Die ZSC Lions stehen vor ihrer letzten Saison im Hallenstadion. Wie kann der Abschied am würdigsten gefeiert werden? Mit einem weiteren Meistertitel natürlich. Aber eigentlich passt zur wunderbaren Hockey-Geschichte des Hallenstadions eine Saison, in der alles ein wenig drunter und drüber geht. Trainer Rikard Grönborg steht vor seiner schwierigsten Saison.
Das Hallenstadion: Rauchschwaden, Bierduschen, Cannabis-Dampfschwaden, ein bisschen Anarchie, Helden für die Ewigkeit, Abstiegsdramen, drohende Konkurse, märchenhafte Aufstiege und Titelgewinne. Die gute alte Zeit eben.
Seit dem Einstieg von Walter Frey (1997) und dem Umbau der Kultarena (2005) ist – den Hockey-Göttern sei’s geklagt – mehr und mehr Normalität eingekehrt. Aber es ist noch das Hallenstadion. Und nun, eigentlich unvorstellbar, also die letzte Saison in Oerlikon. Eigentlich ist klar: Der ZSC muss sich als Meister verabschieden.
Erwartet wird der Titel zwar jedes Jahr. Immerhin ist es die teuerste Mannschaft der Liga. Aber nun ist eine Meisterschaft aus drei Gründen noch wichtiger. Erstens aus den eingangs erwähnten sentimentalen Überlegungen. Zweitens um die liederliche letzte Saison mit einem kläglich verlorenen Cup-Final gegen den SCB im Hallenstadion und dem schmählichen Scheitern im Playoff-Halbfinal gegen Servette vergessen zu machen. Drittens, damit Sportchef Sven Leuenberger seinen meisterlichen Ruf aus SCB-Zeiten nicht verliert und sein hochgelobter schwedischer Trainer Rikard Grönborg im Amt bleibt.
Andererseits, so ganz unter uns: Eine richtig turbulente Saison mit sportlichen Dramen, Wirren im Management, Polemik in allen Medienkanälen und mindestens zwei Trainerwechseln und fünf neuen ausländischen Spielern würde eigentlich dem wahren Hallenstadion-Geist besser entsprechen als eine Meisterfeier.
Die Magie der ersten Saison (ein Weltmeistercoach in Zürich! Gleich Qualifikationssieger!) ist entschwunden. Im zweiten Jahr hat Rikard Grönborg nichts gewonnen und fast alle wichtigen Spiele verloren: Den Cup-Final in der eigenen Arena und den Halbfinal gegen Servette ohne Sieg mit nur drei Toren. Darüber hinaus gab es unentschuldbare Pleiten auf eigenem Eis gegen Langnau oder Ambri. Am Ende landeten die ZSC Lions auf Rang 5 mit 29 Punkten Rückstand auf Qualifikationssieger Zug.
Rikard Grönborg hat elf Jahre im US-Hockey gearbeitet und die NHL ist sein erklärtes Ziel. Per Ende Dezember kann er seinen weiterlaufenden Vertrag auflösen. Er hat die NHL im Kopf, Schweden im Herz, aber er steht nach wie vor auf dem inzwischen schwankenden Boden des Hallenstadions. Wir führen keine Debatte über die fachlichen Qualifikationen des Schweden. Die sind unbestritten. Aber alles, was in Zürich zählt, ist der Erfolg, und letzte Saison war Rikard Grönborg erfolglos. Ohne erhebliche Steigerung im Herbst geht seine Amtszeit zu Ende, bevor er seine Ausstiegsoption in der Weihnachtspause einlösen kann.
Ludovic Waeber hat Lukas Flüeler letzte Saison als Nummer 1 abgelöst. Anfänglich kam die ehemalige Nummer 2 von Gottéron vor allem wegen der verletzungsbedingten Absenzen von Lukas Flüeler zum Zug. Aber nach und nach hexte er sich zur Nummer 1 und in den Playoffs kam Lukas Flüeler nicht mehr zum Einsatz. Aber Ludovic Waeber ist noch keine charismatische Nummer 1. Letzte Saison hatte er nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen – nun hat er alles zu verlieren.
Die Belastung wird ungleich grösser sein. Wenn die teuerste Mannschaft der Liga ohne grossen Torhüter antritt, so ist das so, wie wenn Walter Frey einen Jaguar mit abgefahrenen und nachgerillten Reifen fahren würde. Die grosse Ära von Lukas Flüeler ist zu Ende, eine neue mit Ludovic Waeber hat noch nicht begonnen – die ZSC Lions sind auf der Goalie-Position zwischen den Zeiten gefangen und das kann sie den Titel kosten.
Welche andere Organisation kann den Abgang eines Nationalmannschaftsverteidigers in die NHL einfach mit einem Schulterzucken hinnehmen? Okay, Biel und Zug können es. Aber die ZSC Lions können es auch. Tim Berni ist in die Organisation der Columbus Blue Jackets weitergezogen und trotzdem ist die ZSC-Abwehr eher besser geworden. «Königstransfer» Yannick Weber entlastet den Powerplay-Dirigenten Maxim Noreau. Patrick Geering spielt wieder sein bestes Hockey. Und Noah Meier und Luca Capaul erhöhen den Konkurrenzkampf.
Der neue Center Justin Azevedo ist auch verpflichtet worden, weil er der einzige wichtige Offensivspieler ist, der rechts schiesst. Das ZSC-Kader (ohne die Spieler aus dem Farmteam) umfasst zwölf Stürmer und zehn sind Linksschützen. Es ist eine ungewöhnliche linke Ballung, die alles in allem nicht ganz diesem Unternehmen entspricht – und eigentlich das einzige Problem. Letzte Saison erzielten die Zürcher 170 Tore. Mehr (174) waren es in den letzten elf Jahren nur einmal: 2015/16 mit der heutigen NHL-Lichtgestalt Auston Matthews. Die ZSC Lions beschäftigen nicht nur einige der besten Schweizer Stürmer (wie Sven Andrighetto oder Denis Hollenstein). Auch die Mischung stimmt und das Farmteam mit einer ganzen Reihe von ligafähigen Stürmern (u.a. Marc Aeschlimann, Kyen Sopa, Ryan Haynes, Victor Backman) sorgt für eine Kaderbreite, die noch grösser ist als bei Meister Zug.
So viel Potenzial, dass zwar nicht der Qualifikationssieg, aber mindestens der Playoff-Final erwartet werden darf. Eine ruhige Saison wird es trotzdem nicht. Weil die Erwartungen richtigerweise sehr hoch sind. Es kann ja nicht sein, dass die teuerste Mannschaft der Liga, kommandiert von einem weltmeisterlichen Bandengeneral, auf dem Eis angeführt vom besten Schweizer Skorer der Liga (Sven Andrighetto), in der Abwehr verstärkt mit einem Schweizer aus der NHL (Yannick Weber) und mit der Möglichkeit, jederzeit einen ausländischen Torhüter verpflichten zu können, wenn die einheimischen Goalies lottern sollten (was nicht auszuschliessen ist) noch einmal bloss auf Rang 5 kommt. Ein 2. Platz in der Qualifikation muss es mindestens sein.
Der erste Meistertitel seit 23 Jahren ist kein Zufall. Das nächste Ziel ist die Errichtung einer Dynastie durch mehrere Titel hintereinander. Warum nicht? Aber Trainer Dan Tangnes braucht ein wenig Zeit, um die vielen neuen Spieler in die Hierarchie zu integrieren und das Spiel zu justieren.
Die Zuger waren der Konkurrenz himmelhoch überlegen. In der Qualifikation betrug der Vorsprung auf den nächsten Verfolger 27 Punkte und in den Playoffs vermochte niemand den neuen Meister ernsthaft zu fordern.
Die Überlegenheit ist kein Zufall. Präsident Hans-Peter Strebel hat in Cham für 100 Millionen Franken aus seinem Privatvermögen das Leistungssportzentrum «OYM» bauen lassen. Hier werden die neusten Erkenntnisse der Sportmedizin und -Wissenschaft für die optimale Betreuung der Spieler eingesetzt. Die Bedeutung dieses Jahrhundertbauwerks kann als langfristiger Wettbewerbsvorteil nicht hoch genug eingeschätzt werden: Die Zuger waren am Ende einer langen Saison dynamischer und frischer – und werden es auch künftig sein. Es ist die Voraussetzung zum Aufbau einer Dynastie.
Eine Dynastie ist ein Herrschergeschlecht, das über einen langen Zeitraum an der Macht bleibt. Im Sport gilt der Begriff, wenn vier Titel in Serie gewonnen werden. Was im Hockey zum letzten Mal Kloten (Meister 1993, 1994, 1995, 1996) gelungen ist. Vier Titel de suite auch für Zug? Einfach wird es nicht. Auch in Lausanne, Zürich, Fribourg, Lugano, Bern und sogar Davos wird investiert. Und mit Raphael Diaz, Tobias Geisser, Santeri Alatalo und Grégory Hofmann haben vier WM-Spieler Zug verlassen.
So dominant wie letzte Saison wird Zug nicht noch einmal sein. Wir dürfen erwarten, dass die Köpfe, Beine und Arme der Zuger dank der optimalen Trainingsbedingungen im Frühjahr erneut frischer sein werden als die ihrer Gegenspieler.
Ganz abgesehen von den hockeyfachlichen Qualitäten, die sowieso noch nie zur Debatte standen: Dan Tangnes pflegt auch eine hohe Sozialkompetenz und begegnet allen, von der Reinigungskraft bis zum Captain mit Anstand und Respekt. Der charismatische Kommunikator trifft in allen Situationen die richtige Tonlage und versteht es, alle für seine Sache zu begeistern.
Er lässt attraktives, schnelles und gut strukturiertes Hockey spielen und er hat – das ist in diesem Geschäft am Ende des Tages entscheidend – nun erstmals eine Meisterschaft gewonnen. Er ist der erste norwegische Meistertrainer unserer Geschichte. Es gibt gute und es gibt erfolgreiche Trainer. Er ist nun beides: Gut und erfolgreich und wird möglicherweise früher in der NHL an der Bande stehen als ZSC-Bandengeneral Rikard Grönborg.
Leonardo Genoni und Luca Hollenstein bilden das mit Abstand beste Goalieduo der Liga, vielleicht sogar der NL-Geschichte. Der grosse Hexenmeister Leonardo Genoni ist nun nach Davos und Bern mit einem dritten Klub Meister geworden, insgesamt feierte er seinen sechsten Titel. In der Qualifikation hielt er hin und wieder nur wie ein Sterblicher, in den Playoffs aber wieder wie ein Gott.
Goaltender of the Year!!!
— Leonardo Genoni (@LeonardoGenoni) September 1, 2021
Danke an ALLE, die das möglich gemacht haben. Vor jedem guten Goalie steht ein super Team!!!
Gratulation auch an @NYF60 und @GDescloux32 für ihre grossartige Saison!#jacquesplante #goalie https://t.co/WRJWOJoObH@official_EVZ @SwissIceHockey pic.twitter.com/rTPAEaB9oz
Daneben hat der Familienvater den Master in Betriebsökonomie gemacht und lässt sich nun auch in Wirtschaftsrecht unterrichten. Sein Vertrag läuft bis 2024. Wenn sein Zauberlehrling Luca Hollenstein auch ein Hexenmeister und der nächste Leonardo Genoni werden will, müsste er eigentlich Ende Saison weiterziehen und sich anderorts als Nummer 1 bewähren. Denn an seinem Lehrmeister kommt er in Zug nicht vorbei. Kann er sich dazu durchringen, die Komfortzone Zug nach sieben Jahren zu verlassen? Leonardo Genoni wäre nie ein Titan geworden, wenn er den ZSC 2007 nicht im Alter von 20 Jahren Richtung Davos verlassen hätte, weil er im Hallenstadion nicht an Ari Sulander vorbeikam.
Seit der Schwede Daniel Sondell 2016 aus einem laufenden Vertrag nach Lugano transferiert worden ist, hat Zug keine ausländischen Verteidiger mehr beschäftigt. Nun kommen erstmals in der Klubgeschichte mit Christian Djoos und Niklas Hansson gleich zwei. Weil es notwendig ist: Mit Santeri Alatalo (zu Lugano), Tobias Geisser (in die Organisation der Washington Capitals) und Captain Raphael Diaz (zu Gottéron) haben gleich drei aktuelle WM-Verteidiger die hinter Lausanne zweitstabilste Abwehr der letzten Saison verlassen und Samuel Kreis (von Biel) kann die Lücke nicht allein füllen. Talent und Mischung stimmen zwar weiterhin. Aber nach dem Kommen und Gehen braucht es schon einige Zeit, bis die Defensive wieder exakt justiert und niet- und nagelfest ist.
Gegen Zugs perfekte, gut strukturierte Mischung aus Talent, Taktik und Tempo, Kraft, Kreativität und Kaltschnäuzigkeit fand letzte Saison niemand ein Gegenmittel. Nun ist Grégory Hofmann, der beste und wichtigste Flügelstürmer, in die NHL weitergezogen. Es war nicht möglich, auf dem heimischen Transfermarkt für den Kunstschützen einen Ersatz zu finden. Aber er darf durch einen 5. Ausländer ersetzt werden, weil er aus einem laufenden Vertrag nach Nordamerika wechselt. Zudem kommen mit Fabrice Herzog, Marco Müller und Reto Suri drei Stürmer, die bei jedem anderen Klub eine zentrale Rolle spielen würden und die Mittelachse, um die sich das Spiel dreht, ist wahrscheinlich die beste der Liga.
Qualifikationssieg und Titelverteidigung dürfen erwartet werden. Aber die gleiche Dominanz wie letzte Saison ist nicht mehr möglich. An einem guten Abend noch spektakulärer als letzte Saison. Wir sehen keinen Grund, an einer erfolgreichen Titelverteidigung zu zweifeln oder etwas anderes als erneut Platz 1 in der Qualifikation zu erwarten. Wir gehen lediglich davon aus, dass der Weg zum Gipfel des Ruhmes diesmal etwas steiniger und steiler sein wird als letzte Saison und erinnern daran, dass eine Titelverteidigung nie selbstverständlich ist: In diesem Jahrhundert haben nur die ZSC Lions und der SC Bern zweimal hintereinander die Meisterschaft gewonnen und nach dem letzten Titel von 1998 reichte es den Zugern in der Qualifikation nur zum 5. Platz.
Lausanne hat in der letzten Saison 14 Millionen Franken verloren. Na und? Investoren sichern den Klub ab und sonst gilt: Too big to fail. Eine Strategie des allmächtigen Managers Petr Svoboda ist nicht ersichtlich. Na und? Er hat alles angerichtet für meisterliche Unterhaltung.
Zum Wesen und Wirken von Lausannes Manager Petr Svoboda aus Tschechien gehört folgende Episode: Craig MacTavish soll vor der letzten Saison einen Dreijahresvertrag unterschrieben haben. Aber Petr Svoboda habe ihm keine Kopie ausgehändigt und so steht der Trainer seit der Entlassung mit leeren Händen und abgesägten Hosen da.
Der Fall könnte noch die Gerichte beschäftigen. Na und? Ab und zu ein kleines Missverständnis gehört zum Führungsstil von Petr Svoboda. Er muss bloss darauf achten, dass ihn die beiden Investoren und (angebliche) Milliardäre Zdenek Bakala und Gregory Finger nicht auf einmal auch als Missverständnis sehen.
Gut, es gibt Betreibungen. Na und? Da muss man halt darauf achten, die ungeduldigsten Gläubiger zu besänftigen. Vielleicht findet Lausanne zur Ruhe. Vielleicht auch nicht.
Es wäre so oder so fatal, Lausanne zu unterschätzen. Petr Svoboda mag unberechenbar sein. Aber als Spieler (über 1000 NHL-Partien, Stanley-Cup-Champion, Olympiasieger) und als Agent (u.a. von Jaromir Jagr und Jakub Voracek) war er eine grosse Nummer. Er mag mit Gängen und Läufen unseres Marktes nicht vertraut sein. Na und? Der umtriebige Manager hat trotzdem eine Mannschaft zusammengestellt, die Meister werden kann – wenn sie nicht vor den Playoffs in die Luft fliegt. Und er trägt viel zum Unterhaltungswert der Liga bei.
Lausanne tanzt auf einem Vulkan. Aber einem meisterlichen.
John Fust (noch nicht gefeuert) ist nach Craig MacTavish (gefeuert) und Ville Peltonen (gefeuert) der dritte Cheftrainer in drei Jahren. Der Kanadaschweizer steigt in seine fünfte Saison in Lausanne. Er war schon Sportchef, Ausbildungschef und Assistenztrainer und hat gelernt: Bedingungslose Loyalität zu Petr Svoboda ist die einzige Jobgarantie. Was die Beweglichkeit dem Spiel, das ist Lausannes neuem Trainer die Biegsamkeit des Rückgrates: John Fust ist als Trainer nicht viel mehr als eine Marionette von Petr Svoboda. Seine Fähigkeiten als Bandengeneral sind bereits ein wenig in Vergessenheit geraten. In zwei Jahren als U20-Nationaltrainer (2014 bis 2016) scheiterte er: Zu autoritär, um den Draht zur neuen Generation zu finden. Aber als Bandengeneral hat er Erwachsene schon erfolgreich kommandiert. Mit Visp erreicht er 2010 den Final und ein Jahr später führt er die Langnauer erstmals in der Klubgeschichte in der höchsten Liga in die Playoffs (Viertelfinalniederlage gegen den SCB) und wird «Coach des Jahres».
Anderthalb Jahre später ist es mit der Herrlichkeit vorbei: Er wird im Laufe der Abstiegssaison gefeuert. Später lernt er als Assistent von Heinz Ehlers in Lausanne fast alles über Taktik. Viele Niederlagen kann sich John Fust nicht leisten. Ambris ehemaliger Kultstürmer Robert Petrovicky ist sein Assistent. Er steht Petr Svoboda noch näher und seine Loyalität zu John Fust dürfte nicht in Stein gemeisselt sein.
Tobias Stephan war letzte Saison der statistisch beste Goalie der Qualifikation. Luca Boltshauser hatte den dritttiefsten Gegentorschnitt der Liga. Aber eben: Es reichte Tobias Stephan wieder nicht zum Titel. Die grosse Frage ist, wie Petr Svoboda die Zukunft regelt. Sein Wunschtransfer Joey Daccord ist beim neuen NHL-Team in Seattle gelandet und fällt aus den Traktanden. Tobias Stephan wird im Januar 38. Verlängern? Oder ist vielleicht Luca Boltshauser doch eine Nummer 1?
Nur 125 Gegentore, drei weniger als Meister Zug, in der Qualifikation die beste Abwehr der Liga. Und nun ist mit Martin Gernàt ein zweiter hochkarätiger ausländischer Verteidiger verpflichtet worden, und mit Andrea Glauser kommt ein junger, kreativer Schweizer an der Schwelle zur Nationalmannschaft. Aber nach dem Weggang von Robin Grossmann (zu Biel) fehlt es an Breite. Sind Aurélien Marti und Justin Krueger gut genug für eine Top-6-Rolle, wenn sich eine Stammkraft verletzen sollte? Wir zweifeln. Aber wenn alle gesund sind, muss diese Abwehr keinen gegnerischen Sturm fürchten.
Mit Jason Fuchs und Benjamin Baumgartner kommen zwei junge Center, die das Spiel beschleunigen. Es sind smarte Zuzüge, auch wenn sie den Weggang des magistralen Denis Malgin nicht kompensieren können. Die neuen ausländischen Stürmer Jiri Sekac und Phil Varone sollten eigentlich besser sein als ihre etwas launischen Vorgänger Brian Gibbons und Charles Hudon. Lausannes Sturmkraft hat etwas nachgelassen. Unter anderem fehlt neben Ronalds Kenins ein weiterer Schweizer Flügel der Businessklasse.
Wenn Lausanne intakt durch die Qualifikation kommt, dann ist der Meistertitel möglich. Kommt Lausanne intakt durch die Qualifikation? Das ist die Frage, die womöglich den Titelkampf entscheidet. Das Potenzial reicht zwar für eine noch bessere Klassierung als letzte Saison (4. Platz). Aber wie stark ist die Position des neuen Cheftrainers John Fust? Wir sehen die Ausgangslage erst einmal positiv: Das unruhige Umfeld in Lausanne hat eine stimulierende, nicht eine lähmende Wirkung. Die Gefahr von beschaulicher Selbstzufriedenheit ist klein und Torhüter Tobias Stephan ist in der Qualifikation ein Titan.