Die Enthüllungen der «New York Daily News» lesen sich wie ein Spionage-Thriller. Chuck Blazer, langjähriger Generalsekretär der CONCACAF und zwischen 1996 und 2013 Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees, lieferte als Informant des FBI andere Funktionäre ans Messer. Unter anderem berichtet die Zeitung, dass Blazer während den Olympischen Spielen 2012 die Gespräche mit ihnen in einem Londoner Fünf-Sterne-Hotel aufzeichnete – mittels Mini-Mikrofon in einem USB-Stick.
Das absurde Highlight der Enthüllungen ist, dass Blazer für seine Katzen eine Wohnung im New Yorker Trump Tower mietete, die monatlich 6000 Dollar Miete kostete. Im selben Gebäude befanden sich, im 17. Stock, die Büros der CONCACAF, dem Fussballverband von Nordamerika, Mittelamerika und der Karibik. Im 49. Stock mit Aussicht auf den Central Park lebte Blazer in einem 18'000-Dollar-Appartment, direkt nebenan befand sich die Katzen-Wohnung.
Mindestens 15 Millionen Dollar soll er als allmächtiger CONCACAF-Boss veruntreut und sich so einen luxuriösen Lebensstil finanziert haben. Zu diesem gehörte auch, dass er einen knapp 50'000 Dollar teuren Hummer H2 fuhr – «gespendet» vom eigenen Verband. Wie gut, dass dieser auch gleich die Parkplatzgebühren in Manhatten übernahm, die sich auf stolze 21'600 Dollar summierten. «Was zum Teufel soll das?», fragt der Blog «SBNation», «bist du nicht ganz dicht? Ein Hummer in Manhattan und dann nebenan beim Trump Tower parkieren?!»
Der zwielichtige Funktionär mit Samichlaus-Bart und -Postur, im Bericht als «corrupt and corpulent soccer rat» bezeichnet («korrupte und korpulente Fussball-Ratte»), ist mittlerweile 69 Jahre alt und an Darmkrebs erkrankt. Ihm wird eine zentrale Rolle zugeschrieben als Wahlhelfer Sepp Blatters im Sommer 2011. Blazer enthüllt damals einen Bestechungsversuch von Blatters katarischem Gegenkandidaten Mohamed bin Hammam, worauf dieser sich von der Wahl zurückzieht. Später wird er lebenslänglich gesperrt.
Zum Undercover-Mitarbeiter von FBI und IRS (der amerikanischen Steuerbehörde) wurde Blazer im gleichen Jahr. Die Behörden waren dahinter gekommen, dass er jahrelang mehrere Millionen Dollar Einkommenssteuern nicht einbezahlt hatte. Sie stellten ihn daraufhin vor die Wahl, zu kooperieren oder sich auf einen jahrelangen Gefängnisaufenthalt einzustellen. «Wir können sie direkt in Handschellen abführen, oder sie können mit uns zusammenarbeiten», soll ein Agent zu Blazer gesagt haben, als dieser an einem Novemberabend 2011 gerade ein Nobel-Restaurant betreten wollte.
Auf Knast hatte Blazer keine Lust, weshalb er mit den Ermittlern zusammenarbeitete. Seine Arbeit habe diesen einen seltenen Einblick «in das dubiose Gebaren im internationalen Fussball» geliefert, heisst es im Zeitungsbericht, den Blick «in eine Welt, die notorisch für Korruption und Verschwendung» bekannt sei.
Die «New York Daily News» erinnert Blazer an die Shakespeare-Figur des Sir John Falstaff, einen dicken, trink- und streitsüchtigen Soldaten. Er habe sich in einer Welt von Privatjets, Ferien auf Trauminseln und Offshore-Bankkonten bewegt und so luxuriös und viel gegessen und getrunken, dass er auf eine ganze Flotte von kleinen Elektromobilen angewiesen war.
Die Reporter konfrontierten Blazer mit den Vorwürfen. Sein Kommentar: «Darüber kann ich nicht sprechen.» (ram)