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Eismeister Zaugg: Leonardo Genoni ist bei Zug gegen den SCB der Alte

Torhueter Leonardo Genoni, links, von Zug im Spiel gegen Marco Lehmann, links, von Bern beim Eishockey Qualifikationsspiel der National League zwischen dem EV Zug und dem SC Bern am Dienstag, 9. Septe ...
Leonardo Genoni wehrt zum Saisonauftakt sämtliche Berner Schüsse ab.Bild: keystone
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Das «System Genoni» – die einfachste aller Wahrheiten

Leonardo Genoni entscheidet, dass gegen den SCB kein Puck im Netz landet. Also gewinnt Zug 3:0. Punkt. Ende der Analyse. Aber da ist noch etwas: Leonardo Genoni ist auf einer Mission.
10.09.2025, 05:1110.09.2025, 07:33
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Nein, es ist kein grosses Spiel der Zuger. Ihre offensive Feuerkraft ist in defensiven Schablonen gefangen. Das Spiel gut organisiert, schön brav und ein bisschen langweilig. Hockey mit bemerkenswerter Disziplin und Geduld mehr gearbeitet als gespielt. Spektakel und Kreativität? Für später.

Trainer Michael Liniger ist zufrieden. Er räumt zwar ein, dass seine Mannschaft im Startdrittel eine Spur zu verhalten, zu passiv war. Aber dann habe man die Balance gefunden. 3:0. Die perfekte Taktik. Das perfekte Resultat. Der perfekte Start. Wichtig für ein Team, das die letzte Saison mit einem kläglichen Ausscheiden im Viertelfinal beendet hat und nun zurück an die Spitze will.

Wobei: Taktik ist ein grosses Wort. Zug verdankt seinen Sieg eigentlich dem «System Genoni». Einem Torhüter, der im August 38 geworden ist und in einem goldenen Karriere-Herbst sein bestes Hockey zelebriert. Die unerschütterliche Ruhe, die er ausstrahlt, die bestechende Sicherheit bei allen Aktionen – Weltklasse. Und er war ja bei der letzten WM der beste Torhüter des Turniers plus der MVP.

Michael Liniger rühmt seinen Goalie:

«Die Sicherheit, die er ausstrahlt, hat dem ganzen Team Energie gegeben.»

Diese Energie habe man von der ersten Aktion an sofort gespürt. So war es: Von der ersten Sekunde an ist klar: Leonardo Genoni hat mit einer schon fast arroganten Selbstverständlichkeit entschieden, heute keinen Treffer zuzulassen. Er ist der einzige Goalie der Liga, der an einem guten Abend diese zwingende Ausstrahlung hat, die jeden seiner Vordermänner ein bisschen grösser, mutiger, selbstsicherer, schneller und besser macht.

EV Zug Assistenztrainer Michael Liniger waehrend dem Eishockey-Meisterschaftsspiel der National League zwischen den Teams EHC Kloten und EV Zug am Donnerstag, 27. Februar 2025, in Kloten. (KEYSTONE/Pa ...
Erfolgreiches Debüt als Headcoach: Michael Liniger gewinnt mit Zug gegen Bern.Bild: keystone

Lange nach Spielschluss plaudert Leonardo Genoni entspannt nicht nur über dieses Spiel. Er weiss, dass er gut gespielt hat. Mit seiner immensen Erfahrung kann er seine Leistung einschätzen und er sagt:

«Das mag jetzt arrogant tönen, wenn ich das einfach so sage: Aber es ist die Aufgabe des Goalies, seiner Mannschaft Sicherheit zu geben.»

Es ist das «System Genoni.» Besser als jede Taktik. Es geht um mehr als um dieses erste Spiel der Saison, das ja letztlich «nur» eine Momentaufnahme ist und morgen schon vergessen sein wird. Leonardo Genoni hat das schmähliche Ende der letzten Saison, das Ausscheiden gegen Davos in nur vier Spielen im Stolz verletzt.

«Wir haben einfach aufgegeben und eine Saison weggeworfen. Das darf einfach nicht sein.»

Es ist zu spüren: Leonardo Genoni ist auf einer Mission. Zug wieder ganz an die Spitze zurückzuführen, die letzte Saison vergessen zu machen – das ist die Mission, die weit, weit über das Startspiel hinausgeht. Schon am Freitag wird sie dem nächsten Stresstest unterzogen: Zug tritt in Lugano an. Dort ist die gesamte Organisation wieder einmal auf der Mission «Rendere nuovamente grande il Lugano» («Make Lugano great again.»)

Die Bedeutung eines charismatischen Torhüters kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Nicht umsonst pflegte einst der grosse kanadische Coach und Hockeyphilosoph Dave King seine Vorträge mit einer launigen Bemerkung abzuschliessen: «… und wenn Sie keinen grossen Torhüter haben, dann vergessen Sie alles, was Sie heute gehört haben.»

Womit wir beim SCB sind. Ja, der SCB ist Zug auf Augenhöhe entgegengetreten und hat sogar alle drei Drittel mit 26:19 (11:8, 8:5, 7:6) Torschüssen dominiert. Aber der SCB hat keinen Leonardo Genoni. Er hat Adam Reideborn. Er ist ein guter, aber kein grosser Goalie. Ihm fehlen Sicherheit, Ausstrahlung und Charisma eines grossen Goalies.

  • Stürmer
  • Verteidiger
  • Torhüter
Player Image

Nation Flag

Aktuelle
Note

info
  • 7

    Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.

  • 6-7

    Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.

  • 5-6

    Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.

  • 4-5

    Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.

  • 3-4

    Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.

  • Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.

Punkte

Goals/Assists

Spiele

Strafminuten

  • Er ist

  • Er kann

  • Erwarte

Aber da ist noch etwas: Eishockey ist ein unberechenbares Spiel. Erfolg ist auf Dauer nur möglich, wenn wenigstens mit Sorgfalt die kleinen Dinge richtig gemacht werden, die kontrolliert werden können. Dafür gibt es ein Wort: Professionalität. Der SCB löhnt schon beim Saisonauftakt acht (!) ausländische Spieler. Aber beim Saisonstart konnte Trainer Jussi Tapola in Zug nur fünf einsetzen. Ein weiterer ausländischer Stürmer hätte womöglich aus der optischen Überlegenheit etwas Zählbares herausgeholt.

Pech? Nein. Fehlende Professionalität. Der Arroganz geschuldet, so wichtig sei ja das mit den Ausländern beim Saisonstart gar nicht. Die Berner haben mit Emil Bemström schon vor der Saison einen ausländischen Stürmer verpflichtet, von dem sie von allem Anfang an wussten, dass er erst im Laufe des Oktobers fit sein wird.

Tomas Tatar, rechts, von Zug im Spiel gegen Miro Aaltonen, links, von Bern beim Eishockey Qualifikationsspiel der National League zwischen dem EV Zug und dem SC Bern am Dienstag, 9. September 2025 in  ...
Tomas Tatar (rechts) ist schneller am Puck als Berns Miro Aaltonen.Bild: keystone

Und noch etwas: Jussi Tapola mag Verteidiger, die verlässlich im System arbeiten. Der Schillerfalter Alexandr Yakovenko spielte die Rolle des tragischen Helden: Am ersten Gegentreffer war er mitschuldig und er hat das Powerplay auf dem Gewissen, das Zug das bereits entscheidende 2:0 ermöglichte. Bald wird intern die Diskussion losgehen, wer eigentlich diesen Transfer zu verantworten habe. Und kein hinterlistiger Schelm, wer das Gerücht streut, man werde bald darüber nachdenken, ob man denn Alexandr Yakovenko nicht bei Langnau gegen Santtu Kinnunen eintauschen könnte.

Der SCB hat in Zug vieles richtig gemacht. Ohne den Rückhalt von Leonardo Genoni wären die Zuger ins Wanken geraten. Ein auswärts verlorenes Startspiel ist noch kein Grund zur Polemik. Aber ein Grund, endlich, endlich, endlich mit der «Mission Wiedergutmachung» zu beginnen.

Das ist halt nicht ganz einfach mit vier Goalies, die zusammengezählt nicht einen Leonardo Genoni geben.

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Nummy33
10.09.2025 08:00registriert April 2022
SCB schiesst kein Tor und es ist die Schuld von Reideborn
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Amarillo
10.09.2025 07:21registriert Mai 2020
Ein steiler Anspruch, wenn Reideborn ein Shut-out feiern müsste, damit der SCB zu einem Punkt kommt. Reideborn ist nicht so gut wie Genoni, aber gestern kaum schuld an der Niederlage. Yakovenko wäre gemäss offizieller Kommunikation als "Reserve" gedacht, was angesichts seiner teils haarsträubenden Aktionen (Puck stoppen auf dem Eis von der Spielerbank aus...) nicht erstaunt. Aber wenn einem mittelmässig besetzten Team - und dass ist der SCB nun mal noch immer im Vergleich zur Spitze - schon mal 5 Spieler verletzt oder krank fehlen, so müssen halt alle auf's Eis, die Schlittschuhe dabei haben.
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