
2009 fand die Eishockey-WM mit Maskottchen «Cooly» letztmals in der Schweiz statt.Bild: keystone
Eismeister Zaugg
Die Eishockey-WM 2026 in Zürich und Fribourg wird siebenstelligen Gewinn einbringen. Dank Steuergeldern in der Höhe von sage und schreibe 9,79 Millionen Franken.
07.12.2022, 03:5107.12.2022, 16:13
Nicht nur das Eishockey profitiert vom Manna aus Bundes-, Kantons- und Gemeindekassen. Ein umfangreiches Papier ermöglicht einen tiefen und seltenen Blick in die finanziellen Verbindungen von Sport und Politik.
Soeben ist der Entwurf des Bundesbeschlusses über die Verpflichtungskredite zur Unterstützung internationaler Sportgrossanlässe der Jahre 2025 bis 2029 im Gesamtvolumen von fast 50 Millionen vorgelegt worden. Der sperrige Titel steht über einem hochinteressanten, 41 Seiten umfassenden Dossier. Dabei geht es um die Unterstützung von einmalig stattfindenden internationalen Sportanlässen durch den Bund. Jährlich wiederkehrende Veranstaltungen (wie die Swiss Indoors oder der Spengler Cup) sind darin nicht enthalten.
Das Papier ist auch deshalb hochinteressant, weil die Organisatoren der einzelnen Anlässe beim Gesuch um Bundesgelder – um es etwas salopp zu sagen – die finanziellen Hosen herunterlassen müssen. Die gesamte Kostenstruktur wird offengelegt. So bekommen wir einen seltenen Einblick in die Finanzstruktur verschiedener sportlicher Grossanlässe.
Hier geht es zum besagten Dokument.
Der Chronist interessiert sich speziell für die Eishockey-WM 2026. Sie wird vom 15. bis 31. Mai 2026 in Zürich (Hauptspielort) und Fribourg ausgetragen. Die Organisation obliegt einer eigens für diese WM gegründeten Aktiengesellschaft (Organising Commitee 2026 IIHF Ice Hockey World Championship AG). Sie gehört zur Hälfte der internationalen Marketing-Agentur Infront und dem Schweizerischen Eishockey-Verband SIHF. Den Gewinn teilen sich die beiden Partner.
Unabhängig davon, ob Russland dabei sein wird oder nicht, darf mit einem Gewinn in der Höhe von 7 bis 10 Millionen gerechnet werden. Dank der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler.
Erwartet werden insgesamt 400'000 zahlende Zuschauerinnen und Zuschauer. Die Gesamtkosten für die Austragung belaufen sich auf rund 51 Millionen. Davon sollen 9,79 Millionen aus öffentlichen Kassen bezahlt werden. Es wird mit einem Gesamtbeitrag des Kantons und der Stadt Zürich von 4,15 Millionen Franken gerechnet sowie seitens des Kantons und der Stadt Fribourg mit einem Zustupf von 2,39 Millionen.
Wir sehen: Die Organisation von internationalen Sportanlässen in der Schweiz ist durchaus ähnlich wie die Bewirtschaftung eines Bergbauernhofes: Eigentlich nicht rentabel. Aber wer sich mit Förderungsgesetzen auskennt, alle Formulare richtig ausfüllt, die Gesuche wohldurchdacht formuliert und gute Beziehungen pflegt, kann trotzdem erfreuliche Resultate erzielen.
Der Bund will sich nicht lumpen lassen. Wir zitieren aus dem Papier: «Die Planung und die Durchführung des Anlasses sollen mit einem Beitrag des Bundes im Umfang von 3,25 Millionen unterstützt werden.» Zusammengerechnet 9,79 Millionen Franken aus öffentlichen Kassen für die WM 2026.
Dafür gibt es eine boshafte Formulierung: Die Kosten sozialisieren, die Gewinne privatisieren. Wir sehen: Die Organisation von internationalen Sportanlässen in der Schweiz ist durchaus ähnlich wie die Bewirtschaftung eines Bergbauernhofes: Eigentlich nicht rentabel. Aber wer sich mit Förderungsgesetzen auskennt, alle Formulare richtig ausfüllt, die Gesuche wohldurchdacht formuliert und gute Beziehungen pflegt, kann trotzdem erfreuliche Resultate erzielen.
Von den hier erwähnten Sportanlässen könnte nur die Eishockey-WM ohne öffentliche Gelder auskommen. Alle nachfolgend erwähnten Titelkämpfe sind nur mit Zuschüssen aus öffentlichen Kassen machbar.

84 Millionen Franken für Odermatt und Co.: Die Ski-WM 2027 wird teuer.Bild: keystone
- Mountainbike-WM 2025: Die Titelkämpfe werden vom 2. bis 14. September 2025 an neun verschiedenen Orten im Kanton Wallis ausgetragen. Erwartet werden rund 200'000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Die Kosten betragen 10 Millionen. Davon bezahlt – wenn alles gut geht – der Kanton Wallis 2 Millionen, die verschiedenen Standortgemeinden steuern 1,7 Millionen bei und der Bund 1,5 Millionen.
- Ski-WM 2027: Diese WM wird im Februar 2027 in Crans-Montana durchgeführt. Erwartet werden 180'000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Die Gesamtkosten belaufen sich auf knapp 84 Millionen. Vom Kanton Wallis und der Gemeinde Crans-Montana werden insgesamt 14 Millionen erwartet, vom Bund 5 Millionen für die Durchführung und 4 Millionen für den Bau der Infrastruktur.
- Snowboard- und Freestyle-WM 2025: Der Wettbewerb ist für den März 2025 im Engadin rund um St. Moritz terminiert. Pro Tag wird mit 4000 Zuschauerinnen und Zuschauern gerechnet. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 13,5 Millionen. Geplant ist, dass sich der Kanton Graubünden mit 1,5 Millionen, die betroffenen Gemeinden mit 4,7 Millionen und der Bund 2,8 Millionen beteiligen.
- Biathlon-WM 2025: Der Anlass findet vom 10. bis 23. Februar 2025 auf der Lenzerheide statt. Es werden Gesamtkosten in der Höhe von 12 Millionen erwartet. Der Kanton Graubünden soll 1,275 Millionen, die Gemeinde 2,45 Millionen und der Bund 1,6 Millionen beisteuern.
- Special Olympic World Winter Games 2029: Es handelt sich um den weltweit bedeutendsten Wintersportanlass für Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen. Es wird mit 3200 Teilnehmenden aus 100 Ländern gerechnet, die sich in neun Sportarten messen. Austragungsorte sind vom 10. bis 17. März 2029 Arosa, Chur, Lenzerheide und Zürich (Eröffnungsfeier im Letzigrund). Die Gesamtkosten belaufen sich auf 38 Millionen. Anders als bei allen anderen Titelkämpfen sind keine nennenswerten Erträge aus dem Verkauf von Tickets, Werbe- und Medienrechten zu erwarten. Zur Unterstützung der Planung und der Durchführung wird ein Bundesbeitrag von 9,5 Millionen beantragt. Die Städte Zürich und Chur sowie die betroffenen Gemeinden helfen mit 7,8 Millionen, die Kantone Graubünden und Zürich zusammen mit 11,3 Millionen. Die Beiträge des Kantons Graubünden (9,5 Mio. Fr.), der Gemeinden Arosa (0,7 Mio. Fr.) und Vaz/Obervaz (0,7 Mio. Fr.) sowie des Kantons Zürich (1,8 Mio. Fr.) sind bereits verbindlich zugesichert. Die Beteiligung der Stadt Zürich in der Höhe von 2,3 Millionen Franken ist von der jeweiligen Exekutive bereits beschlossen.

Auch für Biathlon gilt: Grossanlässe sind nicht rentabel.Bild: keystone
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