Es sah für einen Moment gar nicht gut aus für Granit Xhaka. Nach einem Zweikampf mit Valon Behrami im internen Trainingsspiel blieb der Arsenal-Professional lange auf dem Rasen des Stadion Cornaredo in Lugano liegen. Er hatte sich am linken Knie verletzt.
Gestützt von zwei Betreuern und begleitet von den Teamkollegen Breel Embolo und Ricardo Rodriguez humpelte er zu einem Auto und liess nicht nur verwirrte Mitspieler, Zuschauer und Medienleute zurück, sondern auch die bange Frage: Verpasst der Taktgeber im Schweizer Mittelfeld sogar die WM-Endrunde in Russland?
Am Ende eines turbulenten Abends gab der SFV schliesslich Entwarnung. Man habe schon bei einem ersten Untersuch im Hotel festgestellt, dass die Bänder intakt seien, sagte Teamarzt Pierre-Etienne Fournier. Eine MRI-Untersuchung in der Klinik Monucco hat dann ergeben, dass sich Xhaka auch keine Verletzung am Meniskus zugezogen hat. «Es handelt sich nur um eine schmerzhafte Knochenprellung», so Fournier.
Diese wirft Xhaka in der WM-Vorbereitung zwar ein wenig zurück, weil er nun ein paar Trainings auslassen muss. Doch scheint die WM-Teilnahme nach aktuellem Stand nicht in Gefahr. «Ich bin sehr erleichtert», liess Xhaka ausrichten. Wann er wieder mit dem Team auf dem Platz steht, «hängt vom Heilungsverlauf ab», teilte der SFV mit. Mit Sicherheit verpasst Xhaka am kommenden Sonntag in Villarreal das Testspiel gegen Spanien.
So hatten die Schweizer und Xhaka Glück im Unglück. Ein weiteres Mal blieb dieser von einer schlimmen Verletzung verschont. Eine schwere Knieverletzung hatte er als 16-jähriger Junior des FC Basel erlitten. Seit Xhaka Profi ist, erwischte es ihn am schlimmsten im Herbst 2014, als er wegen eines Bänderrisses im Sprunggelenk drei Wochen ausfiel und das EM-Qualifikationsspiel gegen Litauen verpasste. Sonst hat er in seiner nun siebenjährigen Karriere im Nationalteam kein einziges Pflichtspiel wegen einer Verletzung verpasst.
Verletzungsfälle in Trainings sind keine Seltenheit. Das wissen sie nicht zuletzt beim SFV. Im Vorbereitungscamp auf die EM 2004 in Portugal erlitt Marco Streller in Feusisberg einen Schien- und Wadenbeinbruch. Zwei Jahre später zog sich Johan Vonlanthen vor der WM in Deutschland im Training einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zu. Und 2010 verletzte sich Alex Frei im letzten Training vor dem Abflug an die WM in Südafrika am Sprunggelenk. Er immerhin war ab dem zweiten WM-Spiel wieder einsatzfähig.
Wäre nun Granit Xhaka längerfristig und vor allem für die WM ausgefallen, wäre dies auch deshalb ärgerlich gewesen: Pünktlich zum öffentlichen Training ergoss sich nämlich ein starker (Gewitter-)Regen, teilweise mit Hagel versetzt, über dem Cornaredo. Das Terrain war nahezu unbespielbar. Die Pfützen stoppten den Ball sowie die Laufwege und die Bewegungsabläufe der Spieler. Ein reguläres Training war so fast nicht möglich. (sda)