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National League: Die ZSC Lions schlagen Lausanne – drei Meisterpucks

Willy Riedi (ZSC), links, jubelt nach seinem Treffer zum 1:0 mit Vinzenz Rohrer (ZSC), rechts, im vierten Playoff Finalspiel der Eishockey National League zwischen den ZSC Lions, ZSC, und dem Lausanne ...
ZSC-Stürmer Willy Riedi bejubelt mit Vinzenz Rohrer seinen frühen Führungstreffer.Bild: keystone
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Kein Leonardo Genoni und die Magie der «Hinterbänkler»

Nur die Stimme von Trainer Marco Bayer erinnerte noch an die wilde Niederlage vom Samstag in Lausanne (2:4). Die ZSC Lions gewinnen den vierten Final 3:1 und brauchen noch einen Sieg zur Titelverteidigung.
23.04.2025, 05:3623.04.2025, 14:27
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Die entscheidende Frage nach dem 2:4 in Lausanne, nach der ersten Niederlage in diesem Final: Wie reagieren die Zürcher? Emotional? Mit der Wut im Bauch nach einem Untergang mit Karacho und Schiedsrichter-Fehlentscheiden in einer wilden Schlussphase?

Sie haben reagiert wie Champions. So, als sei am Samstag in Lausanne gar nichts passiert. Sie haben den Frust, den Zorn einfach abgeschüttelt. Wie ein Labrador das Wasser aus dem Fell. Bereits das 2:0 (23. Minute) ist die Entscheidung. Trainer Marco Bayer hat mit der coolen, souveränen Reaktion seiner Männer auf die erste Final-Niederlage eine weitere Meisterprüfung bestanden.

Yannick Zehnder (ZSC) (links) kaempft um den Puck gegen Dominik Kahun (LHC) (rechts) im vierten Playoff Halbfinal Eishockeyspiel der National League zwischen den ZSC Lions und dem HC Davos, am Samstag ...
Yannick Zehnder im Duell mit Lausannes Dominik Kahun.Bild: keystone

Der ZSC-Coach steht nach dem Spiel Rede und Antwort. Nur seine Stimme verrät, dass die Dinge am Samstag aus dem Ruder gelaufen waren: Er ist heiser. Er sagt, er sei im Laufe der Partie laut geworden. «Aber nicht mehr nach dem Spiel.» Also nicht in der Kabine. Wozu auch?

Dass einige seiner Männer in der hektischen Schlussphase die Contenance verloren hatten – vergeben und vergessen. Marco Bayer hat recht, wenn er sagt: «Wenn wir diese Emotionen nicht hätten, wäre es nicht gut.» Diese Emotionen sind letztlich ein positives Zeichen für ein intaktes «Innenleben». Und keine Frustreaktion. Deshalb ist es gelungen, so schnell wieder in die Spur zu finden.

«Wenn wir diese Emotionen nicht hätten, wäre es nicht gut.»
ZSC-Trainer Marco Bayer

Die «Hinterbänkler» schlagen zu

Dieses 3:1 ist – was die Perfektion des Spiels betrifft – durchaus vergleichbar mit dem 3:0 im ersten Spiel in Lausanne. Mit dem Unterschied, dass Lausanne nun viel besser, schneller, rauer, dynamischer und selbstsicherer war. Und trotzdem scheiterte. Aus zwei Gründen.

Erstens war Simon Hrubec der viel bessere Torhüter (97,14 Prozent Fangquote) als Kevin Pasche (83,33 Prozent). Lausanne kann in Zürich nur gewinnen, wenn der Torhüter mindestens 91 Prozent der Pucks abwehrt.

Torhueter Simon Hrubec (ZSC) im vierten Playoff Finalspiel der Eishockey National League zwischen den ZSC Lions, ZSC, und dem Lausanne HC, LHC, am Dienstag 22. April 2025 in der Swiss Life Arena in Zu ...
ZSC-Goalie Simon Hrubec spielt erneut überragende Playoffs.Bild: keystone

Zweitens wirkte zum ersten Mal die «Magie der Hinterbänkler». Marco Bayer forcierte seine besten Kräfte. Das ist richtig. So banal es tönt, so wichtig ist es, daraus die Konsequenzen zu ziehen: Die Playoffs erfordern reines Resultathockey. Aus- und Weiterbildung gibt es von September bis März während der 52 Partien umfassenden Qualifikation. Es wäre nachgerade töricht, die bestbezahlten und besten Spieler dann, wenn es um alles geht, nicht zu forcieren. «Talent-Kapitalismus» ist gefragt. Nicht «Talent-Sozialismus».

Also bekommen die beiden besten Playoff-Skorer Denis Malgin (20:19 Minuten) und Sven Andrighetto (20:11 Minuten) auch im vierten Spiel fast doppelt so viel Eiszeit wie die «Hinterbänkler» Willy Riedi (10:27 Minuten) und Nicolas Baechler (10:22 Minuten). Denis Malgin und Sven Andrighetto sind für einmal offensive «Nullnummern». Kein Tor und kein Assist. Dafür sorgen Willy Riedi (1:0) und Nicolas Baechler (2:0) für die Entscheidung.

Denis Malgin und Sven Andrighetto haben mit ihrer enormen Präsenz Lausannes beste Kräfte gebunden. Sie haben so ihren «Hinterbänklern» den Weg geebnet. Das ist wahre Team-Romantik. Eishockey gilt zu Recht als der echte, der wahre Mannschaftsport.

Unheimliche Kadertiefe

Diese Kadertiefe, diese Ausgeglichenheit ist ein entscheidender Faktor. Auch Lausannes offensive Titanen sind «Nullnummern». Playoff-Team-Topskorer Théo Rochette, mit drei Treffern plus einem Assist zum vierten Tor der Held beim 4:2 am Samstag, muss nun trotz maximaler Eiszeit (20:10 Minuten) mit einer «statistischen Brille» (0 Tore/0 Assists) und einer Minus-1-Bilanz vom Eis.

Lausanne hat keine «Hinterbänkler», die einen offensiven Stromausfall der Titanen zu kompensieren vermögen. Die ZSC Lions haben neun Spieler, die im Final bereits mindestens ein Tor erzielt haben. Lausanne nur fünf.

Joel Genazzi (LHC), Dominik Kahun (LHC) und Nathan Vouardoux (LHC), von links, nach dem vierten Playoff Finalspiel der Eishockey National League zwischen den ZSC Lions, ZSC, und dem Lausanne HC, LHC,  ...
Ab sofort heisst es für Lausanne: verlieren verboten.Bild: keystone

Die ZSC Lions benötigen noch einen Sieg zur Titelverteidigung. Wenn sie am Donnerstag in Lausanne nicht Meister werden, dann bekommen sie am Samstag in Zürich die nächste Gelegenheit. In den Playoffs haben die Zürcher inzwischen auf eigenem Eis 16 Mal hintereinander gewonnen.

Die Erinnerung an 2022

Die ZSC Lions führen im Final 3:1. Alles klar? Der Pessimist warnt: «Remember 2022!» Im Frühjahr 2022 haben die Zürcher unter Trainer Rikard Grönborg den Final sogar nach einer 3:0-Führung gegen Zug noch verloren.

Ist eine ähnliche Wende möglich? Ja und nein. Ja, weil auf mentaler Ebene im Laufe einer Finalserie bei einem so unberechenbaren Spiel auf rutschiger Unterlage und geleitet von Schiedsrichtern, die auch keinen festen Boden unter den Füssen haben, so viel passieren kann.

Zuerichs Trainer Rikard Groenborg im Eishockeyspiel der National League zwischen den ZSC Lions und dem SC Bern am Samstag, 3. Dezember 2022, in der Swiss Life Arena in Zuerich. (KEYSTONE/Alexandra Wey ...
Den Final von 2022 verloren die Lions unter Trainer Rikard Grönborg nach einer 3:0-Führung noch mit 3:4.Bild: keystone

Nein, weil sich die ganze Analyse etwas salopp auf einen Punkt reduzieren lässt: auf die Torhüter. Zugs Leonardo Genoni hatte im Final von 2022 bereits bei den drei Niederlagen mehr als 90 Prozent der Pucks abgewehrt. Er beschloss nach der dritten Pleite trotz scheinbar aussichtsloser Lage, Meister zu werden. Nacheinander hexte er mit Fangquoten von formidablen 95,24, 96,30, 100 und 96,43 Prozent die Zuger zu vier Siegen und zur Titelverteidigung.

Kevin Pasche hatte in den vier ersten Partien Abwehrquoten von 86,96, 89,29, 93,33 und 83,33 Prozent. Er ist nicht Lausannes Antwort auf Leonardo Genoni. Und Marco Bayer ist nicht Rikard Grönborg.

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19 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mulumbi
23.04.2025 07:26registriert April 2024
Bei langen Play-Offs eine solche Kadertiefe wie der ZSC zu haben, ist definitiv ein riesen Vorteil. Jeder in dieser ausgeglichenen Liga kann den ZSC schlagen, aber über eine ganze Serie wird es sehr, sehr schwer zu gewinnen. Das muss ich neidlos anerkennen.
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Oliver01
23.04.2025 08:03registriert Februar 2023
Ein klarer, verdienter Sieg des ZSC, eingeleitet durch den dummen Pass von Frick auf den ZSC Spieler vor dem Lausanner Tor. Lausanne war zu wenig bissig, der ZSC spielte geradlinig und stark. Der ZSC ist in Höchstform und kaum zu schlagen. Das Kader ist breit und jeder steht für jeden ein. Super!
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SirMike
23.04.2025 07:25registriert Juni 2017
Fairerweise muss man sagen, dass die aktuell mangelnde Kadertiefe des LHC auch der Verletzungshexe geschuldet ist. Ist Part of the Game, schon klar, aber es fehlen fast 2 Blöcke mit Stammspielern.
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