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Irlands Fans mussten am längsten zittern: Erst in der 85. Minute erlöste Robbie Brady die «Boys in Green» und ihren Anhang. Der Mittelfeldspieler von Premier-League-Absteiger Norwich City traf gegen Italien zum 1:0 und sicherte seinem Team so quasi im letzten Moment den Einzug in die Achtelfinals.
Mit England, Wales, Nordirland und Irland haben es nun also alle vier für die EM qualifizierten Teams von den britischen Inseln in die K.o.-Runde geschafft. Die nicht qualifizierten Schotten haben zu Hause vor dem Fernseher wohl einen noch dickeren Hals bekommen, als sie ihn ohnehin schon hatten.
Brilliant scenes on the team bus! #COYBIG pic.twitter.com/ohF9CT7REh
— FAIreland (@FAIreland) 22. Juni 2016
Irland profitierte beim 1:0-Sieg gegen die Italiener aber klar davon, dass die bereits qualifizierten «Azzurri» in ihrem letzten Gruppenspiel mit einer «B-Elf» antraten. Gleich acht Änderungen nahm Italiens Nationalcoach Antonio Conte vor. Doch die Iren verdienten sich den Sieg mit einem leidenschaftlichen Sturmlauf und rund 60 Prozent Ballbesitz.
Torschütze Brady dürfte ab sofort den Status eines Volkshelden in seiner Heimat geniessen. Sein Treffer verwandelte das Stade Pierre Mauroy von Lille in eine irische Partymeile. Die Spieler weinten, die Fans weinten, selbst Roy Keane guckte weniger grimmig drein als normal. Ausgiebig und friedlich feierten die Iren ihren allerersten Einzug in die K.o.-Phase einer EM, wie man es von ihnen an dieser WM gewohnt ist.
Dass die «Green Army» den Einzug in den Achtelfinal geschafft hat, ist zwar kein Fussball-Wunder, aber doch alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Die Iren mögen eine lange Fussball-Tradition haben und bis auf Captain Robbie Keane verdienen die meisten Spieler ihr Geld in England. Doch nur etwa die Hälfte davon spielt in der Premier League, und keiner bei einem Topklub.
Aber immerhin hatte es Irlands nordischer Coach Martin O'Neill etwas einfacher als sein Amskollege, Namensvetter und Landsmann Michael O’Neill. Dem nordirischen Nationaltrainer standen bei der Nomination seines EM-Kaders nur gerade 40 Profi-Fussballer zur Verfügung. Doch die «Green and White Army» machte dieses Defizit mit Leidenschaft und Einsatzwille weg. Ein 2:0-Sieg gegen die Ukraine und zwei knappe 0:1-Niederlagen gegen Polen und Deutschland reichten schliesslich zum Weiterkommen.
Und Wales? Die «Dragons» haben von den drei Insel-Underdogs sicherlich die talentierteste Truppe beisammen. Das war aber schon immer so. Mit Ryan Giggs, Marc Hughes oder Ian Rush brachte der Fussball-Zwerg schon so manchen Superstar hervor. Und auch momentan werden sie wieder von einem angeführt: Von Gareth Bale. Der Real-Madrid-Flügel kann mit seinen Tempo-Läufen und perfekt getimten Freistössen den Unterschied ausmachen.
Confirmed! We will play @FAWales this Saturday at the Parc des Princes! #DareToDream #GAWA pic.twitter.com/TKFNxYeb95
— Northern Ireland (@NorthernIreland) 22. Juni 2016
Doch auch die Waliser, die mit Joe Allen (Liverpool) und Aaron Ramsey (Arsenal) zwei weitere Stars in ihren Reihen haben, können nicht auf einen unerschöpflichen Fundus an starken Spielern zurückgreifen. Und so müssen sie auf die selben Tugenden setzen wie Nordirland und Irland: Leidenschaft und Kampfgeist.
Die Hoffnung, Volkshelden zu werden, schweisst die Waliser, die Nordiren und Iren zu verschworenen Einheiten zusammen, die über sich hinauswachsen können, wenn sie aufopferungsvoll und taktisch klug spielen. Hinzu kommt das Selbstverständnis als historische Fussball-Nation und ein Stolz, den Spieler und Fans gleichermassen verinnerlicht haben und sie nie aufgeben lässt.
Tolle Fans hat auch England, doch trotzdem unterscheiden sich die «Three Lions» komplett von ihren Nachbarn. In ihrem Selbstverständnis gehören die Engländer zu den grossen Fussball-Nationen dieser Welt, obwohl sie seit 50 Jahren (WM 1966) keinen grossen Titel mehr gewinnen konnten.
Geblendet von den Erfolgen der grossen Premier-League-Klubs wie Manchester United, Chelsea, Liverpool oder Arsenal, die allerdings vornehmlich ausländische Stars engagieren, zählt man sich Turnier für Turnier zu den Mitfavoriten und scheitert jedes Mal mit viel Brimborium.
Mit grossen Ambitionen und einem jungen, sehr talentierten Team sind die Engländer auch bei dieser EM gestartet, doch nach einem ärgerlichen 1:1 gegen Russland, einem Last-Minute-Sieg gegen Wales und einem öden 0:0 gegen die Slowakei ist bereits wieder Ernüchterung eingekehrt.
Anders als bei Wales, Nordirland und Irland ist das Weiterkommen allein noch kein Erfolg. Die Engländer wollen von ihren «Three Lions» Spektakel-Fussball sehen. Der Druck, der auf der Mannschaft lastet, ist enorm und führt schnell zu einer Verkrampfung, ja sogar zu selbstzerstörerischen Zügen, wenn die Resultate ausbleiben.
Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass die Engländer auch dieses Jahr am lang ersehnten Titel vorbeirauschen werden und neidisch zusehen müssen, wie die einst als Fussballzwerge verspotteten Nachbarn ein Fest nach dem anderen feiern.
Dabei würden die Engländer in diesem Jahr doch nur allzu gern die Phrase aus der Lightnings-Seeds-Hymne «Three Lions '98» wahr machen und Nobbys Dance doch noch «in France» tanzen.
Jaa gut 😕😐😕
Das ist meiner Meinung nach sehr problematisch, wenn man die Geschichte Irlands berücksichtigt.