Der Pulverdampf der kleineren und grösseren Aufregungen der ersten Saisonhälfte hat sich verzogen. Die Titanen haben ihre Spitzenpositionen gesichert und beginnen mit der Feinarbeit. Der Justierung von Spiel und System. Eine Niederlage gegen die Lakers oder sonstige Betriebsunfälle haben für die Titelkandidaten kaum mehr Bedeutung. Nur noch ausgewählte Partien haben im Hinblick auf die Playoffs Aussagekraft. Zum Beispiel das hochklassige Spitzenspiel zwischen den ZSC Lions und dem HC Davos.
Was das Resultat (4:1) nicht zeigt: Unter Berücksichtigung aller Umstände war es das bisher beste Saisonspiel des Titelverteidigers. Die ZSC Lions zeigten dem Tabellenführer im besten Wortsinne den Meister. Die Zürcher gewannen zwar auch die Heimspiele vom 12. Oktober (4:1) und vom 23. November (3:0) mit der gleichen Tordifferenz. Doch es trifft zu, was ein dem HCD wohlgesonnener Spieleragent am Sonntag schon im ersten Drittel sagte: «Davos ist chancenlos.»
Der HCD liess durchaus erkennen, warum er durch den Herbst an die Spitze getanzt ist – und die sonntägliche Leistung hätte gegen die meisten Gegner zum Sieg gereicht. Die Bündner spielten allerdings lediglich «Arno Del Curto-Hockey» im Werktagskleid. Auf den ersten Blick auf hohem Niveau dynamisch, präzis, mutig und schnell. Aber auf den zweiten Blick nicht ganz so dynamisch, präzis und schnell wie in den besten Tagen im Herbst. Das HCD-Spiel ist hoch entwickelt und deshalb auch störungsanfälliger. Für einmal waren die Konter nicht präzis wie auf dem Reissbrett entworfen. Sondern bloss wie mit der Hand gezeichnet.
Die ZSC Lions entfalteten ihr Talent diesmal nicht nur schneller und präziser als der HCD. Sie waren auch robuster und defensiv stabiler. Der HCD fand die freien Räume für die Entfaltung seines Spiels nicht. Die Zürcher entzogen mit defensivem Realismus und Zweikampfhärte dem HCD-Spektakel den Sauerstoff. Erstmals in dieser Saison lief die mächtige, scheinbar unaufhaltsame ZSC-Hockeymaschine unter Volllast auf allen Zylindern und ohne Aussetzer.
So spielt inzwischen an einem guten Abend auch der SC Bern. Und damit sind wir beim möglichen Playoff-Final. Davos (31 Spiele/66 Punkte) führt vor den ZSC Lions (32 Spiele/65 Punkte) und dem SC Bern (31 Spiele/64 Punkte) die Tabelle an. Diese drei Teams werden den Qualifikationssieg unter sich ausmachen – Lugano liegt ja schon 12 Punkte zurück.
Die ZSC Lions und der SC Bern können verletzungsbedingte Ausfälle besser verkraften als der HCD. Weil sie das breitere Kader haben. Das wird sich im Dauerwettbewerb der Qualifikation auswirken. Defensiv sind die ZSC Lions klar und der SCB ein wenig besser. Deshalb werden die ZSC Lions oder der SCB die Qualifikation gewinnen und der HCD kommt auf Platz drei. Es wird also möglich, dass sich die ZSC Lions und Bern schliesslich im Finale begegnen.