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Nationaltrainer Patrick Fischer hatte nach dem 1:3 gegen Weissrussland eine starke Reaktion gefordert. «Die haben meine Spieler gezeigt», sagt er nach dem 0:4 gegen die Slowakei. «Sie haben gekämpft wie Löwen. Mit der Intensität bin ich sehr zufrieden.» Und er wird das von den Löwen noch mehrmals wiederholen.
Tatsächlich wehrten sich seine Jungs tapfer. Sie hatten keine Angst, verloren nie den Mut und behaupteten sich, angeführt von Yannick Rathgeb, in zahlreichen Raufereien. Aber sie vermochten die Gegenspieler nicht nachhaltig einzuschüchtern. Es war mehr «Operetten-Härte» zur Ergötzung des gutgelaunten Publikums als tatsächliche physische Stärke.
Die Schweizer waren so nie dazu in der Lage, die eigene Zone zu dominieren und den starken Sandro Zurkirchen, den einzigen wahren Helden von Zilina, abzuschirmen. Ambris Goalie hat im Spiel gegen die Slowakei bewiesen, dass er inzwischen hinter den Titanen (Berra, Hiller, Genoni, Stephan) der beste Schweizer Torhüter ist. Er wehrte 90,90 Prozent der Schüsse ab, behielt immer die Übersicht, liess keine Pucks abprallen und hexte mit wachem Reflex.
Der Nationaltrainer kann bei diesen Testpartien im Februar Spieler testen, die in ein, zwei oder drei Jahren für einen WM-Einsatz in Frage kommen. Patrick Fischer sagte, er habe gesehen, wer für höhere Aufgaben tauge. Aber Namen nannte er keine. Bei strenger Beurteilung hat sich nur Yannick Rathgeb für eben diese höheren Aufgaben empfohlen. Der ehemalige U20-WM-Captain spielte in beiden Partien mit konstant hoher Intensität und immer auf Augenhöhe mit seinen Gegenspielern. Enzo Corvi, der Schütze des einzigen Treffers bei dieser Expedition, ging in der zweiten Partie gegen die Slowaken unter und Tristan Scherwey war zwar ein «ekliger» Spieler im positiven Sinne. Aber mit geringer spielerischer Wirkung.
Wenn junge Spieler auf ihre WM-Tauglichkeit getestet werden sollen, dann braucht es eben ein klares Konzept. Der Trainer muss sehen können, wer für welche Rolle taugt. So hat Ralph Krueger in seiner zwölfjährigen Amtszeit nach und nach die Anzahl von WM-tauglichen Spielern von einem Dutzend auf über dreissig ausgebaut. Aber inzwischen ist es kaum mehr möglich, diese Tauglichkeit zu erkennen – das Spiel der Schweizer ist bei diesen Folklore-Länderspielen taktisch zu unordentlich und zu wild. Eine seriöse Beurteilung ist äusserst schwierig.
Bedenklicher als die Resultate war in der Slowakei in beiden Partien die Unterlegenheit in allen Bereichen. Die Schweizer verloren zu viele Zweikämpfe und Laufduelle. Die kollektive Überforderung zeigt sich in der Statistik: Nur fünf Spieler haben aus den zwei Partien keine Minus-Bilanz (Bertaggia, Scherwey, Huguenin, Lammer und Kamerzin).
Patrick Fischer erwies sich indes als guter Kommunikator und verkaufte die ernüchternden Resultate als sei er Ralph Krueger. Alles in allem seien diese Partien eine «goldene Erfahrung» für die jungen Spieler. «Es sind zwar negative Resultate, aber sie sind gut für unsere Entwicklung.» Niederlagen, die uns weiterbringen – das sind Analysen aus dem letzten Jahrhundert, als noch Simon Schenk unser Nationaltrainer war. Kein Schelm, wer nun fragt, ob wir wieder auf diesem Niveau angelangt sind. So gesehen ist es ein Rückfall in unsere «Hockey-Steinzeit».
Patrick Fischer sagte auch, dass das Niveau bei diesen Länderspielen «zwei Ligen höher» gewesen sei als in der Meisterschaft. Das tönt gut, ist aber keine Entschuldigung: Gerade der HC Davos hat soeben in der Champions League eindrücklich bewiesen, dass eine gut gecoachte und taktisch clevere Mannschaft aus NLA-Spielern international sehr wohl mithalten kann. Diese Nationalmannschaft hatte durchaus die spielerische Substanz des HC Davos und die Gegner hatten ihre Spieler aus den führenden europäischen Ligen (KHL, Schweden, Tschechien, Finnland) rekrutiert. Theoretisch wären ähnlich ehrenvolle Resultate wie jene der Davoser in der Champions League möglich gewesen.
Die «Nati» ist inzwischen im Niemandsland gestrandet. Den Vorteil des taktischen Aufbaus durch die Möglichkeit, einen grossen Teil der Spieler während der Saison in den Länderspielen im November, Dezember und Februar einsetzen zu können, haben wir spätestens seit dem Abgang von Sean Simpson nach der WM 2014 ganz aufgegeben. Die Klubs wollen es nicht mehr. Zu stark sei die Belastung der Spieler durch die nationalen Wettbewerbe.
Wir sind deshalb zum «kanadischen Prinzip» übergegangen. Wenn immer möglich Schonung der Stars und nach der Meisterschaft einfach der Zusammenzug der besten Einzelspieler für die WM. Es ist ein gefährliches Spiel. Wir haben, anders als die Kanadier, Russen, Schweden, Finnen, Amerikaner oder Tschechen, nicht genug NHL-Spieler um daraus eine Medaillen-Mannschaft zu formen. Wir haben immer noch nicht genug Talent, um auf Taktik zu verzichten.