Zwei Personalfragen liessen das Bernbiet auch nach der Eishockey-Saison nicht zur Ruhe kommen. Wechselt SCB-Trainer Guy Boucher in die NHL und verlängern Reto und Jan von Arx ihre grandiose Karriere noch für ein Jahr bei den SCL Tigers? Noch selten hat der Mai so viel Kurzweil geboten.
Guy Boucher hat bekanntlich keinen Job in der NHL bekommen. Und so bleibt er in Gottes Namen halt beim SC Bern. Ruhe ist deswegen in Bern nicht eingekehrt. Der Flirt mit der NHL hat Guy Bouchers Glaubwürdigkeit erschüttert. Der Erfolgsdruck ist nun noch maximaler. Läuft es nicht wie programmiert, wird ihm seine emsige Jobsuche in der NHL vorgehalten. Es sind beim SCB nicht alle glücklich, dass er nicht in die NHL wechseln konnte. Es gibt erstaunlich viele, die ihm den NHL-Job von ganzem Herzen gewünscht haben und gegönnt hätten.
Hingegen kehrt nun bei den SCL Tigers Ruhe ein. Reto und Jan von Arx haben das Angebot der SCL Tigers um eine einjährige Karriere-Verlängerung abgelehnt. Das Geld spielt keine zentrale Rolle mehr. Mag sein, dass die beiden Emmentaler ihren Marktwert angesichts ihres Alters (Reto ist 38, Jan 37) überschätzt haben und von einem zu hohen Salär ausgegangen sind. Aber es wäre möglich gewesen, im finanziellen Bereich eine Lösung zu finden.
Entscheidend ist etwas ganz anders: Reto und Jan von Arx haben noch nie halbe Sachen gemacht. Sie hätten nur dann eine Saison in Langnau unterschreiben, wenn sie hundertprozentig davon überzeugt gewesen wären, dem Team helfen und eine wichtige Rolle spielen zu können. Einfach so noch des Geldes oder der Kurzweil wegen eine Saison anhängen – das ist bei diesen grossen Spielerpersönlichkeiten ausgeschlossen. Deshalb haben sie abgesagt – und deshalb werden sie ihre Karriere beenden.
Für die SCL Tigers ist der kurze Wahn eines «Jahrhundert-Transfers» vorbei und langfristig wird es letztlich eine Erleichterung sein. Reto und Jan von Arx hätten im guten Sinne Unruhe ins Emmental gebracht. Mehr noch neben, als auf dem Eis. Die Hierarchie im Team und in der Sportabteilung wäre durch zwei so starke Persönlichkeiten herausgefordert worden. Vieles wäre überdacht, hinterfragt, manches auch verändert worden. Diese kleine Revolution findet nun nicht statt. Die Mannschaft steht, wichtige Transfers sind keine mehr vorgesehen.
Es sind bei den SCL Tigers nicht alle unglücklich, dass die verlorenen Söhne nicht ins Emmental heimkehren, das sie 1995 verlassen haben, um mit dem HCD die Hockeywelt zu erobern. Es gibt bei den SCL Tigers erstaunlich viele, die für den Entscheid von Reto und Jan von Arx vollstes Verständnis haben. So ist es ein wenig bequemer.
Wären die SCL Tigers mit Reto und Jan sportlich stärker gewesen? Ja und nein. Ja, weil die Erfahrung dieser beiden Spieler in kritischen Situationen geholfen hätte. Nein, weil zwei so grosse Spielerpersönlichkeiten die Entwicklung und Entfaltung der anderen Spieler auch hemmen können. Es wäre so oder so nur eine Lösung für den Moment, für den Augenblick, für eine Saison gewesen.
Hingegen ist die Absage von Reto und Jan definitiv ein Verlust für die Marketingabteilung. Rund um diese beiden Kultspieler hätte sich viel veranstalten lassen – auch wieder zum heimlichen Ärger jener, die Helden des Aufstiegsteams waren. Und nun können nächste Saison über die SCL Tigers mindestens 50 Geschichten nicht geschrieben werden. Aber voraussichtlich wird der SCB im Bernbiet mehr als genug Stoff für viele, viele Storys hergeben.