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Nahost-Konflikt: Ligen verbieten beide Flaggen – was macht die Schweiz?

Al Ittihad's Karim Benzema greets fans during his team match against Al Raed in the Saudi Professional League, in Buraidah, Saudi Arabia, Monday, Aug. 14, 2023. (AP Photo)
Karim Benzema entfachte mit seinem Post zum Nahost-Konflikt eine hitzige Debatte.Bild: keystone

Nahost-Konflikt: Ligen verbieten beide Flaggen – was macht die Schweiz?

Salah, Benzema und Mazraoui: Sie alle haben sich zum Krieg im Nahen Osten geäussert und damit zum Teil Empörung ausgelöst. Fussball-Ligen reagieren mit Verboten. Und was macht die Super League?
20.10.2023, 07:5520.10.2023, 14:19
Gabriel vilares / ch media
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Seit knapp zwei Wochen sorgt der Krieg im Nahen Osten für schreckliche Bilder, hält die Welt in Atem. Ein Krieg, der auch die Sportwelt erreicht hat – vor allem den Fussball. So sorgen einige Profis in dieser Woche mit ihren Äusserungen für Empörung, bewegen sich auf einem schmalen Grat. Was ist noch Meinungsfreiheit und wo wird schon zur Hetze aufgerufen? Sie stellen ihre Vereine in dieser diffizilen Situation damit vor grosse Herausforderungen, zwingen sie zur Aufarbeitung. In gewissen Fällen sehen sich die Arbeitgeber gar zu einer Vertragsauflösung gezwungen.

Mit sofortiger Wirkung wurde etwa Anwar El Ghazi vom Bundesligisten Mainz 05 freigestellt. Der niederländische Stürmer hatte bei Instagram unter anderem den Spruch «Vom Fluss bis zum Meer, Palästina wird frei sein» geteilt. Ein Leitspruch, der von der Terrororganisation Hamas verwendet wird. Palästina soll sich vom Jordan bis zum Mittelmeer erstrecken. Heisst: Für Israel hat es keinen Platz, das Existenzrecht quasi abgesprochen. Die Mainzer distanzierten sich deutlich von diesen Inhalten, «da diese nicht mit den Werten unseres Klubs einhergehen».

epa10892076 Mainz?s Anwar El Ghazi reacts during the German Bundesliga soccer match between 1. FSV Mainz 05 and Bayer 04 Leverkusen in Mainz, Germany, 30 September 2023. EPA/CHRISTOPHER NEUNDORF CONDI ...
El Ghazi wurde von Mainz nach einem Social-Media-Post suspendiert.Bild: keystone

Gleiches Schicksal widerfuhr Youcef Atal vom französischen Klub Nizza. Der algerische Nationalspieler wurde nach einem propalästinensischen Social-Media-Post suspendiert. Der 27-Jährige hatte ein Video eines palästinischen Predigers geteilt, in welchem israelfeindliche Parolen verbreitet wurden. Die Staatsanwaltschaft leitete gar eine Voruntersuchung wegen «Verherrlichung des Terrorismus» sowie «Aufstachelung zu Hass oder Gewalt aufgrund einer bestimmten Religion» ein.

Salah fordert humanitäre Hilfe für Gaza

Auch beim deutschen Rekordmeister FC Bayern München musste man sich in den vergangenen Tagen intensiv mit dieser Thematik beschäftigen. Aussenverteidiger Noussair Mazraoui teilte in den sozialen Netzwerken ein Video, in dem den Palästinensern im Konflikt mit Israel ein Sieg gewünscht wird. In einer späteren Erklärung distanzierte sich der marokkanische Nationalspieler zwar von «jeglichen Terrororganisationen», doch liess er die Chance einer Verurteilung der Terrorattacke der Hamas verstreichen.

Der Schaden war damit angerichtet. Gewisse deutsche Politiker forderten gar die Ausweisung des Spielers. Gemäss Medienberichten soll sich der Klub bereits ausführlich mit Mazraoui unterhalten haben. Ob Konsequenzen folgen, ist noch unklar.

Ebenfalls zu Wort meldete sich Liverpool-Star Mohamed Salah in einer Video-Botschaft. Der 31-jährige Ägypter und ehemalige FCB-Spieler rief zur humanitären Hilfe im Gazastreifen auf. «Jedes Leben ist heilig und muss geschützt werden. Die Massaker müssen aufhören», sagte er seinen knapp 63 Millionen Instagram-Followern. In der 51-sekündigen, emotionalen Nahaufnahme verzichtet der erfolgreichste Fussballer der arabischen Welt, sich zu den Angriffen der Hamas auf Israel zu äussern.

Zu einem Schlagabtausch in der Öffentlichkeit führte ein Tweet von Karim Benzema. «Wir beten für die Menschen in Gaza, die wieder einmal Opfer dieser ungerechten Bombardierungen geworden sind, die weder Frauen noch Kinder verschonen», schrieb der 35-jährige, französische Weltfussballer auf X. In den Gebeten nicht eingeschlossen waren die Opfer in Israel. Als Reaktion darauf meldete sich der französische Innenminister Gérald Darmanin.

Dieser warf Benzema in einem Interview mit «CNews» eine «notorische Verbindung zu den Muslimbrüdern» vor. Eine Organisation, die vielerorts als terroristisch eingestuft wird. Über seinen Anwalt bestritt der Fussballer die Vorwürfe. Man wolle nun eine Klage wegen Verleumdung prüfen.

Fussball-Ligen reagieren

Um eine Ausweitung des Nahostkonflikts in die Fussballstadien zu verhindern, haben erste europäische Ligen bereits reagiert. So verbietet beispielsweise die Premier League israelische und palästinensische Flaggen ab dem kommenden Wochenende in den Arenen der höchsten englischen Spielklasse. Die Deutsche Fussball Liga (DFL) hat alle 36 Profi-Klubs mit einem Schreiben für mögliche antisemitische Aktionen und das Vorgehen dagegen sensibilisiert. Zudem wird eine Schweigeminute empfohlen, um «aller unschuldigen Opfer im Nahen Osten zu gedenken».

Und wie reagiert die Schweizer Fussballliga? «Wir werden vonseiten der Swiss Football League den Klubs vorschlagen, am kommenden Wochenende eine Gedenkminute abzuhalten», teilt die SFL auf Anfrage gegenüber CH Media mit. Zudem wolle man die Sicherheitsverantwortlichen in den Klubs auf Symbole von nicht tolerierten Terrorgruppierungen hinweisen.

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24 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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HerbertBert
20.10.2023 11:04registriert Juni 2018
Salah: «Jedes Leben ist heilig und muss geschützt werden. Die Massaker müssen aufhören»

Ihr: «In der 51-sekündigen emotionalen Nahaufnahme verzichtet der erfolgreichste Fussballer der arabischen Welt, sich zu den Angriffen der Hamas auf Israel zu äussern.»

Genau so geht Hetze. Mit "jedes Leben" meint er im Gegensatz zu vielen hier wirklich alle, auch Israelis, auch Palästinenser. Oder ist das so schwer nachvollziehbar?
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H. L.
20.10.2023 11:13registriert März 2018
Wenn beide Flaggen verboten werden, ist das in Ordnung. Eine einseitige Handhabung wie in Deutschland, wo jeder, der sich mit der Bevölkerung von Gaza solidarisiert, gecancelt wird, ist einer Demokratie unwürdig.
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