Für alle neutralen Beobachter und die Fans, die mit ihren Mannschaften nicht involviert sind, kann es nichts Spannenderes geben als eine Finalissima: Der Sieger ist Meister, der Verlierer Vizemeister. Es ist eine Art Cupfinal, mit dem Unterschied, dass immer einer der beiden Mannschaften ein Unentschieden für den Titelgewinn reicht.
In den ersten 16 Saisons der 2003 eingeführten Super League erlebte die Fussball-Schweiz drei Finalissime. Aber diese liegen mittlerweile schon zehn und mehr Jahre zurück.
Die berühmteste Entscheidung in einem finalen Duell wurde am 13. Mai 2006 im St.-Jakob-Park ausgetragen. Iulian Filipescu erzielte in der 93. Minute für den FC Zürich das 2:1. Zürich und Basel beendeten die Saison punktgleich, aber Lucien Favres Team wurde dank der besseren Tordifferenz Meister.
In den anderen zwei Finalissime waren die Basler die Sieger, die Young Boys die bedauernswerten «Veryoungboyser». Der FC Basel siegte 2008 und 2010 jeweils 2:0, das erste Mal im St.-Jakob-Park, das zweite Mal im Stade de Suisse, dem heutigen Wankdorf. Beide Duelle verliefen ziemlich einseitig, sodass innerhalb der Spiele die Spannung fehlte.
Bei anderen Entscheidungen in der Super League könnte man auch von einer unechten Finalissima reden: Dann nämlich, wenn es in der 36. Runde um die Wurst geht, jedoch in einem Fernduell. Für diese Konstellation gibt es drei Beispiele. Der FC Zürich 2007 sowie Basel 2011 und 2013 stellten ihre Titel auf diese Weise sicher. Die letzten verbliebenen Konkurrenten waren der Reihe nach Basel, Zürich und die Grasshoppers.
Seit jener Saison 2012/13 waren die Meisterschaften stets vor der 36. Runde entschieden – in der Tendenz immer früher. Seit 2016 war jedes Titelrennen spätestens nach 32 Runden gelaufen. Letzte Saison fixierten die Young Boys den Rekord. Sie durften nach der 29. Runde feiern, sieben Runden vor Schluss.
Der FC St.Gallen dürfte seinen Teil beitragen, dass es im Schlussspurt dieser Meisterschaft zur ersten Finalissima seit zehn Jahren kommt. Es ist die letzte Chance der Ostschweizer. Sie empfangen am Freitag Neuchâtel Xamax, dessen Abstieg nicht rechnerisch, aber in der Praxis besiegelt ist. An einem Sieg des FCSG ist nicht zu zweifeln.
Die Young Boys dagegen spielen am Freitag sozusagen gegen die Finalissima. Sie haben es in den Hand, ihre dritte Beteiligung an einem finalen Duell zu vermeiden. Dies würden sie tun, indem sie bei Sion gewinnen. (ram/sda)
Trotzdem eine unglaubliche Saison von St. Gallen. Ich habe nur Bewunderung übrig für Sutter, der mit Spielern die auf dem Abstellgleis waren, einen Meisterkandidaten geformt hat. Das Gerüst bleibt dazu mehr oder weniger zusammen, daher ist in den nächsten Jahren einiges möglich...