Arsenal gegen Chelsea, ein Londoner Derby im Europa-League-Endspiel. Welch Emotionen auf den Zuschauerrängen, was für ein Fest bei den Fans! Oder etwa nicht?
Fehlanzeige. Dass der Final der Europa League eher einem Hort der Stille anstatt einer Rambazamba-Party gleichen wird, zeichnete sich schon früh ab. Denn: Das Spiel fand im Olympiastadion von Baku statt, am Kaspischen Meer in Aserbeidschan, über 5000 Kilometer von den Heimspielstätten von Chelsea und Arsenal entfernt. Hinzu kam, dass beide Klubs jeweils nur 6000 Zuschauerkarten für ihre Fans bekamen. Und das in einem Stadion, das 69'000 Personen fasst.
Baku fungierte bereits in der Vergangenheit als Austragungsort von Grossanlässen, darunter 2012 des Eurovision Song Contests oder 2015 der Premiere der Europaspiele. Schon diese Anlässe wurden stets von heftiger Kritik begleitet. Denn nicht nur liegt Baku sehr weit weg, auch gibt es viele Berichte über die problematische Menschenrechtslage und die nicht vorhandene Pressefreiheit in Aserbaidschan.
Für viele Fans stellte sich die Frage, ob sie die weite Reise für das Endspiel auf sich nehmen wollen und ob es richtig ist, der Regierung von Aserbaidschan die grösste Fussballbühne nach Europameisterschaft und Champions League auf dem Kontinent bieten darf. Arsenals Henrich Mchitarjan, boykottierte das Spiel gar aufgrund der politischen Spannungen zwischen Aserbaidschan und seinem Heimatland Armenien und reiste nicht einmal mit nach Baku.
Weil der FC @Arsenal beim Europa-League-Finale in #Aserbaidschan wegen Sicherheitsbedenken auf den #Armenier Henrikh #Mkhitaryan verzichten muss, trugen zwei #Arsenal Fans #Mkhitaryan-Trikots in #Baku und wurden dafür von der Polizei aufgehalten und kontrolliert. #UEL #UELfinal pic.twitter.com/2VqPjaTcuN
— HAYPRESS (@HAYPRESS_news) 28. Mai 2019
Um die schlechte Stimmung im Stadion zu heben oder zumindest den Anschein zu wecken, dass viele Fans mit inbrünstigen Chorgesängen zugegen sind, liess die UEFA vor dem Spiel Lautsprecher anbringen. Das zeigt ein Video einer Journalistin der britischen Zeitung «The Guardian».
Arrived at the stadium. Sounds like a rehearsal of loud piped crowd noise #Baku pic.twitter.com/34sD7otqEb
— Amy Lawrence (@amylawrence71) 28. Mai 2019
Die haben wirklich Lautsprecher ins Stadion gebaut, die Fan-Gesänge abspielen... 🤣😂🤦♂️ #CHEARS #ELFinal #UELfinal pic.twitter.com/46MOMrl9fJ
— WUMMS (@WummsSportshow) 29. Mai 2019
Beim Anpfiff war das Olympiastadion von Baku alles andere als voll und die Stimmung während Chelseas grossartigem 4:1-Erfolg ziemlich mies. Kein Wunder, wenn statt Fans vor allem neutrale Zuschauer, Sponsoren, Volunteers und Funktionäre auf den Rängen sitzen.
Könnt ihr euch an ein #EuropaLeague Finale erinnern, das *nicht* ausverkauft war?!?😳
— VAR-Watch (@VAR_Watch) 29. Mai 2019
Einfach nur peinlich @UEFA !😕#UELfinal #CHLARS #baku pic.twitter.com/bGyJ7r2XVG
In Wembley würde jetzt die Post abgehen, in Baku ist Stimmung wie auf einer Beerdigung. 🤷🏻♂️ Ich würde die Finalspielorte kurzfristig ansetzen. Für Fans der Teilnehner gut erreichbar. #CHEARS #UELfinal
— REKORDMEIS7ER (@PeterKlemisch) 29. Mai 2019
Unrechtsregime, am Arsch der Welt, Homosexualität unter Strafe, Flughafen zu klein, Spieler muss Angst vor Verfolgung haben, staatliche Firma ist UEFA-Sponsor - es gibt so viele Gründe, die für #Baku als Finalspielort sprechen.#CHEARS
— John Balluff (@JohnBalluff) 29. Mai 2019
Noch peinlicher wurde es für die UEFA bei der Pokalübergabe: Als Chelsea den Pott um 1.00 Uhr Ortszeit (!) überreicht bekam, waren kaum mehr Zuschauer da. Vor leeren Rängen absolvierten die «Blues» ihre Ehrenrunde. Und natürlich dröhnte dazu wie immer «We are the champions» von Queen aus den Lautsprechern.
Leute, ich muss ganz ehrlich sagen, dass war das traurigste Fußballspiel bei dem ich je war... Selbst beim Finance Cup in Frankfurt war mehr Stimmung... Bei uns alles cool und gute Leute aber das Stadion tot! #UELfinal #CHEARS #SGEuropa Sehr schade... pic.twitter.com/YDcQdM8sTh
— Adler Gezwitscher (@Der_Attila) 29. Mai 2019
Von der Stimmung her ein bisschen wie ein Dorffest-Zelt vormittags um 11 #CHEARS #EuropaLeagueFinal #Baku
— ale_ste (@jenserjeremies) 29. Mai 2019
(sar/pre)