Der Captain und der Trainer besprechen sich – ganz einig scheinen Granit Xhaka und Murat Yakin aber nicht immer.Bild: keystone
Ausgelassen ist die Stimmung bei der Schweizer Nati trotz der geschafften EM-Qualifikation nicht. Trainer Murat Yakin schiesst nach dem 1:1 gegen Kosovo aufgrund der Gerüchte über ein schlechtes Verhältnis zwischen ihm und Granit Xhaka gar gegen die Medien.
19.11.2023, 00:2719.11.2023, 01:54
Es sind gemischte Gefühle, welche die Schweizer Nationalspieler nach dem 1:1 gegen Kosovo haben. Denn einerseits ist das Hauptziel einer jeden Qualifikation erreicht: Die Schweiz nimmt in Deutschland zum sechsten Mal in Serie an einem grossen Turnier teil. Andererseits gibt die Nati aber bereits zum fünften Mal in dieser EM-Qualifikation eine Führung aus der Hand und muss sich mit einem Unentschieden zufriedengeben.
Trainer Murat Yakin bringt die Stimmungslage auf den Punkt: «Wir sind enttäuscht, dass wir guten Fussball gezeigt haben, das aber nicht in einen Sieg ummünzen konnten. Am Ende zählt jedoch die geschaffte Qualifikation.» Der 49-Jährige zeigte sich vor allem damit zufrieden, dass sein Team erneut viel Ballbesitz hatte und sich auch viele Chancen erarbeitete, bemängelte aber, dass der «Hunger nach dem Sieg ein wenig gefehlt» habe.
Das ganze Interview mit Murat Yakin.Video: SRF
Das sagt Trainer Murat Yakin:
«Wir erarbeiten uns Chancen und dann kommt ein langer Ball und wir stehen wieder unter Druck. Daran müssen wir arbeiten. Wir setzen vieles richtig um, aber es ist natürlich nicht so einfach, wenn der Gegner zu neunt oder zu zehnt hinten drin steht. Da braucht es Geduld, Cleverness und auch Entschlossenheit im 1-gegen-1, aber das hatten wir ja alles. Zweimal wurde von der Linie gerettet und wie schon in den anderen Spielen hatten wir Chancen, wo uns aber noch die Effizienz gefehlt hat.»
Über seinen Captain Granit Xhaka hatte Yakin nach der Partie nur lobende Worte: «Ich finde es genial, wie er es auf dem Platz macht und die Mannschaft mitzieht.» Die Gerüchte über ein schlechtes Verhältnis zwischen den beiden seien völlig falsch, wie Yakin klarstellt, bevor er deutliche Kritik an einigen Medienvertretern übt:
«Es geht schon lange nicht mehr um den Sport. Ich glaube, es ist eine persönliche Abrechnung von gewissen Medienleuten.»
Murat Yakin
Zwischen ihm und dem Mittelfeldspieler herrsche ein guter Austausch und er sei froh, einen Leader wie Xhaka im Team zu haben, da dieser seinen Job vereinfache. «Ich war auch ein Rebell und Granit Xhaka ist ein Top-Fussballer, der immer gewinnen will, und das ist ein absoluter Segen», so Yakin. Auch zu den Diskussionen um die Position von der Schweizer Nummer 10 nahm der ehemalige Innenverteidiger Stellung: «Er will die Rolle vor der Abwehr haben und die kann er auch ausspielen. Ein Trainer setzt die Spieler ja dort ein, wo sie sich am wohlsten fühlen.»
Ganz zufrieden schien Xhaka mit seiner Rolle im Schweizer Team aber nicht zu sein. Gegen den Kosovo bekleidete Denis Zakaria die Rolle des defensiven Mittelfeldspielers, die Xhaka in Leverkusen ausübt. «Der Trainer hat gesehen, wie dominant ich im Klub auf meiner Position bin. Aber er entscheidet, wo die Spieler spielen, das ist nicht meine Aufgabe», so Xhaka nach dem Spiel. Zu einem grossen Thema wollte er dies ohnehin nicht machen, wie er sagte: «Es ist an jedem Spieler, seine Leistungen auf der vom Trainer vorgegebenen Position zu bringen.»
Das Interview mit Granit Xhaka.Video: SRF
Das sagt Captain Granit Xhaka:
«Wir können uns ruhig über die geschaffte EM-Qualifikation freuen und das tun wir auch. Nichtsdestotrotz sind wir etwas unglücklich, da wir alles unter Kontrolle haben, dann einen richtigen Torschuss zulassen und gleich ein Gegentor kassieren – und das nicht zum ersten Mal. Wir machen vieles richtig, spielen guten Fussball, kreieren viele Chancen, lassen wenig zu, aber gewinnen nicht. Ich habe keine Erklärung dafür. Irgendwie ist der Wurm drin, aber wir sind ungeschlagen und haben uns qualifiziert und das ist, was zählt.»
Auch beim Torschützen Ruben Vargas und Xherdan Shaqiri, der mit seinem 118. Einsatz nun gemeinsam mit Heinz Herrmann hinter Xhaka die zweitmeisten Spiele für die Schweiz absolviert hat, halten sich Freude und Enttäuschung in etwa die Waage. «Mit dem Spiel, das wir gespielt haben, hätten wir gewinnen müssen», so Vargas. Aber die Freude werde bestimmt noch kommen, meint der 25-Jährige und verrät: «In der Kabine ist die Stimmung schon ein bisschen lockerer geworden.»
Nachdem er gegen Israel ohne Einsatz geblieben war, gehörte Xherdan Shaqiri wieder zur Startaufstellung.Bild: keystone
Das sagt Xherdan Shaqiri:
«Wir haben uns alle ein bisschen dran gewöhnt, dass wir uns qualifizieren und es war sicher nicht die allerschönste Qualifikation, die wir erlebt haben. Aber wir haben es geschafft und können alle stolz drauf sein.»
Nun bleibt für die Schweiz noch ein letztes Gruppenspiel. Am Dienstag trifft sie in Bukarest auf Rumänien. Dort muss ein Sieg her, um sich noch Platz 1 in der Gruppe I zu sichern. (nih)
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