen.
Das ist es: Mit «focus, power und ease», also konzentriert, kraftvoll und doch leichten Herzens gegen die Slowenen. Und vorher noch einmal Doktor Sauls Liste der «Power Thoughts» durchgehen. Die Kabinensprache unserer Nationalmannschaft ist ja Englisch.
Eigentlich kann gegen Slowenien nichts mehr schiefgehen. Oder?