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Fussball Der CAS spricht Manchester City frei – jetzt hagelt es Kritik

epa08534953 Riyad Mahrez (L) of Manchester City celebrates with teammates after scoring the 2-0 lead during the English Premier League soccer match between Manchester City and Newcastle United in Manc ...
Grund zur Freude: Manchester City darf auch in der nächsten Saison in der Champions League spielen.Bild: keystone

«Eine Katastrophe» und «RIP FFP» – so reagiert die Fussball-Welt auf den City-Freispruch

14.07.2020, 10:45
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Am Montag hat der internationale Sportgerichtshof (CAS) hat die zweijährige Europacup-Sperre gegen Manchester City aufgehoben. Damit werden die «Citizens» auch im kommenden Jahr in der Champions League antreten dürfen.

Während sich ManCity über das Aufheben der Sperre freute, waren viele Vertreter aus der Fussball-Welt nicht zufrieden mit dem Urteil. Von allen Seiten hagelte es Kritik für den CAS und die milde Strafe gegen den englischen Vizemeister.

Javier Tebas (Präsident von LaLiga)

Tebas, der Chef der spanischen Primera Division, sparte nicht mit Kritik an den CAS. «Wir müssen neu beurteilen, ob der CAS die richtige Stelle ist, um institutionelle Entscheidungen im Fussball zu fällen», kritisierte der Spanier. Der internationale Gerichtshof in Lausanne entspreche nicht den Schweizer Werten, so Tebas weiter: «Die Schweiz ist ein Land mit einer grossen Geschichte, was Urteile angeht. Der CAS entspricht aber nicht diesem Standard.»

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LaLiga-Boss Tebas schiesst heftig gegen den CAS.Bild: EPA

Gary Lineker (ehemaliger Fussball-Spieler)

Der ehemalige englische Nationalspieler sieht das Urteil als Rückschlag für die UEFA. «Ich sehe nicht, wie die Regeln des Financial Fair Plays das überleben können», so Lineker auf Twitter und ging noch einen Schritt weiter: «Wird die UEFA die Konsequenzen überleben können?»

Dietmar Hamann (ehemaliger Spieler bei Manchester City)

Auch der ehemalige deutsche Nationalspieler und heutige Experte hatte kein Verständnis für den Entscheid des CAS. Das Urteil sei Fatal, so Hamann gegenüber der «Münchner Abendzeitung»: «Heute ist kein guter Tag für den Fussball, die Auswirkungen könnten verheerend sein. Es sollte in diesen Zeiten eher Aufgabe der Verbände und Grossklubs sein, sich dem Fan wieder anzunähern. Wenn sich der Fan vom Fussball abwendet, haben wir alle ein Problem.»

Auch die UEFA müsste sich fragen, ob die richtigen Leute für das Financial Fair Play verantwortlich sind, so Hamann weiter. Sonst drohte eine Situation «wie im Wilden Westen».

Bildnummer: 03151912 Datum: 29.09.2007 Copyright: imago/Sportimage
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Dietmar Hamann (rechts) spielte von 2006 bis 2009 für Manchester City.bild: imago images / sportimage

Christian Müller (Mitentwickler des FFP)

Müller, der einst Finanzchef der Deutschen Fussball Liga und eine der treibenden Kräfte an der Ausarbeitung der Financial-Fairplay-Regeln der UEFA, reagierte erschrocken und mit ungewöhnlich heftiger Kritik auf den CAS-Entscheid zum Europacup-Startrecht für Manchester City.

«Ich bin wirklich fassungslos und total enttäuscht. Es ist eine Katastrophe, das Waterloo für die Sportregelwerke. Eine Busse von zehn Millionen Euro ist einfach eine Lachnummer, das hätte man sich auch sparen können», sagte Müller in der Sendung «ARD Radio Recherche Sport».

Müller hat gemäss eigener Aussage «aus dem Hause der UEFA oder des europäischen Fussballs in Nyon», gehört, dass ein «unglaublich hoher Druck aufgebaut wurde von Manchester City und dass die Anwälte wirklich bis an die Zähne bewaffnet aggressiv aufgetreten sind». Es hätten «Einschüchterungsversuche» stattgefunden, sagte der 56-Jährige in dem ARD-Interview.

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Müller kann nicht glauben, dass Manchester City freigesprochen wurde.Bild: keystone

Antoine Duval (Experte für Europäisches und Internationales Sportrecht)

Duval sieht das Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs ebenfalls sehr kritisch. «Als Image bleibt hängen: Grosse Klubs, die sich teure Anwälte und kreative Wirtschaftsprüfer leisten können, die kommen viel besser mit den Financial-Fairplay-Regeln zurecht als mittlere und kleinere Klubs, die sich diese Anwälte und Buchhalter nicht leisten können», meinte Duval. Das Financial Fairplay scheine seiner Meinung nach «tot oder im Koma zu sein».

Fussball-Fans

Auch auf den sozialen Medien war der Entscheid des CAS ein grosses Thema. Der grösste Teil der Fussball-Fans zeigte sich enttäuscht über die Citys Begnadigung. Viele Twitter-User zeigten ihre Enttäuschung unter dem Hashtag #RIPFFP.

(dab/sda)

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35 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Linus Luchs
14.07.2020 11:07registriert Juli 2014
Fussball, ein Spiegel der Welt. Die, die das Geld haben, bestimmen. Fairplay hat gegen Profitgier keine Chance.

Es liegt an uns Fussballliebhabern, das Opfer zu bringen: Dem perversen Fussballgeschäft den Stinkefinger zeigen, nicht mehr hingehen, nicht mehr schauen.
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Atavar
14.07.2020 11:03registriert März 2020
Dabei hat der CAS doch einfach das getan, was wir in der Schweiz (auch) gut können: dem Geldfluss keine Steine in den Weg gelegt.

Dass die spanische Liga in der Person von Tebas sich dazu äussert ist durchaus als Ironie der Geschichte zu verstehen. Weil die spanischen Topklubs so solid haushalten...
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miro1604
14.07.2020 11:01registriert März 2017
Eine Schande
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