Natürlich ist es nicht so, dass niemand da ist, wenn Kloten siegt. Das ist eine etwas polemische Übertreibung, für die sich der Chronist sogleich entschuldigt. Aber die Differenz zwischen offiziell vermeldeten und tatsächlich anwesenden Fans dürfte in Kloten die spektakulärste der Liga sein.
Freitag, 20. September 2024: Kloten – SC Bern (2:1 n.P.)
Offizielle gemeldete Zuschauerzahl: 5 182
Tatsächlich im Stadion: 3 552 plus 144 im Gästesektor.
Dienstag, 24. September: Kloten – Lausanne (3:1) 2024 Offizielle gemeldete Zuschauerzahl: 4 102
Tatsächlich im Stadion: 2 212 plus 39 im Gästesektor.
Es ist den Klubs überlassen, welche Publikumszahlen sie vermelden. Juristisch ist alles in allerbester Ordnung. In der Regel wird die Anzahl verkaufter Tickets/Saisonabis vermeldet. Wer nicht kommt, ist halt selbst schuld. Aber wer nicht kommt, konsumiert nichts. Die Klubs leben ja im Tagesgeschäft längst nicht mehr bloss vom Verkauf der Tickets/Saisonkarten.
Wichtig ist auch die Gastronomie. Der Ertrag aus dem Verkauf von Wurst und Bier, Wasser und Brot, Wein und Bretzel. Es kann dem Management auf Dauer also nicht Wurst sein, wenn Ticketinhaberinnen und -Inhaber nicht ins Stadion kommen.
Bleibt noch die Frage, warum die exakten Zahlen bekannt sind. Ganz einfach: Mit den modernen Drehkreuzsystemen wird genau erfasst, wie viele Frauen, Männer und Kinder ins Stadion geeilt sind. Das wird durch die Behörden strengstens überprüft.
Aus Sicherheitsgründen (Fluchtwege!) dürfen sich nicht mehr Menschen in einem Stadion aufhalten als behördlich bewilligt worden ist. Klotens echte Publikumszahlen sind nachzulesen im behördlichen Journal 99900026519602 vom 12 September bzw. im Journal Nr. 99900026539984 vom 24. September. Es hat also auch im Gottfried Keller-Land alles seine Ordnung.
Ticketinhaberinnen und Ticketinhaber, die nicht zum Spiel kommen, sind ein relativ neues Phänomen, vor allem in der ersten Saisonphase, wenn die Anfahrtswege noch trocken sind und die Hoffnung auf Siege und Ruhm lebt.
Einerseits ist diese Merkwürdigkeit wohl ein Zeichen eines nach wie vor blühenden Wohlstandes: Ich kann es mir leisten, auf einen Matchbesuch zu verzichten – obwohl ich das Geld dafür bereits ausgegeben habe. Man hat es ja. Das dürfte gerade im Glatttal, einer der reichsten Gegenden der Welt, zutreffen.
Kommt dazu, dass in der modernen, so eng vernetzten und „individualisierten“ Welt, Spontanentscheide im Freizeitverhalten (kurzfristiges Umdisponieren per Hosentelefon) viel einfacher sind als früher, als die Telefone noch an Wänden angeschraubt waren und Matchbesuche als Gruppenerlebnis bereits Tage zum Voraus abgemacht und eingehalten wurden.
Diesem Phänomen sind die Klubs ziemlich hilflos ausgeliefert. Inhaberinnen und Inhaber eines Saisontickets zu sanktionieren, die nicht zum Spiel kommen, ist eine heikle Massnahme, die zu Verärgerung führen kann. Dauerhaft helfen wohl nur flotte sportliche Darbietungen, eine sehr gut ausgebaute gastronomische Infrastruktur mit kurzen Wartezeiten, bequeme Plätze (damit auch die Gattin im Abendkleid Platz nehmen kann ohne den Ruin des edlen, teuren Stoffes zu riskieren), gute Erreichbarkeit der Arena, genügend Parkplätze und das Angebot eines Systems, das es ermöglicht, beispielsweise Saisontickets kurzfristig an Interessierte weiterzureichen.
Kurzum: Eishockey ist inzwischen ein wichtiger Zweig einer boomenden helvetischen Vergnügungsindustrie geworden. Je grösser das Vergnügen und je einfacher und bequemer dieses Vergnügen erreichbar ist, desto weniger Vergnügungssüchtige werden sich dieses Vergnügen entgehen lassen, für das sie ja bereits bezahlt haben.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
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