Auf die Frage nach seiner ersten Erinnerung an den FC Basel überhaupt muss Martin Andermatt schmunzeln. «Es gab den Odermatt und ich war der andere Matt. Odermatt, Andermatt. Das ist sicher hängen geblieben. Dann das Joggeli. Die Farben Rot und Blau. FCB. Bayern. Barcelona. Basel und natürlich Helmut Benthaus», sagt der 60-jährige Zuger dann.
Heute trägt Andermatt während dem Gespräch selber das rotblaue Polo-Shirt seines neuen Arbeitgebers. Schon als Spieler machte er zwischen 1983 und 1985 unter Ernst-August Künnecke – «er war seiner Zeit voraus und hat schon damals Zonenverteidigung spielen lassen» – 56 Spiele und elf Tore für den FCB. Seine Mitspieler hiessen damals unter anderem Erni Maissen und Ruedi Zbinden. Jetzt ist Andermatt auch als Co-Trainer von Alex Frei wieder in Basel aktiv.
Dass sein neuer Chef ein guter ist, bemerkt Andermatt spätestens, als der in der vergangenen Saison mit dem FC Schaffhausen auf Winterthur trifft. Obwohl Freis Team in Schaffhausen nie gewinnen konnte, war die Umkleide im Anschluss immer blitzeblank. «Das sagt einiges über den Charakter des Trainers. Ich weiss, wie lange es dauert, bis dir solche Dinge auffallen. Aber das zeigt die Wertschätzung, die er Mitspielern und Gegnern entgegenbringt», sagt Andermatt.
Frei erklärt: «Ich wollte von Anfang an jemanden im Trainerteam, der Erfahrung mitbringt und wenn möglich über verschiedene Länder- und Trainerstationen verfügt. Ich wollte unbedingt jemanden, der mich herausfordern, mich aber auch positiv korrigieren und mir Tipps geben kann.»
Nach wenigen Gesprächen mit Andermatt war klar, dass er diese Person ist. «Alex fragte mich, ob ich mir das vorstellen kann und ich habe eine grosse Vorstellungsgabe. Uns verbindet die Leidenschaft Fussball», sagt Andermatt mit einem Lächeln.
Zusammen mit Davide Callà, den Andermatt als jungen Spieler bei Wil in die erste Mannschaft holte, bilden Andermatt und Frei ein Trainerteam, in dem jeder seine Rolle gefunden hat.
Frei ist der Chef, gibt Trainingsinhalte und Aufstellung vor. Callà kümmert sich um Standards, Spielleitung im Training und einzelne Spieler. Und Andermatt mimt die Rolle des Beobachters, der seine Impressionen dann ans Trainerteam weitergibt. «Mit meiner Erfahrung schaue ich das Ganze aus einer anderen Sicht an», sagt Andermatt, der zum ersten Mal offiziell Co-Trainer ist.
Andermatt ist ein guter Kommunikator. Mit seiner ruhigen, langsamen Stimme drosselt er das Tempo des Gesprächs und weiss genau, über was er nicht mehr reden will: zum Beispiel die Arbeit von Vorgängern. «Wir wollen Lösungen suchen und uns nicht über Zustände beklagen», sagt er.
Doch Andermatt weiss auch ganz genau, was er im Gespräch unterbringen will. Dazu gehört auch eine Anekdote aus seiner Zeit in Ulm in der Bundesliga. Eine Zeit, die ihm nach eigener Aussage viele Türen geöffnet hat. «Die ersten drei Interviewfragen sind mit im Gedächtnis geblieben», sagt Andermatt und führt aus: «Herr Andermatt, Sie sprechen so langsam. ‹Das stimmt, dafür habe ich mehr Zeit zum Denken.› Die Schweiz ist doch bekannt für Schokolade und Käse. Was bieten Sie als Fussballtrainer? ‹Ich bin stolz auf Schokolade und Käse, denn das ist Qualität. Gegenfrage: Aber was sagt Ihnen die Zahl 768?› (Ruhe) ‹Das sind die Treppen aufs höchste Münster der Welt, die ich gestern abgelaufen habe.› «Dann war Ruhe», sagt Andermatt und lacht.
Neben den vielen Trainer-Stationen in Vereinen hat Andermatt auch als Nationaltrainer (Liechtenstein) und Aufsichtsrat (Hannover) gearbeitet. Mit diesen Erfahrungen im Gepäck sagt er: «Wenn wir die Spieler besser machen, machen wir auch den Verein besser.» Sein Ziel mit dem FCB ist klar: maximaler Erfolg. «Es ist genug Zeit vergangen, in der der FCB den Gegnern gratulieren musste.»
Um maximalen Erfolg zu erreichen, braucht es gemäss Andermatt in erster Linie Qualität in der täglichen Trainingsarbeit und gute Menschenführung. «Denn wie alle Menschen können sich auch Fussballer besser entwickeln, wenn sie sich verstanden fühlen.» Neben seiner Primarlehrerausbildung hilft Andermatt bei seiner Aufgabe als Co-Trainer der Mannschaft nach eigener Aussage auch die intakte Familie. Seit 37 Jahren ist Andermatt mit seiner Sonja verheiratet. Drei Kinder und fünf Enkel gehören mittlerweile ebenfalls dazu.
Aktuell pendelt Andermatt zu seinem Arbeitsort. «Eine Stunde im Auto ist nicht lange, wenn man zuvor im Ausland gearbeitet hat», sagt er. Den Tagesablauf beschreibt Andermatt folgendermassen: «Am Morgen gibt Alex den Plan vor. Nach dem Frühstück planen wir das Training. Training. Mittagessen. Nochmals Training. Im Anschluss besprechen wir den Tag. Und dann geht es wieder von vorne los.» Obwohl Andermatt erst ein paar Wochen in Basel ist, hat er bereits eine «positive Entwicklung» festgestellt. Und wenn einer mit dem Vergleichswert von 21 Trainer-, Spieler- und Aufsichtsratsstationen das sagt, wird es wohl stimmen. (aargauerzeitung.ch)