Von «wahnsinnig vielen Verletzten» sprach Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge nach der Ankunft in Porto. Doch die Führungsriege des deutschen Meisters hat sich darauf geeinigt, darob nicht ins Lamentieren zu geraten. Trainer Pep Guardiola meinte bloss, man habe genug über die Situation gesprochen. Er verzichtete bewusst darauf, die Abwesenden aufzuzählen.
Dann übernehmen wir diese Aufgabe für ihn. Auf dem Flug in die portugiesische Hafenstadt fehlten Arjen Robben, Franck Ribéry, Bastian Schweinsteiger, David Alaba, Medhi Benatia und Javi Martinez – immerhin Personal im Wert von knapp 200 Millionen Euro. «Es geht darum, mit den Spielern, die da sind, eine Einheit zu bilden. Wir haben Vertrauen in die Gruppe», verkündete Thomas Müller, mit fünf Toren der erfolgreichste Bayern-Torschütze in der laufenden Champions-League-Saison.
Die Auswärtssiege in Dortmund und besonders im Cup gegen Leverkusen haben der dezimierten Truppe Selbstvertrauen und Kraft für den nächsten Auftrag in Europa eingeflösst. «Die Spielverläufe waren so, dass man als Gruppe zusammenrückt», betonte Müller. Das stimmt auch Rummenigge zuversichtlich: «Die Mannschaft macht das grossartig. Sie holt sich zum Teil unglaublich viel Kraft, indem sie sich mit diesem Teamgeist, mit diesem Spirit hochzieht.»
Für Guardiola ist klar, dass seine Mannschaft in Porto gefordert sein wird. Der Spanier hält viel vom 27-fachen portugiesischen Meister, er attestiert dem Aussenseiter «hohes Spielniveau». Die Münchner Delegation reiste einen Tag früher als normal zum Auswärtsspiel an und unterstrich damit die Schwierigkeit der Aufgabe. Wenn man sich die Leistung des FC Porto im Achtelfinal gegen Basel in Erinnerung ruft, kann man sich durchaus vorstellen, dass der derzeitige Meisterschafts-Zweite Portugals selbst die Bayern fordern kann.
Zweimal konnte sich Bayern München in einem Europacup-Viertelfinal gegen den FC Porto durchsetzen: 1991 im Cup der Landesmeister und 2000 in der Champions League. Das wichtigste Duell zwischen den beiden ging allerdings 1987 an die Portugiesen, als sie sich im Meistercup-Final in Wien durchsetzten. Das Absatztor des Algeriers Rabah Madjer ging in die Fussballgeschichte ein:
Für Thomas Müller ist dieses Resultat indes kein Grund, in Ehrfurcht zu erstarren: «Da war ich noch nicht auf der Welt.» Müller verbindet ganz andere Gefühle mit Portugal. Auf dem Weg zum WM-Titel im letzten Sommer schoss er beim 4:0 gegen Ronaldo und Co. drei Treffer. (ram/si)