Kloten steht nächste Saison vor einer der grössten sportlichen Herausforderungen seiner Geschichte (seit 1934): Sicherung der Liga-Zugehörigkeit mit einer Mannschaft, die nominell zu schwach ist für die höchste Liga. Diese Herausforderung mit einem Cheftrainer in Angriff zu nehmen, der sein Amt nicht mehr vollumfänglich ausüben kann, ist eine riskante, eine «halbbatzige» Lösung.
Kloten formuliert die heikle Angelegenheit in einer kryptischen Medienmitteilung so. Die entscheidende Passage:
Konkret heisst das: Kloten braucht einen neuen Cheftrainer. Jeff Tomlinson kann unter diesen Voraussetzungen höchstens noch eine beratende Funktion ausüben.
Diese «halbbatzige» Lösung ist ein enormes Risiko, bietet aber auch eine grosse Chance. Wenn die Aufgabenteilung klar ist, dann kann ein neuer Cheftrainer von der immensen Erfahrung von Jeff Tomlinson profitieren. Bedingung ist allerdings, dass die Verantwortlichkeiten klar geregelt sind. Ist das der Fall, hat beispielsweise Thierry Paterlini als Liga-Neuling an der Bande (er ist Kandidat für den Job) ideale Voraussetzungen.
Es steht ja ausser Frage, dass Jeff Tomlinson loyal zu einem neuen Cheftrainer stehen wird. Denn diese Lösung ermöglicht ihm, die Belastung zu reduzieren und trotzdem weiterhin in dem Beruf zu arbeiten, der seine Leidenschaft ist. Bedingung ist aber auch, dass der neue Trainer bereit sein wird, auf Jeff Tomlinson zu hören. Einer, der bisher «nur» in der Swiss League Cheftrainer war, wird eher bereit sein, zuzuhören als einer, der bereits einen grossen, ruhmreichen Namen trägt.
Ob Klotens neuer Trainer erfolgreich sein kann, hängt also letztlich ab von der internen Organisation, der Aufgabenverteilung und der Chemie zwischen dem neuen Trainer und dem bisherigen Erfolgstrainer. Das kann sehr wohl funktionieren. Aber einen Ego-Konflikt darf es nicht geben. Es wird für den neuen Chef in Kloten nicht ganz einfach sein zu akzeptieren, dass sein Berater (oder wie auch immer die Funktion definiert wird) als Aufstiegsheld wie ein Elefant im Raum stehen wird.
Um es etwas salopp auszudrücken: Die Situation in Klotens Trainerbüro ist fast so, wie in der SVP: Die Parteipräsidenten mögen nominell Chef sein. Aber sie stehen immer im Schatten des grossen «Gottseibeiuns» in Herrliberg.
Unter diesen Voraussetzungen ist Thierry Paterlini (46) eigentlich der perfekte Kandidat für den Job. Er hat viel Erfahrung (U18-Nationaltrainer, die letzten zwei Jahre Cheftrainer in La Chaux-de-Fonds). Aber er hat noch nie die Verantwortung für eine Mannschaft in der höchsten Liga übernommen und wäre im Falle eines Falles klug genug, auf Jeff Tomlinson zu hören. Er ist aber auch in Langnau die Nummer 1 auf der Wunschliste. Dort hätte er allerdings keinen Berater vom Format eines Jeff Tomlinson an seiner Seite.
Sich in Kloten mit der Unterstützung von Jeff Tomlinson in der höchsten Liga als Cheftrainer etablieren – bessere Voraussetzungen wird Thierry Paterlini wahrscheinlich nie mehr finden.
Die Trainerwahl ist die ganz grosse Herausforderung für Klotens Sportchef Patrik Bärtschi.
Ein Schelm, wer behauptet der Maître de Glace hätte diese Tatsache in seiner Kolumne über den bevorstehenden Trainerwechsel in Kloten von heute Morgen extra verschwiegen um den Anti-Kloten Mob unter seinen Jünger anzustacheln.