1994 ist René Fasel zum Präsidenten des Internationalen Eishockey-Verbandes (IIHF) gewählt worden. Nun stellt er sich im September beim IIHF-Wahlkongress nicht mehr zur Wiederwahl.
Er wird nicht nur als Präsident mit der längsten Amtszeit in die Geschichte eingehen. Sondern auch als erfolgreichster IIHF-Vorsitzender. René Fasel ist im Laufe seiner Amtszeit zu einem der einflussreichsten Sport-Diplomaten der Welt geworden.
Sein Meisterstück war die gemeinsame Frauen-Hockeymannschaft von Nord- und Südkorea bei den Olympischen Winterspielen 2018. Er wird seinem Nachfolger eine Organisation übergeben, die finanziell so gut abgesichert ist wie noch nie in ihrer Geschichte (seit 1908).
Mit grosser Umsicht hat er soeben auch die Absage der Eishockey-WM in Zürich und Lausanne gemanagt. Ein Turnier mit einem 50 Millionen-Budget gemanagt. Und als einer der wenigen Präsidenten eines internationalen Sportverbandes ist er skandalfrei durch seine biblisch lange Amtszeit gekommen. Wahrlich keine Selbstverständlichkeit.
Aber es ist noch nicht sicher, dass er sein Amt wie seit langem geplant nach dem Wahlkongress im September in St.Petersburg seinem Nachfolger übergeben kann. Die Kandidaten müssen ihre Ambitionen zwar erst im Juni offiziell anmelden. Aber der «Wahlkampf» um eines der prestigeträchtigsten Ämter im Weltsport ist schon seit zwei Jahren im Gange.
Das Problem: die Reisemöglichkeiten sind wegen der Welt-Virus-Krise so stark eingeengt, dass René Fasels Nachfolgekandidaten nicht mehr im gewohnten Masse auf Stimmenfang gehen können. Der Wahlkampf ist sozusagen stillgelegt.
Das ist nicht der einzige Grund, warum der Wahlkongress und damit René Fasels «Pensionierung» womöglich um ein Jahr verschoben wird. Um den internationalen Verband nach den Turbulenzen dieser Krise in normale Zeiten zurückzuführen, braucht es einen erfahrenen, diplomatisch klugen Präsidenten. Es wäre also gut, wenn René Fasel noch ein Jahr weitermacht.
René Fasel, würden Sie ein Jahr weitermachen? Er sagt, es geben jetzt wichtigere Probleme in der Welt als diese Personalfrage. «Ich trete nicht mehr zur Wiederwahl an. Dabei bleibt es. Aber wenn es gewünscht wird, stelle ich meine Dienste auch dann zur Verfügung, wenn ich nicht mehr Präsident bin.»
Er sagt es zwar nicht. Aber es dürfte so sein: Wenn er gebeten wird, noch ein Jahr weiterzumachen und die Nachfolgeregelung auf 2021 zu verschieben, wird er nicht «Nein» sagen. Weil es in diesem Fall ja um die Sache und nicht ums Ego geht.
Sein letztes Amtsjahr habe er sich schon ein wenig anders vorgestellt. «Ich hatte eigentlich gehofft, dass ich so etwas wie eine Abschiedstour machen und noch einmal meine Freunde in alle Ruhe besuchen kann. Daraus ist nun halt nichts geworden ...»