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Juraj Simek – ein sanfter Desperado meldet sich als Meister zurück

27.1.2021 - Kloten - Swiss Arena - Challenge League - EHC Kloten vs HC Visp - ehc Kloten s st
Nach dem Aufstieg war Simek in Kloten nicht mehr gefragt.Bild: www.imago-images.de
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Juraj Simek – ein sanfter Desperado meldet sich als Meister zurück

Kloten hat Juraj Simek im letzten Frühjahr nach dem Aufstieg wegen einer Armverletzung ausgemustert. Jetzt meldet sich der 35-jährige Desperado zurück. Als polnischer Meister.
01.04.2023, 17:2603.04.2023, 05:27
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Die Bezeichnung «Desperado» passt: Sie steht für jemanden, der nichts mehr zu verlieren hat. Juraj Simek hatte im letzten Frühjahr wahrlich nichts mehr zu verlieren. Nach einer Armverletzung schien die bewegte Karriere des slowakisch-schweizerischen Doppelbürgers beendet. Kloten verlängerte seinen Vertrag nach dem Aufstieg nicht mehr.

Was nun? Er versucht es in seiner Heimat bei Presov. Dort ist Simek geboren, er hat auch den slowakischen Pass. Aber zur sportlichen Krise des Teams (letzter Platz in der höchsten slowakischen Liga) kommt eine weitere Verletzung. Im Dezember ist auch dieses Abenteuer nach 19 Partien, in denen er 8 Punkte gesammelt hat, zu Ende.

Alleine in Polen

An diesem Karriere-Nullpunkt kommt die Anfrage vom polnischen Meister Katowice. Es ist der Wendepunkt. Er bekommt einen Vertrag bis Saisonende für rund 25'000 Euro netto. «Ich bin in Polen in jeder Beziehung positiv überrascht worden», blickt Jura Simek zurück. «Der Spielbetrieb ist professionell und alle Abmachungen sind pünktlich eingehalten worden. Ich habe genug verdient, um meine Familie in der Schweiz zu ernähren …» Seine Frau und Sohn Juraj (7) sind während seines Polen-Abenteuers in der Schweiz geblieben.

Juraj Simek Katowice
Simek posiert mit dem Meisterpokal.Bild: zvg

Katowice hatte 2022 nach 50 Jahren endlich wieder den Titel geholt und nun spielte Juraj Simek bei der erfolgreichen «Operation Titelverteidigung» eine zentrale Rolle. Er bildete mit den beiden Finnen Matias Lehtonen (27) und Jona Monto (28) die zweite Linie. Das Trio produzierte in 18 Playoffpartien 35 Punkte. 13 davon steuerte Simek bei, vier davon in den vier Finalpartien gegen den Lokalrivalen Tychy.

Der sanfte Desperado meldet sich als polnischer Meister eindrücklich zurück. Es ist sein erster Titelgewinn. Was nun?

«Ich suche noch einmal eine Herausforderung»

Simek hat eine bewegte Zeit hinter sich. Bis 2006 in der Nachwuchsabteilung von Kloten, dann fünf Jahre in Nordamerika (237 AHL-Spiele, 85 Punkte), zehn Jahre in unserer höchsten Liga (477 Spiele, 196 Punkte, die meisten davon bei Servette) und zuletzt zwei Jahre in der Swiss League bei Kloten (80 Spiele/25 Punkte). Auf dem Umweg über die Slowakei und Polen hat er sein Selbstvertrauen und seine Motivation wieder gefunden. «Ich habe sehr viel gelernt und suche noch einmal eine Herausforderung.» Er habe auch gelernt, eine defensive Rolle zu übernehmen. Juraj Simek rockt also wieder. Die Frage ist: Wo kann er nächste Saison rocken?

Der Genfer Jurai Simek feiert seinen Treffer zum 1:0 in der Eishockey National League A Partie zwischen dem SC Bern und Geneve-Servette HC, am Samstag 4. Januar 2014, in der PostFinance Arena in Bern. ...
Hier war er am besten: Simek bei Servette.Bild: KEYSTONE

Am Montag steigt die Saisonabschluss- und Meisterfeier in Katowice und im Laufe der nächsten Woche wird der kräftige Flügelstürmer in die Schweiz zurückkehren. «Wäre ich Junggeselle, würde ich wohl auch nächste Saison in Polen spielen. Aber meine Familie lebt in der Schweiz und ich vermisse meinen Sohn.» Deshalb möchte Simek, wenn immer möglich, seine Karriere in der Schweiz fortsetzen. Das Alter sei nur eine Zahl und soeben habe Thomas Rüfenacht bei Ambri bewiesen, dass es auch mit 38 Jahren möglich sei, in der National League etwas zu bewegen. Rüfenacht hat in den letzten acht Partien der Saison in Ambri fünf Skorerpunkte gebucht. Simek ist im September erst 35 geworden.

Noch einmal einen Aufstieg?

Gibt es Optionen für den ersten Schweizer, der polnischer Meister geworden ist? Am ehesten wohl bei einem Team, das in der Swiss League den Aufstieg anstrebt. Mag sein, dass ein Routinier zwischen September und Ende Februar die Netze nicht mehr füllt. Aber in den Playoffs – im Aufstiegskampf – ist Erfahrung Gold wert und wer im polnischen Final in vier Partien vier Punkte bucht, ist kein spielerischer Nasenbohrer.

Die neun Teams umfassende höchste polnische Liga dürfte ungefähr das Niveau der Swiss League haben. Katowice hat letzte Saison in der Champions Hockey League mitgespielt. Der polnische Meister ist zwar in der Gruppenphase ausgeschieden, hat aber immerhin im Herbst das eidgenössische Spitzenteam der ZSC Lions (noch ohne Juraj Simek) nach Verlängerung 2:1 besiegt. In der Weltrangliste des Internationalen Eishockeyverbandes (IIHF) rangiert Polen auf Position 22, die Schweiz belegt Rang 7.

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quelle: keystone / ennio leanza
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