Stimmt es? Kann das sein? Das ist natürlich immer die Frage, wenn spät in den langen Nächten des Spengler Cups die Schatten der Geheimnisse weichen.
In diesem ganz besonderen Falle hat der Chronist dieser Frage erst recht nachzugehen. Denn dieses Gerücht kann den Kampf um die letzten Playoffplätze ein wenig beeinflussen.
Chris DiDomenico ab nächster Saison bei Gottéron? Der Chronist ist ein seriöser und hat nachgefragt. Da und dort. Nach bestem Wissen und Gewissen. Und kommt zum Schluss: Ja, es muss wohl doch so sein. Als Emmentaler hofft er natürlich immer noch, es möge bloss ein Gerücht sein. Als sachlicher, unparteiischer Berichterstatter muss er nach einer langen Spengler-Cup-Nacht sagen: Es ist wahrscheinlich mehr als ein Gerücht. Ein Dementi aus Fribourg gibt es jedenfalls nicht.
Chris DiDomenico (30) ist Langnaus Leitwolf. Mit ihm sind die Emmentaler wieder aufgestiegen. Mit ihm sind sie konkurrenzfähig geworden und letzte Saison zum zweiten Mal nach 2011 in die Playoffs gestürmt. Und mit ihm haben sie sich erneut eine gute Ausgangslage erarbeitet und stehen mit drei Punkten Reserve auf Meister Bern (!) auf Rang 7. Eishockey ist ein Mannschaftsport, gewiss. Aber Chris DiDomenico hat einen sehr hohen Anteil an Langnaus besten Jahren im 21. Jahrhundert.
Mag sein, dass Harri Pesonen produktiver ist. Aber «DiDo» ist für die Chemie dieser Mannschaft wichtiger. Er ist der leidenschaftliche Antreiber. Der eigenwillige taktische Freidenker, der es wagt, Trainer Heinz Ehlers herauszufordern. Er ist emotional, genial, unberechenbar. Ohne ihn fehlt den Langnauern so etwas wie ... ja wie die Seele.
Wie kann es sein, dass ihn die SCL Tigers offenbar zu Gottéron ziehen lassen? Langnaus Sportchef Marco Bayer lässt ihn, wenn es denn so ist, nicht ziehen. Es ist etwas anderes: Er kann ihn nicht halten. Und es ist definitiv keine Frage des Geldes. Hier geht es wieder einmal um den Klassiker «Geld und Geist».
Die Frage nach dem «warum» wird die Langnauer noch ein wenig umtreiben. Der Sportchef und der Trainer haben die Sensibilität ihres Leaders offensichtlich unterschätzt. Nun können wir sagen: Hier geht es um erwachsene Männer. Um gut bezahlte Berufsspieler. Nicht um Sensibelchen.
Aber so einfach ist es eben nicht. Deshalb schreibt ja gerade das Eishockey die schönsten Geschichten. Eishockeyspieler sind Männer, die fürstlich dafür bezahlt werden, zu spielen und deshalb reagieren sie hin und wieder ein wenig so wie die Kinder im Sandkasten. Ein paar falsche Worte oder fehlende Anerkennung oder beides zusammen stehen am Anfang.
Und schliesslich kommt es zu einem Zerwürfnis, das nicht mehr zu kitten ist. Deshalb ist es so wichtig, dass ein Trainer oder ein Sportchef den Funken eines Problems erkennt. Sonst wird daraus ein kaum mehr löschbarer Brand. Und da beide ja tagein und tagaus nichts anderes zu tun haben, als sich um ihre Spieler zu kümmern, darf eigentlich erwartet werden, dass sie solche Funken frühzeitig erkennen.
Der Konflikt zwischen Chris DiDomenico, seinem gestrengen Trainer und seinem Sportchef schwelt ja schon eine Weile. Im Rückblick erkennen wir: Marco Bayers ungeschickte Äusserung in der klubnahen «Berner Zeitung» – er sagte, Chris DiDomenico müsse sich beweisen, sonst werde Langnau die Option für eine Vertragsverlängerung nicht einlösen – war wohl der «Point of no return». Damals brauchte es das Machtwort eines Verwaltungsrates, um die Sache wieder einzurenken. Wenigstens für den Moment.
Nun melden die Gewährsleute lange nach Mitternacht, dass Chris DiDomenico seine Option zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses per Saisonende eingelöst und bei Gottéron unterschrieben habe. Der Chronist hat kaum mehr Hoffnung, dass es nicht so sein möge.
Der Kanadier ist ein sensibler Spieler, dem Anerkennung wichtig ist. Die Fans haben ihm diese Anerkennung in Langnau gegeben und es ist diese Anerkennung, die er sehr schätzt und die ihn wohl davon abgehalten hat, schon früher die Konsequenzen zu ziehen. Langnau war seine zweite Heimat geworden. Erst recht, nachdem er nach dem missglückten NHL-Abenteuer wieder mit offenen Armen aufgenommen worden ist.
Chris DiDomenico ist der perfekte Spieler für die SCL Tigers. Aber er wird es mehr noch für die «Traumfabrik» Gottéron sein.
Für Langnau bleibt im Falle eines Falles der Trost: Spieler kommen und gehen, Klubs bleiben bestehen. Und kurzfristig wird Langnau sogar profitieren: Chris DiDomenico wird alles tun, um das Emmental als Held verlassen zu können.
Aber kein Schuft, wer bange fragt, ob wohl Marco Bayer dazu in der Lage ist, den nächsten Chris DiDomenico zu finden.
Von wem spricht Zaugg da? 😂
Und wenn Fribourg für DiDo mehr hinblättert, passt das ja wunderbar zu Dubé und seiner Transferpolitik (welche ich nie verstehen werde).