Eigentlich weiss HCD-Präsident Gaudenz Domenig (63), wie «Nonkonformisten» ticken. Schliesslich hat er höchst erfolgreich mit Arno Del Curto, einem der charismatischsten und eigenwilligsten Trainer unserer Hockey-Historie gearbeitet. Und sicherlich viele heikle Vertragsdiskussionen mit diesem oder jenem Hockeystar zu einem versöhnlichen Abschluss gebracht.
Wie Geld und Geist funktionieren, weiss er als international erfolgreicher Wirtschaftsanwalt sowieso. Aber nun erweist sich das, was als Routine-Geschäft angefangen hat, mehr und mehr als «faustischer Pakt»: der Vertrag um die Namensrechte des HCD-Tempels mit der Stiftung von Dr. Peter Buser (84).
Kurz zusammengefasst: Der Namenszug der Stiftung sollte die nächsten sieben Jahre die Arena schmücken und vor dem Stadion sollte in einem Pavillon während des WEF hochklassig musiziert werden. Die Anzahlung in der Höhe von 3,175 Millionen (2,95 Millionen plus Mehrwertsteuer) ist bereits erfolgt. Der Kontrakt sieht vor, dass bis ins Jahr 2027 insgesamt 11,8 Millionen bezahlt werden.
Es ist das lukrativste Namensrechts-Geschäft in der Historie unseres Hockeys. Theoretisch. Praktisch ist daraus einer der – je nach Sichtweise – unterhaltsamsten, mühseligsten oder bizarrsten Fälle des helvetischen Sportsponsorings geworden. Und schon ein wenig ein juristischer Albtraum für den HCD.
Weil eine zentrale Leistung – die Errichtung des Musikpavillons – wegen behördlichen Anordnungen nicht erfüllt werden kann (wofür nicht der HCD verantwortlich ist), verlangt Peter Buser die bereits überwiesenen 3,175 Millionen zurück. Gaudenz Domenig bietet die Auflösung des Vertrages und damit den Verzicht auf die vertraglich abgemachten noch ausstehenden sechs Raten in der Höhe von 1,475 Millionen bis 2026 an, will aber die bereits geleistete Anzahlung behalten.
Peter Buser hat erst kategorisch erklärt, dass er seine Anzahlung zurückhaben will. Er hat in diesem Zusammenhang in etwas blumiger Übertreibung von «räuberischem Betrug» gesprochen. Eine gütliche Einigung zwischen den zwei «Alphatieren» schien unmöglich.
Doch nun gibt es Tauwetter. Gaudenz Domenig bestätigt auf Anfrage: «Ja, ich habe mich mit Peter Buser getroffen.» Das ist schon mal ein riesiger Fortschritt. Denn bisher gab es seit Ausbruch des Millionen-Streites so wenig persönliche Unterredungen wie in der Politik aktuell zwischen den Staatschefs von Nord- und Südkorea.
Und wie war es? Zieht Tauwetter herauf? Gibt es nun eine Lösung? Der HCD-Obmann sagt, ganz Anwalt und der Verschwiegenheit seines Berufsstandes verpflichtet: «Sie sollten wissen, dass Vergleichsverhandlungen nicht in der Öffentlichkeit geführt werden.» Gibt es wenigstens eine positive Trendmeldung? «Wie ich schon sagte: Vergleichsverhandlungen werden nicht in der Öffentlichkeit geführt.»
Gesprächiger in der Sache ist hingegen Peter Buser. «Ja, wir sind in Zürich im Büro meines Anwaltes drei Stunden zusammengesessen.» Oha! Tauwetter! Wohl doch nicht. Peter Buser sagt: «Es hat eine Annäherung gegeben und eigentlich neigte ich dazu, einem Kompromiss zuzustimmen, auf meine Anzahlung zu verzichte und den Vertrag aufzulösen. Aber nun rebellieren meine Erben gegen eine solche Lösung. Sie wollen nicht, dass ich auf mehr als drei Millionen verzichte, ohne dass dafür die vertragliche Gegenleistung erbracht worden ist. Was ich sehr gut verstehe.»
Was nun? Gaudenz Domenigs Strategie sei es – gemäss Peter Buser – die erhaltene Anzahlung für den HCD zu retten und dafür gegen die Bezahlung einer weiteren Pauschale von 2,1 Millionen den Vertrag aufzulösen und auf den Rest des Geldes (auf gut 8 Millionen) zu verzichten. Der angedachte Kompromiss in diesem Sinne scheint nun nach der Rebellion von Peter Busers Erben nicht mehr möglich.
Er will sein Geld zurück und ist gewillt, den Rechtsweg (in diesem Falle mittels Betreibung) zu beschreiten. Der «Nonkonformist» lässt sich nicht beirren: «Ich bin finanziell unabhängig und kann es mir leisten, im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften zu tun und zu lassen, was ich will.»
Eine solche juristische Auseinandersetzung könnte sich der HCD theoretisch durchaus leisten und sie könnte sich – wer weiss das schon? – vielleicht sogar lohnen. Immerhin erwachsen keine Anwaltskosten. Gaudenz Domenig dürfte als HCD-Vorsitzender in der Sache gratis nach dem in Anwaltskreisen gängigen Prinzip «Pro Bono» (= das Gute um des Guten willen tun) tätig sein.
Aber der HCD ist als Eishockey-Rekordmeister und Organisator des Spengler Cups eines der führenden Unternehmen der hiesigen Unterhaltungs-Industrie. Medienpräsenz in dieser Sache ist eher noch unvorteilhafter als eine langanhaltende Niederlagenserie auf dem Eis.
Die Bezeichnung «faustischer Pakt» für den Vertrag zwischen dem HCD und Peter Buser kommt aus der Literatur (Goethe) und mag etwas polemisch sein. Aber sie ist reizvoll: Im übertragenen Sinn kann von einem «faustischen Pakt» (auch Teufelspakt genannt) gesprochen werden, wenn ein Klub zur Erreichung eines kommerziellen Ziels mit Menschen und Mächten ein Bündnis eingeht («die Seele dem Teufel verkauft»), das schliesslich seinen Idealen und Bedürfnissen nicht mehr ganz entspricht.
Peter Buser ist Doktor der Philosophie, Bankier, Buchautor, Dichter, Konzertveranstalter und Mäzen. 2015 erschien der Solothurner beispielsweise mit sechs Freundinnen mit blonden Perücken beim Wiener Opernball, wurde verhaftet und eine Stunde später unter Absingen von Entschuldigungen in aller Form wieder in die Oper geführt. Er hat also keine Scheu vor Öffentlichkeit und Konfrontation. Der HCD hingegen schon.
Es gibt eine Episode aus Gaudenz Domenigs grosser internationaler Anwaltskarriere. Ob wahr oder in Stadtzürcher Juristenkreisen einfach nur gut erzählt sei dahingestellt. Er habe einen Klienten in einer juristisch angeblich todsicheren Sache gegen einen russischen Oligarchen vertreten. Der Beklagte habe beim Treffen im neutralen Helsinki einfach leichthin erklärt: «Sie mögen das Recht auf ihrer Seite haben. Aber auf meiner Seite steht unser Präsident mit Atomraketen. Was machen wir?» Nun scheint Peter Buser ein Mann mit Atomraketen zu sein …
Ich hoffe Zaugg bringt noch mehr Eoisoden vom Alpen-Trump.
Und dass Busers sein Unternehmen nun wohl doch nicht mit Hilfe des Eispalastes „bewerben“ will/kann, wird dem HCD auch recht sein.