15.03.2015, 15:3315.03.2015, 18:05
Noch vor wenigen Stunden meckerten wir über ein Spiel (Aarau-YB), welches das Wort Fussball kaum verdient hat. Zwei Stunden danach sind wir nach einem spektakulären Fight zwischen St. Gallen und Basel ausgebrannt vom stetigen Hin und Her. Vor allem die erste Halbzeit ist ein Kandidat für die Auszeichnung der unterhaltsamsten 45 Minuten der Saison. Da kann die Premier League einpacken. Haha. Jetzt aber der Reihe nach. Matias Delgado bringt die Basler in der 9. Minute nach einem herrlichen Spielzug in Front. Nur wenige Minuten später gelingt Daniel Sikorski der Ausgleich. Einer von vielen Abprallern von Daniel Lopar führt in der 35. Minute zur erneuten Führung des Tabellenführers durch Davide Calla. Dem Toreigen ein Ende versetzt Geoffrey Tréand mit dem 2:2-Ausgleich in der 42. Minute. In der zweiten Halbzeit wurde das Spiel hitziger und der Schiri zückte gelbe Karten wie Pilze aus dem Boden. Roberto Rodriguez versämmelt beim Stand von 2:2 noch einen Elfmeter, doch das ist heute eine Randnotiz. Am Ende bleibt aber eine Erkenntnis: Dieses Spiel war von beiden Teams dermassen spektakulär geführt, dass es keinen Sieger verdient hat. Danke, ich habe fertig.
Aus, vorbei, das Ding ist gelaufen. St. Gallen und Basel trennen sich nach einem aufopferungsvollen Kampf mit einem 2:2-Unentschieden.
Drei Minuten werden nachgespielt, die Hälfte davon ist bereits vorbei.
Marco Streller holt sich auch noch ein Souvenir vom Schiedsrichter ab, nachdem er Stephane Besle so richtig seine Meinung sagt, nachdem der Verteidiger dem Streller den Weg versperrt. Bei Streller brennen die Sicherungen durch und er ist nicht weit von einer Tätlichkeit entfernt.
Die St. Galler haben momentan eher die Oberhand und sind näher an einem Tor als der FCB. Janjatovic, ein wahrer Ballkünstler, nützt seine technischen Fähigkeiten, um mehrere Basler Spieler zu vernaschen. Den Schuss verzögert Janjatovic aber zu lange, sodass noch ein Basler dazwischenspringen kann. Der anschliessende Eckstoss bringt nichts ein.
Wäre dieses Fussball-Spiel ein Kino-Film, dann würde es uns etwa so gehen ...
Die Uhr tickt grausam schnell .... dabei wird es doch jetzt erst richtig spannend. Ich denke noch immer, dass dieses Spiel auf keinen Fall unentschieden ausgehen wird. Ein Tor liegt noch in der Luft. Und weil ich Bunjaku nicht mehr länger beim Motzen zuschauen kann, hoffe ich, dass er noch ein Eigentor schiesst. In der fünften Minute der Nachspielzeit. Mit dem Kopf.
Und Fabian Frei kommt für den ausgelaugten Matias Delgado. Kommt jetzt die Schluss-Offensive des FCB?
Doppelwechsel beim FCB: Marco Streller ersetzt den glücklosen Breel Embolo ...
Delgado ist zwar ein Filigran-Techniker, doch die Schnelligkeit ist dem Argentinier über die Jahre abhanden gekommen. Wer will's ihm schon übel nehmen. Aber in diesem Fall hat er gerade eine gute Chance für den FCB vertändelt.
Dritter und letzter Wechsel bei St. Gallen. Yannis Tafer überlässt seinen Platz Marco Aratore.
Auch Gonzaez kriegt noch einen gelben Karton, weil er nach einer Behandlung zu schnell wieder ins Spielgeschehen eingreifen wollte.
Die Ereignisse überschlagen sich nun. Embolo trauert einem nichtgegebenen Elfmeter nach und rächt sich im Anschluss an einem St. Galler. Klare Sache, gelbe Karte.
Erster Wechsel von Paulo Sousa. Der Japaner Kakitani kommt für Gashi.
Nur wenige Zeigerumdrehungen später wird Gashi lanciert. Der Topskorer der Basler schliesst mit dem starken linken Fuss ab, doch Daniel Lopar kann gerade noch mit den Füssen abwehren. Ein Hin und Her.
Vaclik hält den Elfmeter von Rodriguez! Was für ein Teufelskerl! Der Tscheche ahnt die Ecke und springt nach links. Da kommt auch der Schuss von Rodriguez. Mit beiden Fäusten gelingt es Vaclik, den Ball abzuwehren. Kurze Zeit später ertönt ein Pfiff des Schiris. Alle rechnen mit einer Wiederholung des Elfers, doch der Schiri signalisiert Freistoss für den FCB. Hä? Auflösung: Albert Bunjaku – der Diego Costa der Super League – läuft zu früh in den Strafraum beim Penalty. Was mich Wunder nimmt: Hätte der Elfer gezählt, wenn Rodriguez ihn verwandelt hätte? Spielt aber keine Rolle. Es steht weiterhin 2:2. Und dieser Bunjaku regt mich immer mehr auf.
Penalty für St. Gallen! Mario Mutsch mit der Flanke zur Mitte, wo Janjatovic sich den Ball für einen Volley zurechtlegt. Traoré will dies verhindern und trifft Janjatovic angeblich. Für mich ist das kein Penalty! Aber was soll's, gleich kann Rodriguez die Ostschweizer in Führung schiessen.
Jeff Saibene doppelt in Sachen Auswechslung gleich nach. Mit Roberto Rodriguez kommt nochmals viel Schwung ins St. Galler Spiel. Plazu machen muss der auffällige Geoffrey Tréand, bei dem der Tank allerdings leer ist.
Erster Wechsel des Spiels. Dzengis Cavusevic kommt für den Schützen des 1:1, Daniel Sikorski.
Nein, das kann ich nicht fassen. Diese Chance zu vergeigen ist kaum möglich. Zunächst vernascht – und zwar auf's Übelste – Zuffi Daniele Russo, indem er den St. Galler Verteidiger tunnelt. Zuffi sieht dann seinen freistehenden Mitspieler Embolo, der aus gut zehn Metern ungestört abziehen kann. Lopar für einmal mit einer Weltklasse-Parade. Er lenkt den Ball an den Querbalken, von da springt das Leder zurück auf Embolo, doch Gashi will dem Neo-Schweizer zuvorkommen und so stehen sich die beiden Stürmer gegenseitig im Weg.
Thurnheer fängt schon an, von Grammatik zu sprechen. Das ist wohl kein gutes Zeichen. Wenn er als Nächstes von seinen Abenteuer aus der Kindheit zu labern beginnt, ist es um dieses Spiel geschehen. Aber irgendwie hat er schon Recht. Viel läuft nicht momentan. Co-Kommentator Sermetter beschreibt das Spiel momentan als «sehr zähflüssig».
Im Vergleich zur ersten Halbzeit verlaufen die ersten fünf Minuten der zweiten fast schon schläfrig. Die Intensität ist weiterhin hoch, aber die Zuspiele nicht mehr annähernd so genau wie noch in den ersten 45 Minuten. Aber hey, es gilt immer noch: Hier kann jederzeit alles passieren. Und das behaupte ich beileibe nicht sehr oft.
Matias Delgado, dieser Teufelskerl. Eine der wenig verbliebenen klassischen Nummern 10. Läuferisch beschränkt, Verteidigungsarbeit mässig, aber mit der Klasse, innert Sekundenschnelle einen entscheidenden Pass zu spielen, der zum Tor führen kann.
Wow, eine Flanke, die für einmal nicht ankommt! Eine Seltenheit bisher ...
Die Bratwurst ist gegessen, der Ball rollt wieder.
Das war's von einer äusserst ereignisreichen ersten Halbzeit. So kann es in 15 Minuten sehr gerne weitergehen. Klasse Partie in der AFG-Arena. SRF-Kommentator Beni Thurnheer meint, das Spiel ähnle einer Premier-League-Partie. Viel Kampf, Tore, Unterhaltung. Dieses Klischee ist einfach nur mühsam. Auch da gibt es 0:0 und langweilige Spiele. Ein Bild reicht, um dies zu unterstreichen.
Die Nachspielzeit der ersten Hälfte läuft bereits. Nach einem Eckstoss kommt Daniele Russo zum Kopfball. Sein Abschluss aber hat zu wenig Pfeffer und so hat Vaclik keine Probleme, das Leder festzuhalten.
Ausgleich für St. Gallen! Unfassbar, erneut kommt dieser Treffer mehr oder weniger aus dem Nichts. Aber wie gesagt, heute scheint alles möglich zu sein. Delgado vertändelt die Kugel in der Angriffsauslösung. Janjatovic erbt und lanciert auf dem Flügel Tafer, der nach innen zieht und sofort den Abschluss sucht. Sein Schuss wird von einem Basler leicht abgefälscht und landet vor den Füssen von Geoffrey Tréand, der mit einem trockenen Schuss Vaclik zum bezwingen kann. Alles wieder ausgeglichen.
Aua. Für ein solches Einsteigen haben besoffene Schiris auch schon den roten Karton gezückt. Auch bei einem Nicht-Besoffenen hätte sich höchstens die St. Galler-Gemeinschaft aufgeregt, denn die Grätsche von Mutsch in Richtung Embolo erfolgte mit gestreckten Beinen, voll ins Fussgelenk. Mit Gelb ist Mutsch gut bedient, sehr gut.
Tor für den FCB! Calla bringt die Bebbi wieder in Führung. Weihnachten ist noch weit entfernt, der Geburtstag von Davide Calla auch (6. Oktober). Trotzdem verteilt Daniel Lopar weiterhin Geschenke im Multi-Pack. Wie schon beim ersten Treffer der Basler trifft derjenige, der den Spielzug gedanklich lanciert hatte. Calla zieht auf rechts in die Mitte und schickt Gonzalez in die Tiefe. Der Paraguayer schiesst abermals aus spitzester Position, Lopar lässt abermals abprallen und da steht er, der Davide Calla. Im Rutschen schiebt der Ex-St. Galler die Kugel unter den Beinen von Lopar in die Maschen.
Das Spielgeschehen hat sich mittlerweile etwas beruhigt. Weil die Verteidigungen aber alles andere als sattelfest wirken, ist hier jederzeit alles möglich. Alles. Auch zwei Tore innert 15 Sekunden.
Albert Bunjaku versucht sich auf der Grundlinie gegen Taulant Xhaka durchzusetzen. Da ist aber kein Vorbeikommen, es gibt nicht einmal Eckball für St. Gallen. Was macht Bunjaku? Er kickt den Ball aus Frust ins Nirgendwo. Echt jetzt, Bunjaku ist für mich der Diego Costa der Super League. Immer eine miese Miene, als hätte man ihm gerade den BMW X3 geschrottet. Kann ich nicht haben solche Typen.
Schon wieder eine gute Möglichkeit. Da kommt man kaum noch nach. Aussenverteidiger Facchinetti mit einer starken Flanke zur Mitte, wo Geoffrey Tréand schneller reagiert als die Basler Defensive. Nur weil Vaclik was dagegen hat steht es hier noch 1:1.
Wow, verglichen mit der Partie Aarau gegen YB ist dieses Spiel ein Geschenk Gottes. Von Schwamendingen gegen Bazenheid sind wir mittlerweile angelangt bei Köniz gegen Kriens. Nein, echt. Das Spiel bietet bisher beste Unterhaltung. So darf's gerne weitergehen. Meine Tickerkollegin Iris und ich können es kaum fassen, sind aus dem Häuschen.
Gashi vergibt eine Möglichkeit, die eigentlich zu verhauen nicht möglich ist. Zunächst kommt Gonzalez zum Schuss aus der Distanz. Lopar muss unglücklich abprallen lassen. Gashi kommt schneller an den Ball als die St.Galler-Vertedigung und versucht, den Ball über Lopar zu spitzeln. Das geling nicht ganz, weil Lopar mit den Händen noch an den Ball kommt. Der Abpraller des Abprallers landet perfekt vor den Füssen von Gashi, der das leere Tor vor sich sieht und den Ball dennoch am rechten Pfosten vorbei schiebt. Wie bitte? Diese Aktion verdient ein Video einer dieser Chancen, die man eigentlich gar nicht nicht verwerten kann.
Ja, es hilft! Sikorski gleicht sogleich für den FCSG aus! Mario Mutsch – der, der aussieht als wäre er 50 – kann sich auf dem rechten Flügel gegen den Neuen Traoré durchsetzen, die Flanke gelangt zum Polen Sikorski, der per Volley einnetzt. Ohne eine wirkliche Chance gehabt zu haben kommt St. Gallen zum Ausgleich. Kann man machen. Nennt sich Effizienz.
Jeff Saibene ist ganz und gar nicht zufrieden mit der Startphase seiner Schützlinge. Der St. Galler Coach gestikuliert fleissig auf der Seitenlinie. Der einte oder andere St.Galler bekommt da gehörig etwas mit. Ob es helfen wird?
Tor für den FCB! Matias Delgado köpft zum 1:0 ein. Ach, wie schön. Im gesamten Spiel zwischen Aarau und YB haben wir nicht einen nur annähernd gepflegten Spielzug zu sehen bekommen. Die Basler zeigen ihn schon nach neun Minuten – und er ist auch gleich erfolgreich. Delgado leitet die Ballstafette ein und schliesst sie wenige Sekunden später auch gleich selber ab. Der Argentinier hat die Übersicht und setzt auf dem rechten Flügel Davide Calla ins Szene, der anschliessend alle Zeit der Welt hat, um die Flanke punktgenau auf den in den Strafraum gestürmten Delgado zu zirkeln. Die Nummer 10 verwandelt die Flanke im Stile einer Nummer 10. Kaltblütig. 1:0 Basel.
Embolo mit der grossen Chance zur Basler Führung. Aber von vorne: Delgado lanciert Gonzalez in die Tiefe. Der Paraguayer zieht aus spitzer Position ab. Lopar kann mit dem Fuss abwehren, der Abpraller aber landet genau vor den Füssen von Embolo, der das mehr oder weniger leere Tor nicht trifft. Das hätte die Führung der Bebbi sein müssen.
Erster Abschluss der Ostschweizer. Yannis Tafer zieht auf dem Flügel in die Mitte und versucht sich aus der Distanz. Sein Abschluss allerdings hat ein Tempo von 3 Kmh und ausserdem stehen gleich reihenweise Grüne im Abseits.
Beim FCB stehen weder Marco Streller noch Fabian Frei in der Startformation. Auch ein Zeichen, dass es heute für den FCB nicht um Leben oder Tod geht. In der Innenverteidigung ersetzt Adama Traore den verletzten Fabian Schär. Ersterer habe ich noch nie gehört. Sein anscheinend in der Winterpause zum FCB gestossen. Herzlich Willkommen.
Schiri Schärer pfeift die Partie an. Zu sehen ist gar nichts. Eine Nebenwirkung der Rauchbomben aus dem FCB-Sektor.
Die Kulisse stimmt schon Mal. Die AFG-Arena ist ausverkauft. Mit grün-weissen Fahnen empfangen die Fans die Akteure. Im Basel-Sektor werden wieder einmal rot-blaue Rauchbomben gezündet – auch keine Überraschung. Deshalb beginnt das Spiel mit etwas Nebel im Stadion.
Nach der heftigen 0:4-Pleite in Porto kann der FCB heute zeigen, wie gross der Unterschied zwischen der Super League und der Championsleague ist. Nachdem YB in Aarau nicht über ein Unentschieden hinaus kam, kann der FCB mit einem Sieg in der AFG-Arena den Vorsprung auf den ersten Verfolger auf beachtliche neun Punkte ausbauen. Das wäre dann wohl die halbe Miete in Richtung Meistertitel, was ja auch für niemanden mehr eine Überraschung sein dürfte. Ich bin gespannt, wie die Reaktion von Paulo Sousa's Mannen nach dem deutlichen Aus in der Champions League ausfallen wird. Gleich geht's los.
In St.Gallen kommt es zu jener Begegnung, die am 8. April auch im Cup-Halbfinal anstehen wird: FCSG-Basel. Selbst wenn die Ostschweizer nicht wunschgemäss ins neue Jahr gestartet sind, wird der Leader die Aufgabe nicht auf die leichte Schulter nehmen. Denn der FC St.Gallen ist neben Real Madrid die einzige Mannschaft, die Basel in dieser Saison zweimal schlagen konnte. Folgt heute der dritte Streich?
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