Als Uli Forte im Sommer 2013 als neuer YB-Coach vorgestellt wurde, hatte er soeben die erfolgreichste Phase seiner Trainer-Karriere hinter sich. Mit seiner erfrischenden Art coachte er die Grasshoppers auf den zweiten Platz der Super League und bot dem FC Basel bis fast zum Ende der Meisterschaft Paroli. Noch besser erging es GC im Cup: Nach einem packenden Elfmeterkrimi gegen ebendieses Basel im Finale, durfte Forte mit seinen Jungs den Pokal in die Höhe stemmen.
Dieser Titel war für die Hoppers gleichermassen willkommen wie unerwartet. Niemand hätte beim Rekordmeister von Uli Forte erwartet, dass er gleich in der ersten Saison den übermächtigen FC Basel herausfordern kann. Bei GC wäre man nach einer höchst turbulenten Phase bereits zufrieden gewesen, wenn er die Mannschaft solide im Mittelfeld gehalten hätte.
Doch in genau dieser Situation schien der damals noch nicht einmal 40-jährige Uli Forte richtig aufzublühen. Als Underdog den Grossen eins auszuwischen, das schien für den Secondo mit abgebrochenem Wirtschaftsstudium an der Uni Zürich genau das Richtige zu sein. Dazu passt auch seine kämpferische Rhetorik, die er bis heute behalten hat.
Uli Forte bemüht selten unverständliche Floskeln, er spricht die Sprache der Fussballfans. Er wirkt greifbar wie wohl kaum ein zweiter Coach in der Super League, weswegen er auch sehr polarisiert. «De Schiri isch tschuld», «es pfiifed wider emal all für Basel»: Diplomat hätte Uli Forte mit Aussagen wie diesen wahrscheinlich nie werden können. Bei Meistertrainern wie Paulo Sousa oder Pep Guardiola wäre diese Vorstellung hingegen durchaus vorstellbar.
Dies könnte die Vermutung nähren, dass Uli Forte mit seiner pragmatischen, zuweilen aber auch aufbrausenden Art gar nicht das Format eines Meistertrainers hat. Er wirkt viel mehr als der einfache Nachbar von neben an, mit dem man abends um den Grill stehen und ein Bier trinken kann.
Dass man aber auch Meistertrainer werden kann, ohne dabei wie ein weiser Philosoph aufzutreten, konnte einer in den letzten Jahren deutlich unter Beweis stellen: Jürgen Klopp.
Als Klopp (wie Forte als Spieler kein Hochkaräter) im Sommer 2008 Borussia Dortmund übernahm, hatte er – auf Deutschland übertragen – ein ähnliches Palmarès vorzuweisen wie Uli Forte beim Antritt als GC-Coach. Auch er hatte bei seinem vorherigen Arbeitgeber Mainz 05 solide Arbeit geleistet und die Erwartungen bei Fans und Klubverantwortlichen übertroffen. Borussia Dortmund wurde auf den aufstrebenden Trainer aufmerksam und verpflichtete ihn als Nachfolger von Thomas Doll.
Auch wenn Borussia Dortmund damals schon lange keinen Meistertitel mehr eingefahren hatte, langfristig wird bei einem Verein wie dem BVB immer der erste Platz das Ziel bleiben. Genauso wie bei den Young Boys.
Doch die Klubverantwortlichen bei Dortmund machten im Gegensatz zu jenen bei YB einen entscheidenden Unterschied: Sie stellten an Jürgen Klopp niemals die Anforderung, den FC Bayern vom Sockel stossen zu müssen. Als Jürgen Klopp nach nur drei Saisons Borussia Dortmund zur deutschen Meisterschaft gecoacht hatte, waren alle komplett überrascht. Der Mann, welcher meist im Trainingsanzug an der Seitenlinie stand und sich aufführte wie ein angefressener Fan auf der Dortmunder Südtribüne, hatte das Unmögliche geschafft.
Uli Forte hingegen wurde geholt, um Meister zu werden. Die YB-Bosse machten keinen Hehl daraus: Nur Platz 1 ist genug. Damit war Uli Forte eigentlich von Anfang an mit einer Aufgabe betraut, die praktisch nicht zu lösen war.
Anstatt als Aussenseiter die Liga von unten her aufzumischen, war Forte jetzt der Grosse, der von den Kleinen eins ausgewischt bekam. Die Erwartungen waren von Anfang an zu hoch, der Trainer konnte sein Potenzial als Möchtegern-Goliath nie entfalten.
Doch statt Forte die für ihn viel besser zugeschnittene Rolle des überraschend starken Davids zu geben, sprach man in der YB-Chefetage diesen Sommer noch mehr vom Meistertitel als in den Jahren zuvor. Wenn sich YB nicht vor jeder Saison selber als Titelanwärter, sondern als Aussenseiter bezeichnet hätte, dann hätte Uli Forte den FC Basel vielleicht durchaus ärgern können – überraschend; genau so wie damals im Cupfinal mit GC, oder wie Klopp mit Dortmund im Sommer 2011.
Bern ist einfach überall die Nummer zwei und es gefällt denen in dieser Rolle.
Wie in der Politik: Bern hat alles, was es braucht, um erfolgreich zu sein. Aber es gefällt ihnen besser, zu jammern und sich Millionen aus dem NFA auszahlen zu lassen.
So ist auch YB: Sie haben alles: Geld, Top Infrastruktur, viele Fans. Aber es gefällt ihnen einfach zu gut in der Rolle der jammernden Nummer zwei.