Bei den Geheimgesprächen zwischen Verbandsdirektor Ueli Schwarz und HCD-Trainer Arno Del Curto im Zürcher Flughafen-Hotel Radisson Blu konnte keine Einigung erzielt werden. Die Schnaps-Idee, Arno Del Curto nächste Saison nebenamtlich und ab übernächster Saison hauptamtlich als Nationaltrainer zu beschäftigen und die entsprechenden Verträge bereits jetzt zu unterschreiben, ist vom Tisch. Primär aus zwei Gründen.
Erstens widerspricht die Lösung, jetzt bereits für übernächste Saison als vollamtlicher Nationaltrainer zu unterschreiben, allen Prinzipien des HCD-Trainers. Er wettert ja seit Jahren vehement gegen die Transfer-Unsitte vorzeitiger Vertragsunterzeichnungen der Spieler. «Ja, das ist so» sagt Arno Del Curto.
Zweitens gab es ein juristisches Problem. Der HCD war mit einer nebenamtlichen Lösung für nächste Saison nicht einverstanden. Aber ohne das Einverständnis seines Arbeitgebers kann Arno Del Curto die Nationalmannschaft nicht nebenamtlich übernehmen.
HCD-Präsident Gaudenz Domenig formuliert die Absage diplomatisch: «Unser Trainer hat einen Vertrag für nächste Saison. Wir befinden uns in einer Aufbauphase, die alle Kräfte des Trainers beansprucht. Die Nationalmannschaft im Nebenamt zu führen, wäre eine ganz erhebliche zusätzliche Belastung für Arno Del Curto und deshalb nicht im Interesse des HCD. Ich kann mir nicht vorstellen, dass unser Verwaltungsrat zu einer solchen Lösung ‹Ja› gesagt hätte.»
Zudem wäre bei den anderen NLA-Klubs eine nebenamtliche Nationaltrainerlösung politisch nicht durchzubringen. Schon gar nicht mit einem Trainer, der wie Arno Del Curto auch noch heimlicher Sportchef seines Klubs ist. Arno Del Curto sagt dazu: «Ich hätte als Nationaltrainer ja Gespräche mit den anderen Trainer, Sportchefs und Präsidenten führen müssen. Das wäre gar nicht gegangen. Es hätte am Ende dazu geführt, dass ich für die Sorgen und Nöte der anderen Klubs so viel Verständnis gehabt hätte, dass ich dann zu meinen Spielern gesagt hätte: Die und die sind doch arme Kerle, ich glaube es ist besser, wenn wir die mal gewinnen lassen…»
Arno Del Curto sagt allerdings auch, dass für ihn das Thema Nationaltrainer nicht für immer und ewig erledigt ist. «Vielleicht wird es später einmal eine Möglichkeit geben. Die Gespräche mit Ueli Schwarz waren konstruktiv. Wir verstehen uns gut. Jetzt schauen wir einfach, welche Lösung gefunden wird. Ob ein Nationaltrainer für ein Jahr oder fünf oder zehn Jahre kommt…»
So ist es bei der Geheimsitzung im Radisson Blu letztlich beim Gedankenaustausch geblieben. Aber nicht ohne kurzweiliges Nachspiel. Ueli Schwarz ist nämlich erbost, dass die Information über die unter strengster Geheimhaltung eingefädelte gestrige Sitzung mit Arno Del Curto vorzeitig an die Öffentlichkeit gelang ist (watson berichtete).
Der Verbandsdirektor verdächtigt HCD-Präsident Gaudenz Domenig als Informanten. Wie er verbandsintern begründete, habe Domenig wohl ein Interesse daran gehabt, diese Gespräche platzen zu lassen, um seinen Trainer halten zu können. Es ist etwas gar abenteuerlich, einen hoch angesehenen Wirtschaftsanwalt und Klubpräsidenten verbandsintern als billigen Medieninformant (und damit indirekt auch als Intriganten) abzuqualifizieren.
Zudem ist inzwischen bekannt, dass Ueli Schwarz einen Topkandidaten in der «Causa Nationaltrainer» noch gar nicht kontaktiert hat. Tatsächlich bestätigt Slawa Bykow, als Spieler mehrfacher Weltmeister und Olympiasieger sowie als Coach Landesmeister und zweifacher Weltmeister, dass er von Ueli Schwarz noch nie kontaktiert worden ist. Und sagt, dass er durchaus bereit wäre, Gespräche zu führen.
Slawa Bykow hat zurzeit noch keinen Vertrag für nächste Saison. Verbandsintern ist nun Ueli Schwarz aufgefordert worden, sich mit dem in Fribourg wohnhaften Weltstar in Verbindung zu setzen. Das Argument von Ueli Schwarz gegen Slawa Bykow war bisher die fehlenden Deutschkenntnisse des eingebürgerten Russen.
Als ob Deutschkenntnisse wichtiger sind als Fachkompetenz, Charisma und Leidenschaft. Es darf davon ausgegangen werden, dass unsere Nationalspieler sehr wohl verstehen würden, was ihnen Slawa Bykow zu sagen hat. Sonst könnte der ehemalige Gewerbeschullehrer Ueli Schwarz ja seinem Nationaltrainer Deutschunterricht erteilen.
Das Lustspiel «Wie Hockey-Ueli einen Nationaltrainer sucht» beginnt somit wieder von vorne. Die Suche nach einem neuen Nationaltrainer wird uns noch viel Kurzweil beschweren und kein Schelm, wer fragt: «Warum denn nicht Doug Shedden?» Er hat ja 2008 bereits Finnland an der WM auf den dritten Platz gecoacht, ist am Job interessiert und der EV Zug würde jubeln: Der noch ein Jahr laufende Vertrag des Kanadiers müsste dann wohl nicht mehr ausbezahlt werden.
Grundsätzlich gilt: Wer jetzt als Hockeytrainer keinen Job hat und in den nächsten Tagen nie von irgend einem Medium gerüchteweise als Nationaltrainer lanciert wird, ist wohl definitiv ein «Nobody».