Die letzte Wahrheit steht immer oben auf der Resultatanzeige. Das 2:5 in Langnau war die 16. Niederlage im 23. Spiel. Also muss der Trainer gehen.
Diese Trainerentlassung ist in erster Linie das Scheitern des Sportchefs in einer schwierigen Situation. Die zweite Saison ist für einen Aufsteiger seit Anbeginn der Zeiten die heikelste. Aufstiegstrainer Jeff Tomlinson hätte die Mannschaft wahrscheinlich auf Kurs gehalten. Aber aus gesundheitlichen Gründen hat er sich auf die Position eines Beraters zurückgezogen.
Der Nachfolger eines Erfolgstrainers hat es nicht leicht. Sportchef Larry Mitchell entschied sich für einen Kurswechsel. Wer ihn fragt, wer der «härteste Hund» in seinem Team sei, dann entgegnet er vor der Saison nicht nur scherzend: kein Spieler. Sondern der Trainer.
In der Tat: Als Spieler war der bärenstarke Kanadier mit einer Grösse von fast zwei Metern und einem Kampfgewicht von über 100 Kilo vor allem in den Farmteams ein «Goon» der alten Schule mit furchteinflössenden 1142 Strafminuten in bloss 298 Partien und einem Saisonrekord bei den Junioren von 324 Strafminuten in 47 Spielen.
Gerry Fleming schien der richtige Mann für den Stilwechsel: Rau, aber mit Tiefgang und «Kellererfahrung»: Letzte Saison hielt er Aufsteiger Frankfurter Löwen überraschend auf Rang 10 in der höchsten Deutschen Liga (DEL). Nach Auskunft der Gewährsleute aus Deutschland gilt Gerry Fleming als konservativer, sturer Hund.
Nun ist er gescheitert und sein Sportchef trägt dafür Mitverantwortung. Die Statistik sagt, warum das so ist: Letzte Saison finden wir Klotens ausländische Spieler in der Liga-Skorerliste der Ausländer auf den Positionen 7, 8, 44, 53 und 103. Diese Saison auf den Rängen 51, 62, 72, 74, 85 und 92. Kommt dazu: Wochenlang haben die Zürcher nicht sechs Ausländer aufs Matchblatt gebracht. Auch das ist die Verantwortung des Sportchefs.
Teams, die bereits von der Qualität ihrer Schweizer Spieler auf dünnem Eis stehen, sind erst recht auf das Leistungsvermögen der Ausländer angewiesen. Der «harte Hund» an der Bande hat den Draht zu seinen besten Ausländern nicht gefunden: Miro Aaltonen und Jonathan Ang, letzte Saison in den Top Ten der Liga-Skorerliste der Ausländer, finden wir diese Saison nur noch auf den Positionen 51 und 72.
Klotens Trainer ist gescheitert, weil er seine zwei wichtigsten Feldspieler und damit letztlich die Kabine verloren hat. In dieser Situation bleibt nur die Entlassung.
Es geht in Kloten für den Rest der Saison nur noch um eines: um den Ligaerhalt. Eine Playout-Serie beispielsweise gegen Ajoie kann fatal enden. Der Klub sagt zur Entlassung des Trainers: «Aufgrund der Gefahr, die vor der Saison klar kommunizierten Ziele nicht zu erreichen, ist das Management der Meinung, dass in der aktuellen sportlichen Situation neue Impulse nötig sind.» Zu dieser Erklärung hätte noch ein kleiner Einschub gehört: «Aufgrund der Gefahr, wieder in die Swiss League abzusteigen, ist das Management …»
Kloten liegt nach Verlustpunkten noch hinter Ajoie auf dem letzten Platz. Der Abstiegskampf hat schon begonnen und mit Sportchef Larry Mitchell an der Bande steigt Kloten ab. In dieser Situation ist die Doppelbelastung Trainer/Sportchef unverantwortlich.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
5,2
09.22
5,2
09.23
5,2
01.24
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Ein zweites Mal darf sich Larry Mitchell bei der Suche nach einem neuen Trainer nicht mehr irren. Und eine Stabilisierung erfordert noch eine personelle Massnahme: Mike Schälchli hat sich als Präsident auf die Position eines Mitbesitzers zurückgezogen. Je eher er sich wieder ins Tagesgeschäft einmischt, desto besser: Um einen treffenden Ausdruck der alten Bauern zu verwenden: Es ist Zeit, dass er «der Mähre wieder zum Auge schaut».