Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!
- watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
- Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
- Blick: 3 von 5 Sternchen
- 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen
Du willst nur das Beste? Voilà:
Auf jeder Visitenkarte eines Chronisten (oder eines Politikers) müsste eigentlich eine kleingedruckte Anmerkung stehen: «Der Inhaber behält sich das Recht vor, jederzeit und rasch seine Meinung zu ändern.»
Meinungsänderungen sind gefragt. Die Wahrheiten der Prognosen im August sind die Irrtümer der ersten Runden im September – weil schon im Herbst Playoffs gespielt werden. Für die Aussenseiter ist jede Partie im September und im Oktober wie ein Playoff-Spiel. Für die Titanen nicht. Niederlagen im Herbst können die Aussenseiter nicht mehr korrigieren. Manchmal auch die Titanen nicht. Weshalb immer wieder einer der Favoriten die Playoffs verpasst.
Um Punktefett anzusetzen und nicht sportlich abzumagern wie früher die Lakers, spielen Biel, Fribourg und die SCL Tigers schon Playoffs. Am extremsten der Aufsteiger. Er hat gegen Lausanne erstmals das wilde, stürmische Energie-Hockey zelebriert, das Sportchef Jörg Reber von seinem neuen Trainer Benoit Laporte erwartet. Sozusagen «Anti-Gustafsson-Hockey». Also nicht mehr das geduldige Systemhockey des nicht mehr erwünschten Aufstiegstrainers Bengt-Ake Gustafsson.
Ob die Langnauer für eine ganze Saison die Energie für dieses Spektakel aufbringen, ist ungewiss. Benoît Laporte versucht die Belastung durch ein Rotationsprinzip auf möglichst viele Beine zu verteilen. Gegen Lausanne sassen ausgerechnet die drei Neuzuzüge Jordy Murray, Nils Berger und Manuel Gossweiler auf der Tribune.
Die Rechnung der Emmentaler ist nur aufgegangen, weil Lausanne – eigentlich eines der taktisch besten Teams der Liga – nicht das Herbst- Playoff-Hockey der Aussenseiter spielte, sondern wie ein grosses Team den Erfolg bloss mit spielerischen Mitteln statt Energie und Disziplin suchte. Dass Trainer Heinz Ehlers nicht zornig war, hat einen einfachen Grund. Er weiss, dass seine Jungs nach dieser bitteren Lektion beim Training nun genau zuhören und seine Anweisungen wieder umsetzen werden.
Nun warten erst einmal alle auf den ersten Auftritt von Auston Matthews. Das 18-jährige amerikanische Wunderkind wird am Freitag gegen Fribourg zum ersten Mal für die ZSC Lions spielen. Aber bereits zeichnet sich ab, dass zwei andere Stürmer die Meisterschaft mindestens so stark beeinflussen werden wie der Hockey-Popstar der ZSC Lions. Biels Gaëtan Haas (23) und Langnaus Chris DiDomenico (27).
Gaëtan Haas hat das Potenzial, um zu einem der besten drei Stürmer mit Schweizer Pass der nächsten 15 Jahre zu werden. Von Trainer Kevin Schläpfer sorgfältig aufgebaut, ist er jetzt dazu in der Lage, das Spiel zu dominieren. Er hat mit dem 3:2 die Partie gegen die ZSC Lions entschieden.
Gaëtan Haas ist im Interesse seiner spielerischen Weiterentwicklung eine weitere Saison in Biel geblieben. SCB-Sportchef Sven Leuenberger setzt alles daran, den Bieler nach Vertragsablauf im nächsten Frühjahr nach Bern zu holen – er soll der neue Martin Plüss werden. Hartnäckig hält sich das Gerücht, Gaëtan Haas habe bereits einen SCB-Vertrag.
Kevin Schläpfer sagt dazu: «Wenn dem so wäre, dann wüsste ich es. Nein, er hat nirgendwo einen neuen Vertrag unterschrieben.» Vielleicht will Gaëtan Haas ja lieber ein König im neuen, grossen Biel als ein taktischer Diener beim SC Bern werden. Aber es ist ja auch noch offen, wer nächste Saison in Bern Trainer sein wird.
Chris DiDomenico ist ein charismatischer, unberechenbarer, bisweilen wilder und eigenwilliger Stürmer, der ein wenig an den ultimativen Rock’n’Roller Todd Elik mahnt. Er sorgte dafür, dass Langnaus Sturmlauf gegen Lausanne nicht ins Leere lief und hatte beim ersten Saisonsieg (3:1 gegen Lausanne) bei allen drei Treffern den Stock im Spiel. Er assistierte zum 1:0 und erzielte das 2:0 und 3:0.
Di Domenico ist ein Todd Elik ohne Sünden und Promille, ohne Eskapaden neben dem Eis. Auch sein Vertrag läuft aus. Wie Gaëtan Haas hat auch der Kanadier gute Chancen, nächste Saison einen hoch dotierten Vertrag bei einem grossen Team zu bekommen.
Nur auf den ersten Blick ist die Tabelle mit Fribourg an der Spitze kurios. Wenn wir genauer hingucken, dann sehen wir die SCL Tigers, Ambri, Lausanne und die Kloten Flyers unter dem Strich. Die Positionen in der Tabelle werden noch ändern – aber es wäre keine Überraschung, wenn diese vier Teams auch nach 50 Runden unter dem Strich klassiert sind.
Wenn es so sein sollte, wird der Chronist, der noch oft die Meinung ändern wird, im März darauf hinweisen, schon im September die vier Abstiegsrunden-Teams gekannt zu haben. Und das vom Haas-Transfer zum SCB sowieso.
Die Versuche mit frischem Blut neue Impulse zu setzen, haben gezeigt, dass es evt. doch einer Aufsplittung des Mannschaftkerns bedarf (ich denke hier u.a. an Stancescu, Liniger oder Von Guten) um wieder nach vorne zu kommen. Die erwähnten Spieler mögen zwar schon regelmässig Einsatz zeigen, haben aber entweder leider ihren Zenit überschritten oder einfach nicht das nötige Talent.
Und nicht zum SCB, der einfach wild Spieler zusammenkauft, welche nicht zueinander passen.