Die Schweizer Fussballnationalmannschaft testet vor dem Ernstfall in Brasilien gegen Kroatien (2:2), Jamaika (1:0) sowie Peru (2:0). Es sind die einzigen Spiele in den ersten fünf Monaten. Für Ottmar Hitzfeld geht es darum, sein WM-Kader zusammenzustellen. Viel Spannendes passiert für die Fans allerdings nicht, bis das Panini-Fieber das Land ergreift.
Nach dem Trainingslager in Weggis geht es für den SFV ab nach Brasilien ins WM-Camp im Nordosten des Landes bei Porto Seguro. Zum dritten Mal in Folge ist die Schweiz an einer Weltmeisterschaft vertreten.
Im ersten Gruppenspiel wartet mit Ecuador der Gegner, welchen alle Experten als grössten Konkurrenten um den zweiten Platz ausmachen. Ottmar Hitzfeld hat schon im Vorfeld der WM bekanntgegeben, dass es sein letztes Turnier in seiner Trainerkarriere sein wird.
Die Partie gegen Ecuador ist dementsprechend hart umkämpft und ausgeglichen. In der Nachspielzeit macht sich Valon Behrami mit seinem Einsatzwillen bei Vorarbeit zum 2:1-Siegtreffer zum neuen Nationalhelden: Im eigenen Strafraum grätscht der Mittelfeldpuncher einem einschussbereiten Ecuadorianer den Ball ab, steht sofort wieder auf und marschiert los.
Auf seinem Weg wird der «Terrier» noch von einem Gegenspieler unsanft von den Beinen geholt, sodass sich Behrami sogar überschlägt. Anstatt einen Freistosspfiff abzuwarten, spielt der unermüdliche Arbeiter weiter und lanciert den Konter.
Ricardo Rodriguez kommt an den Ball und bringt ihn zur Mitte, wo Haris Seferovic in den Sechzehner reinstürmt und die Kugel unter die Latte drischt. Der perfekte Schlussakt zum Auftakt des WM-Abenteuers.
Ziemlich gross sind die Erwartungen und Hoffnungen der jungen Mannschaft im zweiten Spiel gegen Favorit Frankreich. Der Beginn des Spiels ist aber höchst unglücklich. Olivier Giroud trifft Verteidiger Steve von Bergen unabsichtlich, aber äusserst schmerzhaft im Gesicht: die bittere Diagnose – Bruch des linken Orbital-Bodens.
Seinen Mitspielern scheint der Schock in den Knochen zu stecken. Die Schweiz liegt nach der ersten Halbzeit 0:3 zurück. Eine Viertelstunde vor Schluss steht es sogar 0:5, ehe Blerim Dzemaili und Granit Xhaka noch Resultatkorrektur betreiben können.
Mit der 2:5-Packung beginnt wie schon bei der WM 2010 vor dem letzten Gruppenspiel gegen Honduras das grosse Rechnen: Aufgrund des negativen Torverhältnisses hat sich das Team von Hitzfeld in eine schlechte Lage gebracht. So müssen die Eidgenossen mehr Punkte als Ecuador holen, um sicher dabei zu sein. Wenn sowohl die Schweiz als auch Ecuador gewinnen, dann muss die Schweiz mindestens drei Tore schiessen.
Goal yes 1-0 switzerland ⚽️
— Roger Federer (@rogerfederer) 25. Juni 2014
Die komplizierte Angelegenheit erledigt Xherdan Shaqiri mit einem Hattrick (fast) im Alleingang. Der Legionär von Bayern München markiert beim diskussionslosen 3:0 gegen Honduras sämtliche Treffer und macht die Rechnerei zur Makulatur.
Somit hat sich die Schweiz fürs Achtelfinale qualifiziert und das Mindestziel erreicht. Die ehrgeizigen Spieler treffen nun in der nächsten Runde mit Argentinien auf einen WM-Favoriten. Deren Superstar Lionel Messi schiesst in der Gruppenphase vier Tore.
Doch gegen die kompakt stehenden Schweizer gibt es für das argentinische Starensemble (vorerst) kein Durchkommen. Im Gegenteil: Kurz vor dem Halbzeitpfiff verpasst es Josip Drmic, die Schweiz vielleicht vorentscheidend in Führung zu schiessen.
Es sollte noch schlimmer kommen. Nachdem die Teams nach Ende der regulären Spielzeit immer noch keine Treffer erzielt haben, kommt es zur Verlängerung. Als alle schon mit einem Elfmeterschiessen rechnen, verliert Stephan Lichtsteiner den Ball an der Mittellinie, Messi kann sich für einmal im Dribbling durchsetzen und bedient in der 118. Minute (!) Angel di Maria, der überlegt zum 1:0 einschiebt.
Noooooooooooooooo 😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢!!!!!!!!!!!!
— Stanislas Wawrinka (@stanwawrinka) 1. Juli 2014
Doch die Schweiz kann noch in der 121. Minute zu einem Eckball treten. Blerim Dzemaili kommt völlig frei zum Kopfball, aus drei Metern klatscht sein Versuch am Pfosten ab.
Der Traum von Xherdan Shaqiri & Co. ist jäh beendet. Die Schweiz muss nicht nur von Brasilien Abschied nehmen.
Danke Coach. Danke für Liebe,Kraft,Emotionen.... Ohne Sie wären wir nicht hier wo wir jetzt sind. Ich bin Stolz... http://t.co/ET9TdbOl0j
— Xherdan Shaqiri (@XS_11official) 2. Juli 2014
Wie angekündigt ist es das letzte Spiel von Ottmar Hitzfeld als Trainer. Doch der Nati-Coach ist nicht der einzige, der der Nati den Rücken kehrt. Auch Fernsehlegende Beni Thurnherr beendet in Brasilien seine internationale Laufbahn am Mikrofon.
Hitzfelds Nachfolger ist bereits bekannt: Als Kronfavorit, das Erbe des Lörrachers fortzuführen, galt eigentlich Marcel Koller, doch der Zürcher sagte zur Überraschung der Verbandsspitze ab und die Suche begann von neuem. Schliesslich wurde Vladimir Petkovic auserwählt, die Schweiz an die EM 2016 zu führen.
Der ehemalige Sozialarbeiter kann dabei nicht mehr auf Stammkeeper Diego Benaglio zählen, der nach reiflichen Überlegungen wenige Wochen nach dem WM-Out seinen Rücktritt bekanntgibt.
Die EM-Kampagne beginnt Anfang September gleich mit dem Kracher gegen England. Über weite Strecken kann das Team von Neo-Trainer Vladimir Petkovic gut mitgehalten. Die Schweizer machen jedoch zwei Fehler zuviel, in der 58. und 95. Minute kann Danny Welbeck jeweils profitieren und für das Team von Roy Hodgson einnetzen. Schade, denn auch die Schweiz hat einige gute Chancen, die letzte Konsequenz fehlt jedoch.
Einen Monat später muss die Schweiz nach Slowenien reisen. Die Schweiz verliert die Partie trotz grossem Aufwand und Chancenplus mit 0:1. Während 94 Minuten rannten die Schweizer an. Zeitweise Pech und viel Unvermögen führen dazu, dass auf Schweizer Seite bis zum Schlusspfiff die Null stehen bleibt.
Im darauffolgenden Auswärtsspiel gegen San Marino lässt die Schweiz nichts anbrennen: Nach überzeugenden ersten 45 Minuten führen sie bereits 3:0, am Schluss resultiert ein 4:0-Erfolg.
Gegen das punktgleiche Litauen steht die Schweiz Mitte November trotzdem unter Druck. Dank einer hervorragenden zweiten Hälfte gewinnen sie das Spiel in der AFG Arena in St.Gallen glatt 4:0. Die Zuschauer feiern ihre Mannschaft sogar mit einer La-Ola-Welle.
Im insgesamt 750. Länderspiel der SFV-Geschichte trifft die Schweiz zum Abschluss des Nati-Jahres in Breslau auf Polen, wo sie in der attraktiven Partie dem starken Gastgeber dank dem Treffer von Fabian Frei in der Schlussphase ein 2:2 abtrotzt.
Auf dem Rasen stehen dabei mit Spielern wie Roman Bürki, François Moubandje oder Marco Schönbächler einige neue Gesichter, welche vielleicht in der Zukunft schon bald tragende(re) Rollen einnehmen werden. Die Bilanz fällt mit sechs Siegen, vier Niederlagen und zwei Unentschieden rein statistisch eher positiv aus. Mit der Qualifikation für das WM-Achtelfinale hat das Team den Soll erfüllt, auch wenn der erhoffte Exploit leider ausblieb.
Dank dem verwässerten EM-Modus sind die durchzogenen Resultate in den ersten vier Spielen in der Ära Petkovic nicht weiter schlimm und in den noch sechs ausstehenden Partien noch korrigierbar.
Welches war Ihr Highlight der Fussballnati 2014? Schreiben Sie Ihre Meinung ins Kommentarfeld.