Der 19. Titel der Vereinsgeschichte ist für den FC Basel unter Dach und Fach. Obwohl es bereits der siebte Titel in Serie ist und nicht bei jedem Spieler die ganz grossen Emotionen auslöst, gibt es solche, für die der heutige Tag ein ganz besonderer ist: Der Tag, an dem sie zum ersten Mal in ihrer Karriere Meister werden. Ein Traum, der in jedem fussballverrückten Kind schlummert. Im aktuellen FCB-Kader trifft dies auf acht Spieler zu – und auf den Trainer.
Er wollte partout nicht über seine Gefühle reden, solange der Meistertitel nicht unter Dach und Fach ist. Bis gestern: Am Tag, bevor der FCB erstmals aus eigener Kraft den Titel klarmachen kann, sagt Urs Fischer: «Eine gewisse Vorfreude ist schon da, die Situation ist schliesslich neu für mich.»
Seit über 30 Jahren bewegt sich Fischer nun schon im Profibusiness, eine Meisterfeier war ihm zuvor nicht vergönnt. Die Chancen, dies zu verändern, erhöhten sich vor knapp einem Jahr mit dem Angebot aus Basel schlagartig. Entsprechend hat Fischer seit seinem ersten Tag als FCB-Coach wie ein Berserker auf den Meistertitel hingearbeitet und sofort interveniert, wenn er im Staff oder bei einem Spieler den Schlendrian ausmachte.
Präsident Bernhard Heusler: «Urs Fischer ist seit Christian Gross der Trainer, für den der Schweizer-Meister-Titel am meisten bedeutet. Diesem Ziel ordnet er alles unter.»
Hätte er gewollt, wäre es in diesem Jahr bereits der zweite Meistertitel für Michael Lang. Doch er wollte nicht, als der FC Basel im Januar 2015 anklopfte und ihn von GC weglotsen wollte. Lang sah es als seine Pflicht an, die damals gen Tabellenkeller schlingernden Zürcher wieder auf Kurs zu bringen.
Ein halbes Jahr später startete Rot-Blau einen neuen Versuch und hatte Erfolg: Lang avancierte sofort zum Stammspieler und hat grossen Anteil am 19. Meistertitel des FCB. Dass er die letzten Wochen verletzt ausfiel, wird die Freude über den ersten Meistertitel der Karriere kaum trüben.
Natürlich hat es ihm gefallen in Bern. Noch immer hält er sich gern in der Hauptstadt auf und trifft Kollegen aus früheren YB-Zeiten. Doch eine realistische Perspektive auf Titel sah Renato Steffen in Bern nicht, weshalb er in der Winterpause das schwarz-gelbe mit dem rot-blauen Trikot tauschte.
Der Aargauer nach seinem Wechsel: «Basel ist seit Jahren die Nummer 1 in der Schweiz und spielt jedes Jahr europäisch. Ich habe meine Ziele abgesteckt – diese decken sich mit jenen des FCB.» Und der alles entscheidende Satz: «Natürlich möchte jeder Spieler auch Titel gewinnen in seiner Karriere.» Dieses Ziel hat der 24-Jährige heute erreicht.
Im Juni 2015 dachte er während des Landeanflugs auf Basel: «Was will ich hier?» Nach einem zehnminütigen Gespräch mit den FCB-Bossen Heusler und Heitz wusste Birkir Bjarnason: «Hier will ich sehr viel, zum Beispiel das erste Mal in meinem Leben Meister werden.» Dieser Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Auch dank den oft vorzüglichen Leistungen des Isländers.
Immer gut drauf, immer mit einem Lachen im Gesicht – so beschreiben die Teamkollegen Jean-Paul Boetius. Beeindruckend, wie der Holländer seine gute Laune konservieren konnte, obwohl ihm das Schicksal in dieser Saison alles andere als gut gesinnt war.
Oberschenkelzerrung, Muskelriss im Hüftbereich, Syndesmoseband kaputt – Boetius war mehr verletzt als fit. Dabei sollte der Wechsel von Rotterdam zum FCB seine ins Stocken geratene Karriere beflügeln. Das gelang (noch) nicht, zum Trost darf der 22-Jährige an seine erste Meisterfeier.
Wie für Boetius gilt für ihn: Den Beweis, eine Verstärkung zu sein, blieb Daniel Hoegh in seinem ersten FCB-Jahr schuldig. Was einerseits an seinen ungenügenden Auftritten im Europacup liegt, andererseits am grossen Verletzungspech.
Ob der Däne auch in der kommenden Saison in Basel spielt, ist ungewiss. Sicher ist nur, dass er im ersten FCB-Jahr zum ersten Mal Meister geworden ist.
Ihn holte der FCB als Perspektivspieler aus Winterthur. Doch bereits im Herbst überholte er Hoegh in der Hierarchie der Innenverteidiger und würde noch heute dort stehen, hätte er sich Anfang März nicht das Kreuzband gerissen.
Die Rückkehr des Talents wird im Spätherbst erwartet. Die erste Meisterfeier der Karriere dürfte Akanji zusätzliche Motivation in der Rehaphase verleihen.
Den Legendenstatus in Ljubljana, den er sich dort bereits mit 21 Jahren sicherte, tauschte Andraz Sporar im Winter mit der Meisterschafts- und Champions-League-Perspektive in Basel. Sein Pech war, dass eine Sehnenverletzung im Fuss Einsätze für den FCB bislang verhinderte. Mit dem Schub des ersten Meistertitels der Karriere will er in der nächsten Saison durchstarten.
Das Eigengewächs profitierte von der Verletzung von Sporar, rutschte von der U21 ins Profikader und erzielte in Lugano bereits sein erstes Tor. War zuletzt fester Bestandteil der ersten Mannschaft und darf sich an der Meisterfeier mittendrin, nicht nur dabei fühlen.