Zum ersten Mal nach fast 40 Jahren haben Frauen im Iran ungehinderten Zutritt in ein Fussball-Stadion erhalten. Für das WM-Qualifikationsspiel gegen Kambodscha von heute kamen Medienberichten zufolge zwischen 3500 und 4000 Frauen erstmals mit einem frei zu kaufenden Ticket ins Asadi Stadion in Teheran.
Iran allowed female supporters into their football ground to watch their World Cup Qualifier against Cambodia after overturning a 40-year ban.
— Squawka News (@SquawkaNews) October 10, 2019
A massive step towards equality. 🇮🇷 pic.twitter.com/nuhzjfQpFL
Für die Iranerinnen geht es um mehr als nur Fussball. Für sie ist es ein grosser Erfolg in ihrem jahrzehntelangen Kampf gegen die strengen islamischen Vorschriften des erzkonservativen Klerus und gegen ihre Diskriminierung im Land. Schon vier Stunden vor dem Spiel kamen die Frauen mit Iran-Flaggen umhüllt und «Victory»-Zeichen im Asadi Sportkomplex an. Einige von ihnen weinten gar vor Glück.
Bei all den schlimmen Nachrichten gerade habe ich eine gute: Schaut Euch die glücklichen Frauen an. Sie sind auf dem Weg zu ihrem ersten Fußballspiel in #Teheran, zum ersten Mal seit Gründung der Islamischen Republik dürfen heute #Frauen im #Iran ins Fußballstadion. @sportschau pic.twitter.com/V9mI1gIkDt
— Natalie Amiri (@NatalieAmiri) October 10, 2019
Unter dem Hashtag «Komm mit mir ins Stadion» reflektierten sie mit Bildern und Videos ihren ersten Stadionbesuch – und den damit verbundenen historischen Tabu-Bruch. Zu diesem Erfolg trug auch die FIFA bei. Der Weltfussballverband hatte mit einem Ausschluss des Irans von der WM 2022 im Nachbarland Katar gedroht, falls Frauen der Eintritt weiterhin verboten wird.
Für die Frauen hatte das Sportministerium vier separate Tribünen mit einer Kapazität von ungefähr 4000 Sitzen errichtet. Zudem wurden speziell für die Frauen weibliche Polizisten, Notärzte und Stadionführer eingesetzt. Die den Frauen vorbehaltenen Tickets waren in kürzester Zeit ausverkauft. Daher fordern die Frauen für die nächsten Spiele zumindest zwei weitere Tribünen und ein höheres Ticket-Kontingent.
Gut dass es #Frauen gibt! Zum ersten Mal seit Gründung der #IslamischenRepublik #Iran dürfen Frauen zu einem #Fussballspiel. #Iran #Kambodscha. Nur 3500 Tickets waren für sie reserviert, obwohl Rest Stadion fast leer ist und viele davor stehen. Diejenigen die drinnen sind feiern. pic.twitter.com/Kpg9b4aBIM
— Natalie Amiri (@NatalieAmiri) October 10, 2019
Für Kritik sorgten die extra für das Spiel umgebauten Zäune, die die vier Frauentribünen von denen der Männer trennen sollten. «Wollt ihr uns etwa in einen Käfig sperren, um uns vor den Männern zu schützen?», protestierte eine Iranerin auf Twitter. Ausserdem fordern die Frauen vom Sportministerium Familien- und nicht nur für sie bestimmte Tribünen, damit auch ihre Ehemänner und Söhne sie begleiten können. (pre/sda)
Aber das schlimmste daran ist, dass es, gemessen an den bisherigen Umständen, auch tatsächlich ein Erfolg ist.