Bei ihr ist der Name Programm. «Tough» lautet der dritte Vorname von Lucy Bronze, und die Rechtsverteidigerin ist nicht nur «zäh», sondern gehört zu den besten der Welt auf ihrer Position. Dreimal hat sie mit Lyon die Champions League gewonnen. 2020 wurde sie von der FIFA zur besten Spielerin des Jahres gewählt.
Nach zwei Jahren bei Manchester City hätte sie diesen Sommer nach Frankreich zurückkehren können, sie entschied sich aber für den Wechsel nach Barcelona. Zuvor will Bronze aber an der Heim-EM für Furore sorgen. Ihr Drang nach vorne ist berüchtigt, und sie soll die Offensivspielerinnen mit Flanken versorgen. Rekordtorschützin Ellen White (50 Treffer), zum Beispiel.
Die grösste Hoffnung der «Three Lionesses», die von der Niederländerin Sarina Wiegman betreut werden, welche 2017 mit ihrem Heimatland den Titel gewann, liegt aber auf der 21-jährigen Lauren Hemp, die mit ihrer Dribbelstärke brillieren soll. Mit Bronze (das ohnehin nicht mehr verliehen wird) wäre Lucy jedenfalls nicht zufrieden. Sie träumt von Gold im Wembley.
Erst mit 15 Jahren setzte Stina Blackstenius auf die Karte Fussball – bis dahin war sie auch eine sehr gute Handballerin. Schnell erwies sich der Entscheid als richtig. Mit 19 beeindruckte sie einmal im Final der U19-EM den heutigen spanischen Nationaltrainer Jorge Vilda derart, dass dieser sie danach mit Cristiano Ronaldo verglich.
Blackstenius ist eine klassische moderne Mittelstürmerin: schnell, robust und effizient. In 76 Länderspielen hat sie 25 Tore erzielt, ausserdem harmoniert sie bestens mit Fridolina Rolfö, der zweiten herausragenden Offensivkraft im schwedischen Team. Zusammen wollen die beiden die «Blågult» zum zweiten EM-Titel, dem ersten seit der Turnier-Premiere im Jahr 1984, schiessen.
Würden die Stadionspeaker dieser Welt bei jedem Torerfolg ihren ganzen Namen nennen, liefen sie wohl irgendeinmal Gefahr, ihn noch nicht ganz ausgesprochen zu haben, ehe er bereits das nächste Mal ins Mikrofon gerufen werden müsste. Anna Margaretha Marina Astrid nennt sich Vivianne, Vivianne Miedema.
Und die Niederländerin hat sich in den letzten Jahren einen Namen gemacht als eine der torgefährlichsten Stürmerinnen überhaupt. Seit fünf Jahren spielt sie bei Arsenal in der englischen Super League. Und die Teamkollegin der Schweizer Internationalen Lia Wälti und Noelle Maritz ist in England Rekordtorschützin der Liga mit 74 Treffern, aber auch im Nationalteam verblüffte Miedema schon früh mit ihrer Kaltblütigkeit vor dem Tor.
In ihrem zweiten Einsatz für das A-Nationalteam gelang ihr als 17-Jährige ein Hattrick, mittlerweile ist sie mit 92 Toren aus 108 Spielen Rekordtorschützin der Elftal. Bei der Heim-EM 2017 steuerte sie im Final gegen Dänemark auf dem Weg zum Titel zwei Tore bei. Soll es den «Oranje leeuwinnen» als erstes Team seit Deutschland zwischen 1995 und 2013 gelingen, den EM-Pokal zu verteidigen, wird Miedema ihr Visier gut eingestellt haben müssen.
Seit 2020 spielt die 24-jährige Deutsche bei Bayern München, und dort hat die Torjägerin gleich voll eingeschlagen. In der abgelaufenen Saison wurde Schüller mit 16 Toren in 22 Spielen Torschützenkönigin der Bundesliga, zum Meistertitel reichte es im Duell mit Wolfsburg allerdings knapp nicht.
Auch im DFB-Team hat die Stürmerin bereits ihre Spuren hinterlassen: 25 Tore in 38 Spielen gelangen ihr bereits. Schüller gilt als klassische Strafraum-Stürmerin mit gutem Torriecher und viel Spielverständnis. Sie ist beidfüssig und kopfballstark, bei der Ballkontrolle hat sie allerdings noch Luft nach oben.
Trotz unbestrittenem Talent hat Schüller ihren Platz im 4-3-3-System von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nicht auf sicher. Ausgerechnet gegen Kapitänin Alexandra Popp muss sich der Shooting-Star behaupten. Diese kommt allerdings von einer längeren Verletzungspause zurück und hatte zuletzt auch noch mit Corona zu kämpfen. Gut möglich also, dass Schüller ihre Chance bekommen wird.
Tore waren in Frankreichs Nationalteam über Jahre mit einem Namen verknüpft: Eugénie Le Sommer. Mit 86 Treffern ist die 33-Jährige Rekordtorschützin ihres Landes. In England wird sie nicht dabei sein. Nationaltrainerin Corinne Diacre setzt in der Offensive auf jüngeres Personal. Wie Marie-Antoinette Katoto. Die 23-Jährige mit dem königlichen Namen ist mit 132 Toren bereits die treffsicherste Spielerin in der Geschichte von Paris Saint-Germain, was entsprechend Begehrlichkeiten weckt.
Ähnlich wie Kylian Mbappé im Männerteam hatte sie lange mit einem Wechsel geliebäugelt, ehe sie ihren Vertrag vor kurzem bis 2025 verlängerte. Im Nationalteam ist ihre Trefferquote ebenfalls beachtlich mit 24 Toren in 29 Spielen. Kann Katoto diese in England aufrechterhalten, hat die Équipe Tricolore durchaus die Chance, nach dreimaligem Ausscheiden in EM-Viertelfinals de suite weiterzukommen.
Die Norwegerin ist zurück im Kreis des Nationalteams. Nach der EM 2017 in den Niederlanden war sie entnervt zurückgetreten, weil sie sich mit dem nationalen Verband nicht über die Prämien hatte einigen können. Auf Klubebene verlief ihre Karriere danach vorerst steil nach oben. 2018 wurde sie als erste Frau überhaupt mit dem Ballon d’Or als beste Fussballerin der Welt ausgezeichnet. Ein Kreuzbandriss und ein Schienbeinbruch bremsten die am Sonntag 27 Jahre alt werdende Hegerberg aber jäh, und sie war gezwungen, 20 Monate zu pausieren.
Nun ist die Stürmerin aber wieder da. Keine Spielerin hat in der Champions League öfter getroffen als Ada Hegerberg (59 Treffer). Kann sie ihre Torgefahr auch in England unter Beweis stellen, könnte Aussenseiter Norwegen, der bei der letzten EM ohne Punkt und ohne Tor nach der Gruppenphase ausschied, zum Überraschungsteam avancieren.
2020 wechselte die dänische Stürmerin für 294'000 Euro vom VfL Wolfsburg zu Chelsea. Damit ist Pernielle Harder noch immer die teuerste Fussballerin der Welt. Doch die 29-Jährige ist viel mehr als ihre Ablösesumme. Neben der zweifachen Auszeichnung zu Europas Fussballerin des Jahres (2018, 2020) hat Harder auch gleich drei Nominierungen für den begehrten Ballon d'Or vorzuweisen.
Auf Klubebene gewann sie seit 2016 in jedem Jahr den Meistertitel – in drei verschiedenen Ländern und Ligen. Mit 68 Treffern in 134 Spielen ist Harder zudem Dänemarks Rekordtorschützin und Schlüsselspielerin. Nicht nur ihr Torriecher zeichnet die dänische Kapitänin aus, sondern auch ihre Übersicht und Spielintelligenz. Auf dem Platz ist sie die unbestrittene Leaderin, der alle folgen.
Kurz vor dem EM-Start erreichte das spanische Team eine Hiobsbotschaft: Mit Alexia Putellas fällt das Prunkstück das spanischen Spiels kurzfristig aus. Die aktuelle Weltfussballerin erlitt im Training einen Kreuzbandriss, weshalb nun andere in die Bresche springen müssen.
Eine der grössten spanischen Hoffnungen ist Ona Batlle von Manchester United. Die 23-jährige Aussenverteidigerin wird zum ersten Mal bei einem grossen Turnier auf der internationalen Bühne auftreten. Batlle ist ein absolutes Energiebündel, das sowohl in der Verteidigung als auch in der Offensive überzeugt und auch viel Torgefahr generieren kann. (pre/sda)
Ich sehe jedenfalls bei Männerfussball-Artikel jeweils nicht diese ganze Lamentiererei. Diejenigen, die kein Bock drauf haben, lassens sein.
Oder verliert der Tag irgendwie an Würze, wenn nicht mindestens 1x ein ordentliches Frauenfussballbashing vorgenommen wurde?
Ich persönlich bin froh um die Berichterstattung und hoffe auf ein gutes Fussballfest.