Er bietet für alle Yogalehrer und Meditationsanhänger den perfekten Anschauungsunterricht: Denn Roman Bürki (24) ist die Ruhe selbst. Der Torhüter des SC Freiburg strahlt schon die gesamte Saison eine Gelassenheit aus, die bewundernswert ist.
Und so steht Bürki auch nach dem sensationellen 2:1-Sieg seines Sport-Clubs gegen die grossen Bayern seelenruhig in den Katakomben des Schwarzwald-Stadions. Das weisse, hautenge Funktionsshirt unterstreicht seinen muskulösen Oberkörper – seine Wortwahl ist dagegen alles andere als «aufgebläht».
Bürki analysiert völlig unaufgeregt: «Wir sind hinten gut gestanden, haben dazu vorne endlich unsere Chancen genutzt. Und wenn man die anderen Ergebnisse anschaut, war ein Sieg für uns ja sogar Pflicht.» Nur kurz blitzt beim Schweizer Nationalgoalie ein Anflug von Euphorie durch: «Ich bin enorm stolz – die ganze Stadt ist hinter uns gestanden!»
Stolz könnte Roman Bürki aber vor allem auf sich selbst sein: War der Keeper doch wieder einmal der Garant dafür, dass die Freiburger nicht aussichtslos in Rückstand gelegen sind. Gleich zwei Mal rettete der Münsinger sensationell: Gegen Götze per Fuss (51.) und gegen Thiago per spektakulärer Flugparade mit der Hand (85.).
Dafür gab’s grosse Bewunderung vom anderen Matchwinner: Siegtorschütze Nils Petersen (26) exklusiv zu watson: «Vor Roman kannst du nur den Hut ziehen. Was er für eine Qualität gerade in bestimmten Situationen hat.» Freiburgs Top-Stürmer erklärt: «Das brauchst du einfach als Spieler: Zu wissen, dass da hinten einer steht, der dich rettet.»
Ein Geheimnis: Seine absolute Professionalität. Am Tag nach dem historischen Sieg trifft watson den Goalie schon früh morgens. Um kurz nach halb neun braust er in seinem weissen Mercedes-Jeep ins Schwarzwald-Stadion.
Bürki: «Ich habe um 8.45 Uhr einen Termin bei den Physios.» Genau diese Einstellung beeindruckt auch Andreas Kronenberg. Der Schweizer Torwarttrainer beim SCF: «Er möchte immer besser werden, noch mehr Konstanz bekommen. Und das ist das Ergebnis seiner seriösen Arbeit!»
Ausflippen nach dem Bayern-Wunder? Kommt für Roman Bürki deshalb überhaupt nicht in die Tüte. Stattdessen hat er das «Freiburg-Gen» schon längst eingepflanzt: Ruhe bewahren! Der Keeper mahnt: «Wir dürfen uns von dem Sieg jetzt nicht blenden lassen – müssen die ganze Woche konzentriert weiterarbeiten.»
Dann blickt Freiburgs Nummer eins dem Endspiel bei Hannover entgegen. Völlig unaufgeregt. «Die Situation ist machbar für uns», sagt er lediglich. «Den Punkt, den wir noch zum Klassenerhalt benötigen, können wir in Hannover holen.»
Die beiden Paraden von Bürki gg KB Götze und Schuss Thiago (?) hätten Twitter lahmgelegt, wenn Neuer sie vollbracht hätte.
— Marcus Bark (@artus69) 16. Mai 2015
Und wie? «Wir werden bestimmt nicht von Anfang an den Bus hinten rein stellen», glaubt Bürki. Braucht Christian Streich (49) auch nicht. Vorne hat er nämlich – neben Nils Petersen (8 Tore) – endlich wieder einen weiteren Top-Torjäger: Admir Mehmedi (23) kommt nach einer Katastrophensaison mit vielen Verletzungen und noch mehr Formkrisen gerade noch rechtzeitig wieder in Schwung, traf auch gegen die Bayern mit einer klasse Einzelleistung.
Und hinten braucht Streich sowieso keinen Bus: Denn da steht ja ein riesiger Ruhepol im Tor: Roman Bürki.