Der SC Bern hat mit dem Verkauf der Saisonkarten begonnen. Das Ziel ist es, 13'000 unters Hockeyvolk zu bringen. Wie in der Zeit vor Corona. Und mehr als das: Dem Management ist aufgefallen, dass letzte Saison zu viele Sitze leer geblieben sind. Wer trotz «Saisonabi» nicht ins Stadion kommt, konsumiert weder Bier noch Kaffee oder Wurst und Nussgipfel.
Deshalb gibt es ein neues Angebot: Wer nächste Saison als Dauerkartenbesitzer mindestens 20 Heimspiele besucht (mit den modernen Ticketsystemen kann festgestellt werden, ob eine Saisonkarte benützt worden ist), bekommt für die übernächste Saison (2023/24) beim Erwerb des «Saisonabis» einen Rabatt. In welcher Höhe wird noch nicht verraten.
Die SCB-Kundinnen und -Kunden sind aber auch ein wenig besorgt: Fast täglich treffen Meldungen über die Verpflichtung von bäumigen Ausländern bei den anderen Klubs ein. Der SCB aber hat für die kommende Saison erst drei unter Vertrag: den kanadischen Leitwolf Chris DiDomenico (33), den kanadischen Schillerfalter-Verteidiger Eric Gelinas (31) und den dynamischen Kunstläufer Dominik Kahun (26), die deutsche Hockey-Antwort auf Hans-Jürgen Bäumler.
Also trotz sommerlichen Temperaturen wieder einmal Zeit für ein Hosentelefon mit SCB-Sportchef Andrew Ebbett.
Die Konkurrenz macht vorwärts bei der Verpflichtung der Ausländer. Sogar in Langnau hinten sind schon fünf unter Vertrag. Aber beim SCB geht seit Wochen nichts. Die Fans werden ein wenig ungeduldig.
Andrew Ebbett: Ich bin ein geduldiger Mensch. Wir klären sorgfältig ab, damit wir die richtigen Spieler verpflichten.
In der Tat: Wer sich bei der Wahl der Ausländer täuscht, wird ein Problem haben.
Sie sagen es.
Sie haben mit Kaspars Daugavins und Cory Conacher immer noch zwei ausländische Spieler unter Vertrag, die beim SCB keine Zukunft mehr haben. Sind Sie da vorangekommen?
Ja, wir haben mit Cory Conacher eine Lösung gefunden.
Sie haben ihn also ausbezahlt?
Ja. Er ist nach Kanada zurückgekehrt und wir haben seinen Vertrag aufgelöst.
Dann hat er vom SCB ein schönes Feriengeld bekommen. Reicht es für Ferien in einem Fünfsterne-Hotel?
Wohl eher für den Aufenthalt in einer Jugendherberge.
Wie sieht es mit Kaspars Daugavins aus?
Wir arbeiten an einer Lösung.
Geplant ist nun also die Verpflichtung von drei weiteren Ausländern?
Ja. Wir suchen einen Verteidiger und zwei Stürmer.
Bis wann ist mit Vollzugsmeldungen zu rechnen?
Bis Ende Juni. Aber nicht zwingend. Wir haben Dominik Kahun letzte Saison auch erst im August unter Vertrag genommen.
Fassen wir zusammen: Mit Cory Conacher ist – endlich – ein «Sündenfall» aus den Zeiten des Chaos bereinigt. Andrew Ebbet arbeitet nach der klugen und bewährten Berner Lebensphilosophie: «Nume nid gsprängt … aber geng chli hüh!». Sie bedeutet sinngemäss «Eile mit Weile!» oder «Überhaste nichts, aber lass dennoch dein Ziel nicht aus den Augen».
Das ist, wie wir aus Berns stolzer Geschichte wissen, durchaus eine taugliche Lebensphilosophie. Aber eben: Andrew Ebbett sollte sich bei der Auswahl des ausländischen Personals nicht trumpieren. «Trumpieren» bedeutet in wahren, alten Berndeutsch «sich täuschen». Der Ausdruck ist ein Hinweis auf die ruhmreiche Geschichte: Als die Berner noch Imperialisten waren, hielten sie das Welschland als Kolonie. Aus dieser Zeit kommt der heute noch gut spürbare frankofone Charme und Einfluss, der sich auch darin zeigt, dass viele französische Wörter verberndeutscht worden sind. Aus «se tromper» ist beispielsweise «I ha mi trumpiert» geworden und aus «Le Contraire» (das Gegenteil) «s’Gunteräri».
Nun hoffen die SCB-Fans, die neue Saison werde das «Gunteräri» der letzten.