Ende Februar war Nino Niederreiters Zeit in Nashville jäh vorbei. Der Churer Stürmer musste seiner neuen Heimat bereits wieder adieu sagen und in den kalten Norden von Winnipeg wechseln. Der emotionale Abschied von seinem guten Freund Roman Josi wurde durch den Umstand gemildert, dass er sich bei den Winnipeg Jets immerhin einem Playoff-Team anschliessen konnte.
Doch zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Kanadier bereits in einer Baisse, die bis heute anhält. Anfang Februar beliefen sich die Chancen für eine erfolgreiche Playoff-Qualifikation der Jets auf über 90 Prozent. Bis heute ist die Wahrscheinlichkeit auf noch knapp über 50 Prozent gefallen. Ironischerweise könnte Winnipeg – das derzeit auf dem letzten Wild-Card-Platz im Westen liegt – gar noch von Nashville überholt werden.
Es stimmt vieles nicht bei den Jets. Das jüngste Beispiel war die 0:3-Pleite gegen die in dieser Saison miserablen San Jose Sharks. Danach liess Trainer Rick Bowness kaum ein gutes Haar an seiner Mannschaft: «Wenn einige dieser Spieler denken, sie geben uns alles, was in ihrem Tank ist, dann träumen sie.» Es sei diese Inkonstanz, die ihnen das Leben schwer mache. Bowness ergänzte: «Es gibt einige Spieler in diesem Team, die immer alles geben. Es wäre schön, wenn der Rest mitziehen könnte.»
“If some of these guys think they’re giving us everything in their tank, they’re dreaming.”
— TSN (@TSN_Sports) March 29, 2023
Rick Bowness speaks on the lack of consistency from his players. pic.twitter.com/K2AT4VfzBp
Es ist ziemlich offensichtlich, wen der 68-jährige Kanadier meint. Mark Scheifele hat seit neun Spielen nicht mehr getroffen. Ex-Captain Blake Wheeler ist seit 21 Spielen (Mitte Februar) ohne Torerfolg. Nikolaj Ehlers erhielt gegen die Sharks nicht einmal mehr 14 Minuten Eiszeit. Und von Pierre-Luc Dubois weiss man schon längst, dass er eigentlich lieber in Montreal spielen würde und das nächste Saison wohl auch tun wird.
Ein Graben scheint sich aufzutun, zwischen Bowness und Wheeler und Scheifele, die als Leader in der Winnipeg-Garderobe gelten. Gerüchten zufolge, regieren die beiden mit eiserner Hand, und wer ihrem Willen nicht nachgibt, fliegt raus. So soll etwa auch Patrik Laine vergrault worden sein. Aussagen in Interviews deuten an, dass Bowness und Wheeler unterschiedliche Ideen haben, wie die Jets zurück zum Erfolg finden. Der Trainer möchte schnelles Spiel mit direkten Abschlüssen, der Spieler will auf Puckbesitzspiel setzen.
Mittendrin in diesem Chaos sitzt nun Nino Niederreiter, der damit eigentlich wenig zu tun hat. Der Schweizer Flügel schiesst seine Tore ähnlich wie in Nashville. Er spielte aber auch schon mit Scheifele und Kyle Connor in einer Linie. Mitte März bei einem schwachen Auftritt gegen die Carolina Hurricanes wurde das Trio als Bestrafung für ein ganzes Drittel ohne Einsatz auf der Bank sitzen gelassen.
Nach dem Spiel stand Niederreiter Red und Antwort. Er sagte: «Wir verdienten es nicht, zu spielen. Wir waren schlicht nicht gut genug.» Teamleader Scheifele und auch Mitspieler Kyle Connor lehnten Interview-Anfragen ab.
#NHLJets Nino Niederreiter on accountability and his line being benched for much of 2nd period.
— Mike McIntyre (@mikemcintyrewpg) March 15, 2023
“We didn’t deserve to play. We simply weren’t good enough.”
Mark Scheifele and Kyle Connor, other members of the line, declined interview requests here in Raleigh.#wfp
Sieben Spiele bleiben den Jets noch, um wieder in die richtige Spur zu kommen. Sollte Winnipeg die Playoffs tatsächlich noch verpassen, oder dort klar scheitern, dürfte es zu grossen Veränderungen kommen. Entweder wird Bowness seinen Sessel räumen müssen – oder die Jets trennen sich doch noch von Scheifele und möglicherweise auch Wheeler.