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«Kaltenborn weg! Ingenieure weg! Fahrer weg!» 

Monisha Kaltenborn: Der Druck steigt.
Monisha Kaltenborn: Der Druck steigt.Bild: SRDJAN SUKI/EPA/KEYSTONE
Schlechtester Saisonstart

«Kaltenborn weg! Ingenieure weg! Fahrer weg!» 

Null Punkte in den ersten sieben Rennen – das gab es für das Sauber-Team seit dem Einstieg 1993 in die Formel 1 noch nie. Die mehrheitlich positiven Aussagen der Team-Mitglieder nach dem GP von Kanada in Montreal kommen fast einer Bankrotterklärung gleich.
09.06.2014, 12:1509.06.2014, 13:50
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Der Rennstall aus Hinwil konnte zwar den vierten Doppel-Ausfall in dieser Saison verhindern, doch Adrian Sutil (13.) und Esteban Gutierrez (14.) belegten die letzten beiden Ränge. Obwohl Sutil als Elfter durchs Ziel gefahren war, wurde er noch hinter Sergio Perez und Felipe Massa klassiert, die nach einem Zusammenstoss in der letzten Runde beide ausschieden, aber eine halbe Runde mehr absolviert hatten. Gutierrez, der nach seinem Trainingsunfall am Samstag und dem folgenden Verzicht auf die Qualifikation aus der Boxenstrasse starten musste, gab sechs Runden vor Schluss wegen Leistungsabfall auf. 

Glücksgefühle bei Ricciardo
Daniel Ricciardo hatte erst zwei Runden vor Schluss die Führung übernommen und war einfach nur überwältigt: «Ich hatte keine Zeit zu verstehen, dass ich gewinne. Das Rennen war so durchgeknallt.» Nachdem er seinen Pulsschlag und das Adrenalin bei der Siegerehrung wieder unter Kontrolle gehabt hatte, «bekam ich beim Abspielen unserer Nationalhymne einfach nur Gänsehaut».

1996 und 1998 hatte Sauber während der Saison jeweils acht Rennen lang nicht gepunktet. Sieben Rennen seit Saisonbeginn ohne einen einzigen WM-Punkt – das gab es aber noch nie. 

Ricciardos erster GP-Sieg

Fahrer und Kaltenborn reden die Schlappe schön

Dieser Negativ-Rekord sorgt im Team für grosse Enttäuschung; die positiven Aussagen nach dem GP klingen eher beschwichtigend als hoffnungsvoll. «Es war ein schwieriges Rennen. Aber das Team hat gute Arbeit geleistet. Alle Boxenstopps liefen problemlos und wir konnten die Strategie wie gewünscht umsetzen», sagte Teamchefin Monisha Kaltenborn. 

Da lachten sie noch: Monisha Kaltenborn mit den beiden Fahrern an ihrem Geburtstag Mitte Mai in Barcelona.
Da lachten sie noch: Monisha Kaltenborn mit den beiden Fahrern an ihrem Geburtstag Mitte Mai in Barcelona.Bild: Patrik Lundin/freshfocus

Adrian Sutil erklärte: «Es war ein Rennen mit vielen Ereignissen. Wir konnten uns aus allen heraushalten und sind ohne Probleme durchgekommen. Von daher war es eine gute Leistung. Ich bin auch mit meiner eigenen Performance zufrieden.» Sein Teamkollege Gutierrez sagte: «Zu Beginn hatte ich mit den Reifen zu kämpfen. Mit dem zweiten Satz weicher Reifen ging es besser und es machte Spass zu fahren. Leider musste ich dann wegen Leistungsverlust aufgeben.» 

Leidensgenossen: Kaltenborn mit Caterham-CEO Cyril Abiteboul.
Leidensgenossen: Kaltenborn mit Caterham-CEO Cyril Abiteboul.Bild: Sutton/freshfocus

«Kaltenborn zerstört das Lebenswerk von Peter Sauber»

In diversen Online-Plattformen lassen die Fans des Schweizer Rennstalls ihrem Unmut freien Lauf. Da werden Worte geschrieben, welche den Leuten aus Hinwil weh tun müssen. Ein Beispiel: «Kaltenborn weg! Ingenieure weg! Fahrer weg! Kaltenborn hat das Team an die Wand gefahren und das Lebenswerk von Peter Sauber zerstört. Saison abhaken und mit neuen Leuten versuchen, die nächste Saison in Angriff zu nehmen.» 

Einziger Lichtblick war, dass von den vier Rennställen, die in Reichweite von Sauber liegen müssten, nur gerade Toro Rosso-Renault mit Jean-Eric Vergne (8.) vier WM-Punkte holen konnte. (si) 

Peter Saubers Lebenswerk wankt.
Peter Saubers Lebenswerk wankt.Bild: Sutton/freshfocus
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