Teufelspakt? Nun, es geht um den faustischen Pakt. Dieser Pakt ist ein mythologisches Handelsbündnis zwischen dem Teufel und einem Menschen. Dabei wird dem Belzebub die Seele gegen Reichtum, Macht, Talent oder ähnliche Gaben versprochen. Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe hat mit dem Drama Faust daraus ein Stück Weltliteratur geschaffen.
Was hat das nun alles mit den Kloten Flyers zu tun? Nun, die Kloten Flyers haben den berühmtesten faustischen Pakt in der neueren Geschichte unseres Sportes geschlossen.
Zur Erinnerung: Dem Dorfverein, stolz auf seine Vergangenheit, legendär für seine Nachwuchsförderung, Kult für den Zusammenhalt, länger in der NLA als jeder andere Klub, geht 2012 das Geld aus. Es gibt zwei Möglichkeiten: Untergang oder eben ein ein faustischer Pakt.
Wir sind weit davon entfernt, Klotens Retter und heutigen Besitzer und Präsidenten Philippe Gaydoul zu verteufeln. Da sei Gott davor! Aber um zu erklären, was das Problem Kloten ist, ein Problem, für das Gaydoul ja gar keine Schuld trifft, eignet sich der faustische Pakt halt am besten.
Philippe Gaydoul ist ein Unternehmer, gemäss «Bilanz» 1,0 bis 1,5 Milliarden schwer. Er hat die Kloten Flyers gerettet. Aber für die Klotener ist es halt ein Teufelspakt: Sie müssen ihre Seele als Dorfverein verkaufen. Nun gelten die Gesetze des Retters. Philippe Gaydoul will, wie jeder Unternehmer, Erfolg. Klotens Alternative zu Philippe Gaydoul war der Untergang. 1986 hat ein anderer Dorfverein, der EHC Arosa, diesen anderen Weg gewählt und ist aus wirtschaftlichen Gründen freiwillig aus der NLA in die 1. Liga abgestiegen.
Aber es ist in einem gewissen Sinne auch ein faustischer Pakt für Philippe Gaydoul. Denn er trifft auf Strukturen, die tief und fest in der dörflichen Erde verankert sind und die er nicht einfach so verändern kann. Die letzte Saison hat ihn, trotz Finalqualifikation, gut und gerne sechs Millionen Franken gekostet. Es ist praktisch unmöglich, dieses Hockey-Unternehmen in die Gewinnzone zu führen. Er sitzt in der Falle. Niemand wird ihm die Kloten Flyers abkaufen. Er muss bleiben.
Der Eklat war von allem Anfang an programmiert. Zuerst siegen noch die schlauen Klotener und ihre Dorfkultur. Sie erreichen, dass Felix Hollenstein, gleich bei der Machtübernahme im Sommer 2012 von Philippe Gaydoul entlassen, wieder zurückkehrt. Der neue Besitzer hatte durchaus richtig erkannt, dass er für einen Neuanfang in seinem Sinne die Symbolfigur der alten Kultur feuern musste. Es war ein Fehler, dass er Felix Hollenstein zurückgeholt hat.
Nun ist dieser Fehler korrigiert worden. Der Misserfolg der laufenden Saison hat Philippe Gaydoul die Entscheidung erleichtert. Und die neue Lösung ist so gut, dass sie ein Hollywood-Regisseur nicht besser hätte erfinden können. Hurra, die Simpsons kommen!
Sean Simpson übernimmt nämlich mit seinen Freunden den Klub des Milliardärs. Assistent wird sein langjähriger Freund Collin Muller. Und im Hintergrund zieht Spieleragent Dani Giger die Fäden. Das fällt ihm umso leichter, weil ja sein Freund Sean Simpson nun auch gleich noch als Sportchef fungiert. Es ist keine bösartige Unterstellung, wenn wir vermuten, dass Sean Simpson im Zweifelsfalle dazu neigen wird, eher einen Spieler von Dani Giger zu verpflichten und sich eher nicht als Lohndrücker profilieren wird.
Was sind die Folgen? Nun, erst einmal kostet alles sehr, sehr viel Geld. Sean Simpson verdiente als Nationaltrainer etwas mehr als 300'000 Franken netto. So viel wird er auch in Kloten kassieren.
Die Kloten Flyers werden unter den Simpsons kurzfristig besser werden. Sean Simpson ist ein Resultatcoach, der es sehr gut versteht, aus einer Mannschaft ein Maximum herauszuholen. Er hat mit den ZSC Lions die Champions Hockey League gewonnen, den späteren Stanley Cup-Sieger Chicago gebodigt und die Schweiz ins WM-Finale von 2013 geführt. Philippe Gaydoul hat mit Sean Simpson das Ticket in die Playoffs 2015 gelöst. Dass er diese Saison in der KHL gescheitert ist, fällt nicht ins Gewicht.
Die mittelfristige Perspektive der Kloten Flyers ist nicht ganz so gut. Die Mannschaft muss erneuert werden. Wichtige Spieler wie René Back (32), Micki Dupont (34), Martin Gerber (40), Marcel Jenni (40), Michael Liniger (35), Tommi Santala (35) und Jim Vandermeer (34) sind zwar durchaus noch leistungsfähig, haben ihre Zukunft hinter sich.
Die Erneuerung wird sehr viel Geld kosten. Denn mit der Dorfromantik, die es erst möglich machte, dass dieses Unternehmen 2012 die schwerste wirtschaftliche Krise vorerst ohne Schaden an der Seele überstand (die Spieler blieben), gibt es nicht mehr. Künftig wird das Geld das wichtigste Argument für einen Wechsel zu Kloten sein.
Woran ist Felix Hollenstein gescheitert? Ganz einfach am fehlenden sportlichen Erfolg. Die Kloten Flyers leben unter ihrem neuen Besitzer vom Erfolg, nicht von der Romantik, in der NLA dabei sein zu dürfen. Als diese Saison Verteidiger Micki Dupont in der Krise auf Anweisung von oben vorübergehend intern gesperrt wurde, war die Zeit von Felix Hollenstein abgelaufen: Wenn sich das Management ins Tagesgeschäft einmischt, ist die Autorität des Trainers für immer zerstört.
Die Kloten Flyers werden uns mit den Simpsons bestens unterhalten. Und darum geht es ja auch im Sport. Was uns in den nächsten Tagen schon die nächste Story liefert: Wie wird eigentlich Denis Hollenstein auf die Entlassung seines Vaters reagieren? Er ist ja auch aus familiären Gründen wieder zu Kloten zurückgekehrt.
Immerhin haben die Kloten Flyers ein Problem gelöst. Sie haben kürzlich eine Studie in Auftrag gegeben um herauszufinden, was sie eigentlich sind. Dorfklub? Ausbildungsklub? Nobelklub? Nun wissen sie es. Endlich hat Kloten mit den Simpsons seine neue Identität als Lugano des Nordens gefunden. Teuer, erfolgsorientiert und mit einem sehr hohen Unterhaltungswert.
Ausserdem tut es Kloten villeicht mal gut wenn nach eine Ewigkeit mit Eldebrink und Hollenstein jetzt Kanadische Übungsleiter am werke sind,
mal eine neue Philosophie und Hockeykultur wird gut tun.