Unsere Hockeykultur hat sich in den letzten 30 Jahren sportlich und wirtschaftlich in schon fast atemberaubender Weise entwickelt. Zum ersten Mal werden diese Saison wohl mehr als drei Millionen zu den 364 Qualifikationsspielen und den Playoffs in die Stadien strömen. Aber der Aufenthalt in höchsten Höhen ist nicht ohne Risiko. Ein Ausdruck aus dem nordamerikanischen Sport, der besagt, dass trotz besten Voraussetzungen nicht alles in bester Ordnung ist, bringt den Zustand unseres Hockeys im Herbst 2023 auf den Punkt: All the tools, but no toolbox. Alle Werkzeuge, aber keine Werkzeugkiste.
Alles ist vorhanden für eine weitere grandiose Meisterschaft. All the tools. Ob unsere National League tatsächlich die beste neben der nordamerikanischen NHL ist: Darüber kann debattiert werden. Unbestritten hingegen: Sie ist neben der NHL die unterhaltsamste und ausgeglichenste. In einem Umfeld, das wir als Disneyland des Hockeys bezeichnen dürfen. Gute Stadien, vollständige, qualitativ hochstehende TV-Abdeckung, bäumige Löhne, hohes sportliches Niveau, mehrere Weltklassespieler in jedem Team und eine ideale Verbreitung der 14 Teams in allen drei Sprachregionen, in urbanen Zentren und auf dem Land. Und doch steht diese Wunderwelt auf dünnem Eis. Weil die Werkzeugkiste, der Zusammenhalt, die ordnende Kraft abhandengekommen sind.
Diese Entwicklung ist leise und fürs Publikum kaum erkennbar und gerade deshalb gefährlich.Der Verband als Gralshüter des Sportes hat sich mit der National League, dem kommerziellen Kraftzentrum heillos zerstritten. Die höchste Liga ist inzwischen juristisch eigenständig. Nicht mehr der Verband, sondern die Liga kassiert seit einem Jahr die TV- und Vermarkungs-Gelder in der Höhe von gut und gerne 30 Millionen. An der zweithöchsten Liga ist der Boom der letzten Jahre hingegen vorübergegangen. Letzte Saison hat sich gar einer der führenden Klubs (Langenthal) aus wirtschaftlichen Gründen aus der Swiss League verabschiedet.
Eine Strukturreform ist dringend nötig, in die auch die höchste Amateurliga (MyHockey League) einbezogen wird. Die TV-Abdeckung der National League ist formidabel, aber trügerisch. Jedes Spiel wird zwar live übertragen. Aber das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat sich in der neuen Saison erstmals in der Geschichte vollständig aus der nationalen Meisterschaft zurückgezogen. Die Beziehungen zwischen Leutschenbach und den Liga-Generälen sind gestört. Aber nach wie vor kann es sich kein Profisport leisten, von den Bildschirmen des nationalen Fernsehens zu verschwinden.
Es muss im vitalen Interesse der Liga sein, die SRG und die privaten TV-Stationen gemeinsam im Boot zu behalten. Weil es keineswegs sicher ist, dass es in vier Jahren erneut möglich sein wird, die Live-Rechte zum gleichen Betrag zu verkaufen und private TV-Stationen bereit sein werden, weiterhin jedes Spiel direkt zu übertragen. Ohne umfassende TV-Präsenz lässt sich das aktuelle Niveau nicht halten. Und was wird sein, wenn einmal die russische Liga KHL für Spieler aus dem Westen wieder salonfähig wird und die Preise auf dem internationalen Spielermarkt steigen? Können die Klubs dann nach wie vor sechs gute Ausländer finanzieren?
Die grösste Gefahr ist noch nicht einmal richtig thematisiert worden. Die Kunsteisbahnen auf dem Land bilden das Fundament unseres Hockeys. Aber nicht eine einzige schreibt schwarze Zahlen. Sie müssen durch Zuschüsse aus öffentlichen Kassen subventioniert werden. Vielen droht wegen der hohen Energiekosten das «Aus». Mit jeder Kunsteisbahn gehen über 200 Junioren verloren und mit jedem Junior eine Familie, die sich fürs Eishockey interessiert. Das Fundament bröckelt leise.
Die Tool Box, die Werkzeugkiste, in der alles seine Ordnung und seinen richtigen Platz hat, ist der Verband. Schon immer war es die wichtigste Aufgabe des Verbandspräsidenten, den inneren Frieden im Eishockey zu wahren, die Energien zu bündeln, Vermittler zwischen Amateur- und Profibetrieb zu sein, für eine Balance zwischen Kommerz und Sport und zur Basis Sorge zu tragen. Eine abgehobene Verbands-Funktionärskaste hat in den letzten Jahren diese Pflichten sträflich vernachlässigt. Die Werkzeugkiste ist nicht mehr aufgeräumt worden.
Gerade zum richtigen Zeitpunkt hat mit Stefan Schärer ein neuer Präsident das oberste Amt unseres Hockeys übernommen. Er kann mehr zur Sicherung des Hockey-Wohlstandes beitragen als er ahnt. Mit ihm hat diese Woche eine neue Ära begonnen, nicht nur eine neue Meisterschaft. Wir sollten nun zum Wohle unseres Hockeys dem SC Bern die Daumen drücken.
Dem SCB die Daumen drücken? Sind dem Chronisten die Pferde durchgebrannt? Nein. Es ist eine ganz sachliche Feststellung eines neutralen, objektiven, sachlichen Beobachters. Eine Meisterschaft braucht Klubs mit Strahlkraft. Was wäre die Bundesliga mit einem notorisch erfolglosen Bayern München? Eben. Titanen in der Krise sind gut für die kurzfristige Unterhaltung.
Aber sie sollten nicht zu lange am Katzentisch sitzen und der SCB sitzt nun schon vier Jahre dort. Die dynamische Entwicklung der letzten 25 Jahren war nur möglich, weil auch die ZSC Lions und der SC Bern erfolgreich waren. Die Klubs aus der Hauptstadt der Wirtschaft und der Politik. Eishockey muss dort, wo die wichtigen Entscheidungen in diesem Land getroffen werden, ein positiv besetztes Thema sein.
In diesem Sinne wäre eine Rückkehr der Stadtberner in die Spitzengruppe zum Wohle unseres Hockeys. Oder um es mit dem oben erwähnten Begriff zu sagen: Der SCB gehört wieder ins oberste Regal unserer Hockey-Werkzeugkiste.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
5,2
09.22
5,2
09.23
5,2
01.24
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Endlich hat nach Jahrzehnten wieder eine Westschweizer Mannschaft den Titel geholt. Einfach Grossartig.
Wie Rappi abgestiegen ist und dann Wetter der Phönix aus der Asche nach vorne gearbeitet hat ebenfalls ganz grosse Klasse. Ich will keine Liga in der den Plätze fast schon fest verplant sind.
An einer Liga bei denen einige Klubs, Dank guten politischen Verbindungen zum Verband,bevorzugt werden habe ich jedenfalls keine Lust
Auch alle anderen 13 Klubs haben Fans, welche den SCB gerne scheitern sehen.
Also hören sie auf, zu denken jeder im Land ist für die Bären....