Sieben statt nur vier Ausländer und unbegrenzt viele Lizenzen. Das ist die neue Regelung, die ab der Saison 2022/23 eingeführt werden soll.
Das wichtigste Argument der «Reformnarren» um Berns Marc Lüthi und Zugs Patrick Lengwiler: So werde es möglich sein, die Saläre der Schweizer zu drücken. Weil ausländische Spieler viel billiger seien als helvetische Mitläufer.
Lüthi pflegt zu sagen, es gebe einen riesigen Markt von billigen ausländischen Spielern, die sehnlichst darauf warten, für 30'000 oder 40'000 Franken in unseren prächtigen Stadien und in unserem schönen Land zu dienen und nicht etwa zu verdienen.
Unser Hockey steht im Februar 2021 im Ausnahmezustand. Die Klubs müssen in leeren Stadien spielen. Sie brauchen Millionen aus der Bundeskasse und die Loyalität der zahlenden Kundinnen und Kunden (Fans, Sponsoren), um durch die schwerste Krise der Neuzeit zu kommen.
Am Ende der Saison gibt es richtigerweise keinen Absteiger. Nie war es also einfacher, vernünftig zu sein. Nie war es unsinniger, Geld für Ausländer zu verpulvern als im Februar 2021.
Wenn trotzdem die Bundes- und Kundengelder im Transferofen verheizt werden, dann wäre es, wenn wir denn den «Reformnarren» glauben schenken, sooooo einfach, aus den unübersehbaren Heerscharen der billigen Slowaken, Norwegern, Schweden, Finnen, Dänen, Slowenen, Briten, Amerikaner, Kanadier, Franzosen, Deutschen, Italienern, Russen, Österreicher und Letten die Superstars zu finden, die bei uns dienen (und nicht verdienen) möchten.
Für mindestens ein Drittel der Klubs in Europa ist die Saison ohnehin gelaufen. Also müssten jetzt die billigen Slowaken, Norweger, Schweden, Finnen, Dänen, Slowenen, Briten, Amerikaner, Kanadier, Franzosen, Deutschen, Italiener, Russen, Österreicher und Letten aus Verträgen freigegeben werden. Um das Budget zu entlasten und Spielraum für die Zusammenstellung der Mannschaft zu bekommen.
Es müsste jetzt – wenn wir der Argumentation der «Reformnarren» weiter folgen – eine eigentliche «Ausländerschwemme» geben. Ja, tüchtigen Sportchefs könnte es gar gelingen, dass ein ausländischer Spieler nicht nur auf Lohn und bezahlte Kost und Logis verzichtet. Sondern Geld bringt, damit er sich hier präsentieren darf, um vielleicht für nächste Saison einen Vertrag zu bekommen. Geld verdienen mit Ausländern.
Und was passiert in Wirklichkeit? Der Spielermarkt ist so ausgetrocknet, dass die Sportchefs händeringend nach ausländischem Personal suchen – und es nicht finden.
Marc Lüthis billige Slowaken, Norweger, Schweden, Finnen, Dänen, Slowenen, Briten, Amerikaner, Kanadier, Franzosen, Deutsche, Italiener, Russen, Österreicher und Letten, die bei uns dienen (nicht verdienen) möchten, sind auf einmal wie vom Erdboden verschluckt.
Kommt dazu: Unsere Liga ist eine der besten der Welt. Wer hier eine dominierende Rolle spielen will, muss das Talent für die NHL haben.
Marcus Nilsson war beispielsweise letzte Saison der Topskorer der schwedischen Liga. Der Schwede hat in Langnau bisher in 24 Spielen ein einziges Tor erzielt. Stefan Rüegsegger – er kostet etwas weniger – steht nach 14 Einsätzen ebenfalls bei einem Treffer. Der Junior Joel Bieri – er kostet noch viel, viel weniger – hat in nur drei Partien einmal getroffen.
Es ist also nicht so einfach, aus dem riesigen Angebot von billigen Slowaken, Norwegern, Schweden, Finnen, Dänen, Slowenen, Briten, Amerikanern, Kanadiern, Franzosen, Deutschen, Italienern, Russen, Österreichern und Letten, die bei uns dienen (nicht verdienen) möchten, den richtigen zu finden.
Also tun die Bürogeneräle das, was sie schon immer am besten konnten: das Geld anderer Leute ausgeben. Jetzt ist es sogar Steuergeld. Und statt mühselig zu verhandeln, ist es doch viel einfacher, mehr als die Konkurrenz zu bieten. So treiben sie die Löhne seit Einführung der Playoffs (1986) Jahr für Jahr nach oben.
Der SCB hat nicht einen der unzähligen billigen Slowaken, Norweger, Schweden, Finnen, Dänen, Slowenen, Briten, Amerikaner, Kanadier, Franzosen, Deutschen, Italiener, Russen, Österreichern und Letten verpflichtet. Sondern soeben dem HC Lausanne Cory Conacher ausgespannt.
Wie auch immer dieser unsinnige Deal im Detail aussieht: Er kostet viel, viel Geld, das man ja jetzt dank der Steuermillionen und der Verzichtserklärungen der Saisonabo-Inhaberinnen und -Inhaber hat.
Wenn Lausanne Conacher zu einem Konkurrenten ziehen lässt, dann ist der Coach mit den Leistungen nicht zufrieden. Ist es klug, einen anderen Klub von einem unglücklichen ausländischen Spieler zu erlösen? Nein. Sinn macht allenfalls ein Spielertausch (wie im Falle von Biel und Davos mit David Ullström und Perttu Lindgren).
Die Krone des Unsinns: Der Vertrag mit dem bereits 31jährigen Kanadier wird in Bern auch gleich bis 2023 gemacht. Damit ist beim SCB, dessen Ausländer-Fehlentscheide längst Kultcharakter haben, schon wieder eine Position auf zwei Jahre mit einem Spieler blockiert, der für einen Konkurrenten nicht mehr nützlich war und der seine Zukunft hinter sich hat.
Nicht ganz überraschend holen die Berner einen Spieler zurück, den sie wenigstens kennen. Er war schon mal beim SCB. Um unter den billigen Slowaken, Norwegern, Schweden, Finnen, Dänen, Slowenen, Briten, Amerikanern, Kanadiern, Franzosen, Deutschen, Italienern und Letten den passenden Mann zu finden, wäre Scouting erforderlich. Aber Alex Chatelain, der Head of Scouting, muss zurzeit unten an der Bande aushelfen und hat keine Zeit.
Die Präsidenten und Investoren, die Jahr für Jahr die Defizite ausgleichen, die ihnen die Manager und Sportchefs bescheren, haben Glück. Noch verhindert das Reglement durch eine Einschränkung – nur vier Ausländer dürfen eingesetzt und nur acht lizenziert werden – eine ausufernde Geldverschwendung. Aber das ändert bald. Ab der Saison 2022/23 sind sieben (!) Ausländer erlaubt. Noch schlimmer: Die Anzahl Lizenzen ist nicht mehr limitiert.
Wenn sich unsere Manager selbst während einer Meisterschaft im Ausnahmezustand gegenseitig Ausländer ausspannen, weil sie im Ausland keine finden können und ohne jeden Sinn noch im Februar neues ausländisches Personal einstellen – was wird dann erst los sein, wenn die Zeiten wieder normal sind und es gilt, sieben Ausländerpositionen zu besetzen und im Februar zu justieren? Wir können davon ausgehen, dass dann einzelne Klubs wie der SCB bis zu 20 Ausländerlizenzen einlösen werden.
Kommt dazu: In der Saison 2022/23 ist das «Salary Fairplay» (eine Art theoretische Salärbegrenzung) noch so weit weg wie das Jüngste Gericht. Die Manager dürfen nach wie vor Geld nach Lust und Laune verprassen. Die Spieleragenten tanzen jetzt schon auf den Tischen. Heirassa!
Die grosse Ausländerlüge der «Reformnarren» ist im Februar 2021 entlarvt. Sind denn alle blind? Kann denn niemand diesen Reform-Wahnsinn stoppen?
Einzig ein paar wenige „Zeugen Lüthis“ wie Tikkanen rennen mit in den Abgrund!