Was der Grund dafür auch immer sein mag, die Idee ist eine gute. Einer von Ajoies Werbepartnern (QoQa) hat beschlossen, das Coaching-Team mit einer neuen, besonders modischen, warmen und massgeschneiderten Winterjacke zu beschenken. Kürzlich sind die Masse genommen worden, damit die erlesenen Kleidungsstücke auch passen. Christian Wohlwend hat in der schwierigen Lage den Humor nicht verloren:
Tja, das ist nicht ganz sicher. Nach der besten Vorbereitung seit dem Wiederaufstieg von 2021 mit Auswärtssiegen in Lugano (3:2) und Rapperswil-Jona (4:3), einem Heimerfolg gegen Servette (4:3) und geschickten Transfers schien es nicht mehr utopisch zu sein, die Qualifikation zum ersten Mal überhaupt nicht auf dem letzten Platz zu beenden.
Die Zuversicht war ein Irrtum: Ajoie hat den schlechtesten Saisonstart seiner ganzen Geschichte hingelegt: 7 Niederlagen hintereinander. Kein einziger Punkt. Miserabel in den meisten wichtigen Statistiken: Am wenigsten Tore erzielt, am meisten kassiert, am wenigsten Schüsse aufs gegnerische Tor, am meisten Schüsse auf den eigenen Kasten zugelassen. Und erstmals seit dem Wiederaufstieg ist Ajoie schon nach 7 Runden Schlusslicht.
Was ist bloss passiert? Die Frage geht an Cheftrainer Christian Wohlwend. Er weiss keine Antwort:
Ein wenig schwindelt er natürlich. Ganz ratlos ist er wohl nicht. Es gibt schon Antworten. Aber die tönen entweder nach Ausreden – und ein Mann der Ausreden ist der Engadiner nicht – oder sie sind so offensichtlich, dass er den Sachverhalt gar nicht thematisieren muss bzw. schon aus diplomatischen Rücksichten nicht thematisieren sollte.
Besonders bitter: Die drei finnischen Stürmer Jerry Turkulainen (bisher 1 Tor), Julius Nättinen (kein Tor), Oula Palve (1 Tor) sind mit allerallerbesten Referenzen gekommen: Nättinen erzielte letzte Saison in Finnland 23 Tore, Palve war gar bester Skorer der höchsten finnischen Liga und Turkulainen ist als bester Spieler der Liga ausgezeichnet worden. Aber bisher waren sie bloss saft- und kraftlose Schillerfalter mit Minus-Bilanzen zwischen Minus-7 und Minus-10.
Jonathan Hazen, eigentlich immer noch der Beste, fehlt wegen einer Verletzung und Philip-Michaël Devos, seit 2015 in Ajoie, mag der schlauste langsame Spieler Europas sein. Aber nun ist er zu langsam. Und der beste Schweizer Stürmer (Thibault Frossard) ist durch Blessuren ausgefallen.
Eine nominell so limitierte Mannschaft wie Ajoie – eigentlich inzwischen noch ein gutes Swiss League-Team verstärkt mit Ausländern – kann solche Unpässlichkeiten nicht verkraften. Nun kommt mit dem finnischen Verteidiger Kristian Näkyvä, letzte Saison beim HC Davos, ein 7. Ausländer und Christian Wohlwend sagt:
Dann wären schon acht von zehn Ausländerlizenzen eingelöst, bevor nur die ersten Blätter von den Bäumen gefallen sind. Und was kann ein Trainer noch ausrichten, wenn selbst sturmerprobte letzte Männer wie Benjamin Conz (Fangquote) 87,01 %) und Damiano Ciaccio (85,29 %) mehr und mehr zu Lottergoalies verkommen? Wahrlich, die Hockey-Götter sind gegen Ajoie.
Christian Wohlwend ist einer der meistunterschätzten Trainer im Land. 2019 coacht er die Schweizer bei der U 20-WM zum bisher letzten Mal in den WM-Halbfinal. Im Frühjahr 2020 erreicht er in der ersten Saison nach der Ära Del Curto mit dem HCD den 3. Schlussrang, nur zwei Punkte hinter Qualifikationssieger Zürich (ZSC Lions). Wer weiss, was noch möglich gewesen wäre, wenn die Playoffs hätten stattfinden können (abgesagt wegen Corona).
Am 23. Januar 2023 wird er in Davos oben gefeuert. Obwohl der HCD in der oberen Tabellenhälfte klassiert ist (5.). Und inzwischen ist er der erste Trainer in Ajoie, der nach dem Aufstieg schon eine ganze Saison überstanden hat. Seine beiden Vorgänger Gary Sheehan und Filip Pesan sind gefeuert worden.
Droht nun auch Christian Wohlwend dieses Schicksal? Er sagt, dafür gebe es noch keine Anzeichen und ist doch Realist:
Er kennt also die ungeschriebenen Gesetze in diesem Geschäft und beklagt sich nicht. Und er hat genug Selbstvertrauen, um wieder aufzustehen und einen neuen Job zu finden. Komme, was wolle.
Sportdirektor Julien Vauclair sollte darauf achten, dass im Falle eines Falles der neue Trainer ungefähr 180 Zentimeter gross und 85 kg schwer ist. Dann kann der neue Mann die für Christian Wohlwend massgeschneiderte, aber noch nicht gelieferte Winterjacke übernehmen. Wenigstens ist bei Ajoie klar, wie gross und wie schwer der neue Trainer sein sollte.
Tabelle nach sieben Spielen (NL mit 13 Teams):
12. Ajoie: 6 Punkte, 15:27 Tore
13. Lausanne: 5 Punkte, 13:19 Tore
Tabelle nach sieben Spielen (NL mit 14 Teams):
9. Ajoie: 9 Punkte, 18:19 Tore
14. Langnau: 2 Punkte 10:27 Tore
Tabelle nach sieben Spielen:
13. Ajoie: 5 Punkte 17:26 Tore
14. Langnau: 5 Punkte, 13:31 Tore
Tabelle nach sieben Spielen:
14. Ajoie: 0 Punkte, 9:32 Tore
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
5,2
09.22
5,2
09.23
5,2
01.24
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Besser wird es auch mit ihm nicht werden, aber für Unterhaltung wäre gesorgt.
Wäre es nicht sinnvoll die Linien umzustellen?