Manchester City gehörte neben Bayern München und Paris St-Germain zu den grossen Favoriten auf den diesjährigen Champions-League-Titel. Doch im Viertelfinal scheiterten die «Citizens» völlig überraschend mit 1:3 an Olympique Lyon. Nach dem Spiel waren sich viele Experten einig: City-Trainer Pep Guardiola hatte sich vercoacht. Völlig überraschend waren die favorisierten Engländer gegen OL in einer ungewohnten 3-5-2-Formation aufgelaufen.
Zu Guardiolas Kritikern gehörte auch Vlada Sedan, eine ukrainische Journalistin und nebenbei auch die Partnerin von City-Verteidiger Oleksandr Zinchenko. In ihrem Video-Blog über das Final-8-Turnier in Lissabon konnte sie ihre Enttäuschung über das City-Aus nicht verbergen und kritisierte Guardiola scharf. Später befragte Sedan auch ihren Partner über die Niederlage gegen Lyon und Zinchenko sparte ebenfalls nicht mit Kritik an seinem Trainer.
«Wir haben viele erfahrene Fussballer und sie wissen, dass mit einer solchen Taktik immer ein Spieler in der Offensive fehlt», erklärte der 23-jährige Ukrainer im YouTube-Video. «Lyon hat in der ersten Halbzeit sehr organisiert das Spiel aufgebaut und wir haben drei Innenverteidiger, die alle Angriffe eingeleitet haben. Die beiden zentralen Mittelfeldspieler haben hinten immer wieder die Bälle abgeholt, weil es keine Räume zum Passen gab. Wir hatten also fünf Spieler aus dem Spiel.»
Zinchenko erklärte ausserdem, dass Guardiola nach der Niederlage nicht einmal mehr in die Kabine gekommen sei. «Was soll man sagen, wenn ohnehin alles klar ist?», fragte der linke Aussenverteidiger rhetorisch.
Was der Ukrainer da noch nicht ahnte: Seine Kritik sollte in England grosse Wellen schlagen. So grosse, dass sich Zinchenko gedrängt fühlte, sich via Instagram zu rechtfertigen – und zwar zu einem ziemlich unpassenden Moment. «Ich schreibe dies gerade von meiner Hochzeit. Anstatt diesen unglaublichen Moment zu geniessen, muss ich es tun, weil ich nicht alles so stehen lassen kann», erklärte Zinchenko.
Zinchenko betonte, dass er mit seinen Worten Guardiola nicht kritisieren wollte: «Erstens habe ich nichts Schlechtes über unsere Taktik gesagt, also verdreht bitte nicht meine Worte. Ich habe erklärt, dass wir als Spieler die Auswirkungen der Taktik verstehen und dass wir uns aufgrund unserer grossen Erfahrung an eine Taktik anpassen können, die uns gegeben wird. Das heisst nicht, dass es ein Fehler von unserem Trainer war, es so zu versuchen. Wenn ihr meine Interviews gelesen und gehört habt, wie ich über den Trainer gesprochen habe, dann könnt ihr mir glauben. Er ist die Nummer 1.»
Auch über seine Frau äusserte sich Zinchenko: «Obwohl sie Journalistin ist, ist sie auch ein Fan. Während der ganzen Saison war sie an allen Auswärts- und Heimspielen. Im Video könnt ihr ihre Emotionen direkt nach dem Spiel sehen. Sie gab dabei eine Meinung ab, wie es alle Fans tun. Weil sie wollte, dass wir es besser machen. Wir verstehen, dass sie das Video nicht hätte posten sollen. Aber sie hat sich nicht als Journalistin geäussert, sondern nur als enttäuschter Fan. Ich hoffe, ihr versteht das.»
Ob es Guardiola versteht? Noch ist unklar, ob der Trainer bei den «Citizens» weitermacht. Zinchenko dagegen hat bei ManCity noch einen Vertrag bis 2024. In der abgelaufenen Saison kam er auf 25 Einsätze, wobei Guardiola am Final-8-Turnier der Champions League gänzlich auf ihn verzichtete. (pre)