Darum kam es in Wohlen trotz Becher- und Feuerzeugwurf nicht zu einem Spielabbruch
Obwohl das Resultat nach der Verlängerung am Ende deutlich ausfiel, konnte Servette Genf gestern im Achtelfinal des Schweizer Cups nur mit Müh und Not das Ausscheiden gegen Erstligist Wohlen verhindern. Wie blank die Nerven auf Seiten der Westschweizer Gäste lagen, sah man an den Aktionen der mitgereisten Fans.
Als Wohlen noch mit 1:0 führte, musste der heimische Goalie Anton Sytnykov nach einem Zusammenprall gepflegt werden. Die Servette-Fans nutzten die Gelegenheit, um den Ukrainer mit Schmährufen, Mittelfingern (gerade ein brandheisses Thema) und Spuck-Angriffen einzudecken.
Wenig später – mittlerweile hatte Servette per traumhaftem Freistoss ausgeglichen – wurde die Lage noch prekärer. Wieder liessen die Zuschauer der Gäste ihren Unmut an Wohlen-Goalie Sytnykov und dann auch an Schiedsrichter Alain Bieri aus. Sytnykov wurde von einem Becher getroffen, Bieri Bruchteile danach von einem Feuerzeug.
Auf diese Saison hin wurde in solchen Fällen die «Lex Winterthur» eingeführt. Bei einem Spiel in der vergangenen Challenge-League-Saison zwischen Winterthur und Aarau traf ein Bierbecher aus der Winterthurer Kurve den Schiedsrichter-Assistenten, der eine blutende Wunde davontrug. Die Partie ging aber weiter, und auch der Protest der Aarauer wurde nicht gutgeheissen, Winterthur kam mit einer Busse davon.
Dies soll nicht mehr passieren. Deshalb sind die Schiedsrichter dazu angehalten, bei Würfen von Bechern oder anderen Gegenständen auf Spieler und Unparteiische, das Spiel sofort abzubrechen. Alain Bieri entschied sich jedoch, die Cup-Partie in Wohlen fortzusetzen, obwohl er selbst getroffen wurde. Diskussionen wurden im Stadion Niedermatten zwar geführt, fruchteten aber nicht in einem Entscheid.
Watson hat beim Schweizer Fussballverband nachgefragt, wieso es in der gestrigen Partie nicht zu einem Spielabbruch kam. Die Antwort der Kommunikationsabteilung:
Zusätzlich wollten wir wissen, ob die Vorkommnisse nachträglich Konsequenzen für Servette und den Ausgang des Spiels haben. Auch auf diese Frage geht der Fussballverband ausführlich ein:
Sportlich hat sich Servette durchgesetzt und steht in der nächsten Runde, wie es disziplinarisch weitergeht, wird nun also geprüft.
(abu/rst)
