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Unter erhöhter Beobachtung steht der «Hrvatski nogometni savez» (HNS), der kroatische Fussballverband, seit geraumer Zeit. Das Dossier der UEFA ist umfangreich. Dokumentiert sind diverse Tumulte und rassistische Entgleisungen während der letzten Ausscheidungskampagne. Die massiven Pyro-Attacken von Mailand und die «Hakenkreuz-Schande» von Split sind nicht verjährt.
Seit Freitag ermittelt der europäische Verband erneut. In St-Etienne überschattete ein von kroatischen Ultra-Kreisen gezielt provozierter Spielunterbruch die EM-Partie gegen Tschechien (2:2). Als die Balkan-Elf kurz vor Schluss führte, schleuderten teilweise Vermummte Sprengkörper und Bengalos auf den Rasen. Die Bilder der TV-Stationen zeigten schockierende Gewaltexzesse.
Hinter dem Krawall steht mutmasslich eine weitere verbandspolitische Abrechnung. Gemäss «Spiegel»-Recherchen führen die Spuren des kriminellen Sabotage-Akts in die kroatische Metropole Zagreb. Ob die «Bad Blue Boys», eine berüchtigte Fangruppierung des Serienmeisters Dinamo, hinter dem Eklat stecken, ist indes unklar.
Führende Köpfe der Zagreber Unruhestifter lehnen die Verantwortung für die gravierenden Zwischenfälle ab. Nach französischen Informationen haben sich auch Gewaltbereite der «Torcida Split» im Zuschauersektor aufgehalten. Sie haben bereits mehrfach offen zum Angriff auf den verhassten HNS-Clan um den Vorsitzenden Davor Suker aufgerufen – dem früheren Weltklasse-Stürmer unterstellen die Militanten, nur eine Marionette seines Vizes Zdravko Mamic zu sein.
Neu sind die Probleme nicht. Seit mehreren Jahren kämpft der Verband mit schweren Anfeindungen aus dem eigenen Fanlager. Im November 2014 feuerten kroatische Fanatiker während des EM-Qualifikationsspiels gegen Italien im San Siro minutenlang aus allen Sektoren Raketen ab. Es war ihr brandgefährlicher Versuch, eine Machtdemonstration zu inszenieren.
Im Raum stehen seit Jahren Korruptionsvorwürfe und immer wieder dreht sich die Debatte dabei um Zdravko Mamic, der während über einer Dekade den Zagreber Klub Dinamo geführt hatte. Ihm wird vorgeworfen, zusammen mit seinem Bruder Zoran, bei Dinamo aktuell der Chef-Trainer, während Jahren Millionen abgezweigt zu haben. Gegen den 56-Jährigen wird wegen notorischer Steuerhinterziehung bei Spieler-Deals ermittelt.
Zweimal sass der von höchsten politischen Würdenträgern protegierte Strippenzieher in Untersuchungshaft, im Dezember verliess er gegen eine siebenstellige Kaution das Gefängnis wieder. Dinamo muss er sich fernhalten, dem Stadion Maksimir offenbar auch, in der Verbandszentrale geht Mamic als Vize-Präsident indes weiterhin ein und aus.
Lokale Medien sprechen in seinem Zusammenhang vom «Sumpf von Zagreb». Beim jüngsten Skandal der kroatischen Hooliganbanden sass der Fussball-Machthaber in der VIP-Lounge des Stade Geoffroy Guichard. Was womöglich ihm und seiner Entourage galt, hatten die konsternierten Spieler auf dem Rasen auszubaden.
Die Betroffenen rangen nach Worten, der Coach Ante Cacic verurteilte das Verhalten der Fans scharf: «Das sind Hooligans, sie ruinieren alles.» Er rückte die Brandstifter gar in den Dunstkreis von Terroristen. Heftig reagierten die medialen Kommentatoren, sie schrieben von einem «teuflischen Plan», um Kroatien zu demütigen.
«Das haben wir nicht verdient. Diesem Wahnsinn muss jemand ein Ende setzen», forderte die Zagreber Zeitung «Vecernji list» ultimativ. Von «Schwachköpfen» war die Rede und davon, dem Team sei der Sieg «gestohlen» worden; zudem hätten die französischen Sicherheitskräfte zu zögerlich reagiert.
Eine Wortmeldung kam auch von der Verbandsspitze. Davor Suker schob die Schuld für das Problem der Regierung in die Schuhe: «Wir haben seit 15 Jahren ein Hooliganproblem und keiner kümmert sich darum. Keine Politiker, keine Regierung, keine Richter.» Die oberste nationale Fussball-Behörde nahm er von der Kritik selbstredend aus. (drd/sda)