Dass jede Krise auch eine Chance ist, betonen die meisten Politiker gerne. Bestimmt gehört auch Thomas Oppermann dazu. Er ist SPD-Vizepräsident in Deutschland und wollte herausfinden, wie das Fussballgeschäft vor dem Corona-Tod gerettet werden kann. Ist ein Salary Cap wie in Nordamerika, also die Begrenzeng der Spielerlöhne, etwa die Lösung?
Mit diesem wird seit einiger Zeit vor allem von Fanseite her geliebäugelt. Ein Salary Cap sorgt schliesslich dafür, dass kein Klub mehr Geld ausgeben darf als die anderen. In einer idealen Welt sorgt er für Chancengleichheit, für mehr Wettbewerb, mehr Spannung. Gerade die Bundesliga lechzt momentan danach, Bayern München wurde gerade zum achten Mal in Folge Meister. In Italien holte Juventus gar den neunten Scudetto in Serie, in Frankreich heisst der Serienmeister Paris Saint-Germain. In Spanien wird das Meisterrennen seit Jahren zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona entschieden. Die grösste Ausgeglichenheit an der Spitze verspricht die englische Premier League.
Ein Salary Cap also, um den Wettbewerb anzukurbeln? Die Idee ist verlockend. Plötzlich können auch Werder Bremen oder der VfB Stuttgart wieder Titelkandidat sein, vielleicht setzt Sampdoria Genua zu einem Höhenflug an oder Valencia und dank Trainerfuchs Marcelo Bielsa Leeds United.
So verlockend die Idee ist, so wenig Chancen wurden bis dato ihrer Umsetzung gegeben. In den USA sei dies vielleicht möglich, hiess es, doch mit dem EU-Recht sei ein Salary Cap nicht möglich, wurde behauptet. Politiker Oppermann wollte das genauer wissen. Also gab er bei den Wissenschaftlichen Diensten des deutschen Bundestags zwei unabhängige Gutachten in Auftrag, die klären sollten, ob eine Gehaltsobergrenze in Europa möglich ist.
Das Resultat: Ja, ist es. «Gehaltsobergrenzen können nach deutschem und europäischem Recht zulässig sein», schreibt der Wissenschaftliche Dienst gemäss der «Süddeutschen Zeitung». Es käme auf die konkrete Ausgestaltung an. Oppermann freut sich über dieses Ergebnis. «So viel Rückenwind für eine vernünftige Regelung des Spielermarktes gab es noch nie», sagte er der Zeitung. Weit über Fankreise hinaus habe er von niemandem gehört, dass er dagegen sei.
Die Gutachten kamen beide zum Schluss, dass die UEFA den Salary Cap einführen müsste und nicht die Staaten. «Die Einführung im Wege der Selbstregulierung im Rahmen der Organisationsstruktur des Fussballs erscheint sachgerechter», wird betont. Dies ist umso wichtiger, da etwa die englische Premier League nach dem Brexit nicht mehr mittels EU-Recht ein Salary Cap aufgezwungen werden könnte. Der Ball liegt also beim europäischen Fussballverband.
Dessen Präsident ist offen für Veränderungen. Aleksander Ceferin brachte unlängst die Idee einer Luxussteuer ins Spiel. Demnach wäre die Überschreitung eines Salary Caps möglich, aber mit einer Sonderausgabe verbunden. Das Geld der Reichen ginge dann an Klubs, die die Obergrenze nicht überschreiten.
Von den Reichen nehmen, den Armen geben – Robin Hood hätte seine wahre Freude an diesen Gedankenspielen. Der «König der Diebe» ist der kulturelle Botschafter der Stadt Nottingham, der aktuelle Zweitligist Forest der sportliche. Noch so ein Fussballklub, der vielleicht wiederaufstehen könnte. Zuletzt hatte der Meistercup-Sieger von 1979 und 1980 dramatisch die Aufstiegs-Playoffs in die Premier League verpasst. Die Corona-Krise lädt auch zum Träumen ein.